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Monitoring rechts-alternativer Medienstrategien Einordnung relevanter Social Media-Plattformen: Telegram

Martin Sellner ist mit seinem Kanal "Telegramelite" einer der reichweitenstärksten rechts-alternativen Akteure auf Telegram; darin u.a.: Rassistische Aktionen. // Martin Sellner’s “Telegramelite” [Telegram elite] is one of the most far-reaching German-speaking alternative-right channels on Telegram; including among others racist campaigns . (Quelle: Screenshot)

 

Größenaufteilung der im Monitoring von de:hate ausgewerteten Telegram-Kanäle

Bedeutung:

Dark Social-Plattformen wie der Instant Messaging-Dienst Tele-gram sind für die rechts-alternative Szene attraktiv, da hier Nachrichten und Inhalte sowohl relativ sicher als auch ungestört von jeglicher inhaltlichen Moderation geteilt werden können. Telegram, gegründet in Russland, nun Hauptsitz in Dubai, hat 200 Millionen User weltweit, für Deutschland liegen keine Zahlen vor. Zwar werden ausgewählte Telegram-Kanäle – unter anderem solche mit rechtsextremen Inhalten – auf Apples iPhones gesperrt; doch selbst dafür gibt es mittlerweile Umgehungslösungen, so dass solche Maßnahmen nur symbolisch, nicht aber praktisch wirken. Problematisch ist außerdem, dass Transparenz darüber fehlt, nach welchen Kriterien das große Hightech-Unternehmen Inhalte sperrt. Organisierte Rechtsextreme bevorzugen Telegram vor WhatsApp, da WhatsApp ein Gruppenchat-Limit von 256 Mitgliedern hat, Telegram-Gruppen aber bis zu 200.000 Mitgliedern fassen und Telegram-Kanäle unbegrenzt viele Abonnent*innen halten können. Die US-amerikanische Neonazi-Web-site „Daily Stormer“ empfahl der Leserschaft etwa Mitte 2018 ausdrücklich, von nun an Telegram zu nutzen. Und schon bevor es Rechtsextreme für sich entdeckten, wurde Telegram von islamistischen Terrorgruppen genutzt.20Doch selbst Telegram weist mittlerweile darauf hin, dass es die IP-Adresse und Telefonnummer von Terrorverdächtigen im Falle einer gerichtlichen Anordnung preisgegeben werde.

Größenaufteilung der im Monitoring von de:hate ausgewerteten Telegram-Gruppen

Radikalisierung:

Als typisches Fallbeispiel für die rechtsextreme Nutzung von Telegram dient wiederum der Kanal von IB-Frontmann Martin Sellner. Da er 2019 von großen Social Media-Plattformen wie Facebook und Instagram gesperrt wurde, wich er auf Telegram aus – offensichtlich mit Erfolg, denn sein Kanal umfasst über 35.000 Abonnent*innen (Stand: September 2019). Neben Ankündigungen, Links zu seinen YouTube-Videos und Memes oder Videos zum Teilen, die er eigens für den Kanal erstellt, rief Sellner unter anderem dazu auf, Gruppen im jeweiligen lokalen Umfeld zu gründen. Telegram bietet die Möglichkeit, andere Telegram-User*innen in der näheren Umgebung aufzuzeigen – dies können sich rechtsextreme Kanäle zur Vernetzung zu Nutze machen. Aber auch in Deutschland organisieren sich gewalttätige rechtsextreme bis rechtsterroristische Gruppierungen in geschlossenen Gruppen auf Telegram. So vernetzte sich hier die nationalsozialistische Gruppierung „Nordadler“. Auch das rechtsextreme Prepper-Netzwerk mit Bundeswehr- und Polizei-Beteiligung „Nord-/Ost-/Süd-/West-kreuz“ und „Revolution Chemnitz“ organisierten sich hier und planten Anschläge, teilweise sehr konkret.

Funktionen der ausgewerteten Gruppen und Kanäle auf Telegram

 

Themen der ausgewerteten Gruppen und Kanäle auf Telegram

 

 


Die Übersicht der Social Media-Plattformen

Der Artikel ist Teil einer Übersicht der Social Media-Plattformen, die für das Monitoring von Aktivitäten der rechtspopulistischen bis rechtsextremen Online-Szene für das Projekt de:hate der Amadeu Antonio Stiftung relevant sind. Allgemein ist festzuhalten, dass unterschiedliche Plattformen für unterschiedliche Zwecke und Interessen genutzt werden. Auch wird je nach Plattform ein anderes Publikum angezogen. So nutzen die über 30-Jährigen mit Abstand am meisten Facebook, während bei Jugendlichen Instagram die meistgenutzte Plattform ist.

Grob lässt sich unterscheiden zwischen den großen, öffentlichen Plattformen und dem sogenannten Dark Social, also Messenger-Diensten mit geschlossener Kommunikation. Auf letzteres wird zunehmend ausgewichen, da plattformeigene Richtlinien seit 2018 konsequenter durchgesetzt werden und neue Richtlinien ergänzt wurden, wie das Verbot von Inhalten zu „White Nationalism“ oder das Bannen von „Identitären“-Accounts als Hassorganisation auf Facebook und Instagram. Dadurch werden extreme Inhalte weniger offen beziehungsweise nur mit an die Regeln angepasster Sprache auf den großen Plattformen besprochen.

Für das Monitoring werden sämtliche Phänomene vom rechtspopulistischen bis zum rechtsextremen Spektrum einbezogen. Dafür werden ausgewählte Kanäle regelmäßig überprüft und auf algorithmische Unterstützung gesetzt. Nach bedeutsamen Ereignissen werden Kanäle zielgerichtet auf relevante Informationen hin untersucht.


Dieser Text ist ein Auszug aus der Broschüre

Amadeu Antonio Stiftung (Hrsg.):
Alternative Wirklichkeiten. Monitoring rechts-alternativer Medienstrategien
Erscheinungsjahr: 2020

Titelbild der Broschüre: „Alternative Wirklichkeiten“ der Amadeu Antonio Stiftung

PDF zum Download: Monitoring_2020_web

Print-Exemplar bestellen: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/alternative-wirklichkeiten/

Alle Artikel aus der Broschüre auf Belltower.News:

https://www.belltower.news/lexikon/alternative-wirklichkeiten/

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