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Nach Hammerskins-Verbot Reaktionen vom rechten Rand

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Vom "III. Weg" bis Rechtsrock-Musiker: Die Reaktionen auf das Hammerskins-Verbot (Quelle: Screenshots/Belltower.News-Collage)

Einen Tag nach dem Verbot des Neonazi-Netzwerkes „Hammerskins“ samt bundesweiten Razzien herrscht in der rechtsextremen Szene eine auffällige Stille: Von Compact über Sezession bis Junge Freiheit ist noch keine Zeile dazu zu lesen. Die Kader der umfirmierten NPD, jetzt „Die Heimat“, oder deren Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ halten sich bedeckt. Von Szenegrößen wie Thorsten Heise oder Martin Sellner ist kein Mucks zu hören. Und auch die Führungsriege der AfD thematisiert das Verbot der Hammerskins bislang nicht.

Doch die Mauer des Schweigens wird von einigen wichtigen Akteuren der Szene durchbrochen. Der rechtsextreme Sicherheitsblog „SFN“ nennt das Verbot der Hammerskins eine „Verzweiflungstat der Antifa-Ministerin“ Nancy Faeser. Die Entscheidung sei so kurz vor der Landtagswahl in Hessen, bei der Faeser kandidiert, politisch motiviert. Und die Hammerskins würden verboten, „nur weil deren Mitglieder gerne zusammen Musik hören und einheitliche Kleidung tragen“.

Das Verbot sieht „SFN“ dennoch als „Niederlage“ für die Bundesregierung, denn Unterdrückung werde „zum bloßen Instrument für den Machterhalt“. „Diese Schwäche können wir für uns nutzen, damit die Repression zum Bumerang wird“, heißt es weiter. Wie das genau funktionieren soll, erfährt man allerdings nur, wenn man das Buch „Deutschland retten! Eine Ermutigung zum Mitmachen“ des NRW-Kaders Sascha Krolzig (früher „Die Rechte“, heute „Die Heimat“) liest, das es praktischerweise im Webshop von „SFN“ zu kaufen gibt.

Auch die neonazistische Kleinpartei „Der III. Weg“ vermutet in einem Beitrag auf ihrer Webseite ein Wahlkampfmanöver hinter dem Verbot der Hammerskins. Allerdings will die Partei gleichzeitig die Bedeutung ihrer rechtsextremen Konkurrenten herunterspielen. Die Hammerskins seien seit einigen Jahren nicht mehr durch politische Aktivitäten aufgefallen, seien zuletzt sogar aus dem Verfassungsschutzbericht verschwunden: „Es gab keine erkennbare Teilnahme an Demonstrationen, keine Flugblattverteilungen, nicht einmal eine nennenswerte Internetpräsenz“, sagt „Der III. Weg“ über das bewusst klandestin und konspirativ agierendes Netzwerk.

„Der III. Weg“ sieht im Verbot also vor allem übertriebene Symbolpolitik. Die Hammerskins dürften vielen „Anti-Rechts-Kämpfern“ ein Begriff sein und seien „eine der Organisationen, die im Lehrbuch ‚Rechtsextremismus‘ nicht fehlen dürfen, neben vermeintlichen ‚Nazi-Geheimcodes‘ und Symbolen wie dem Hakenkreuz, 88 oder den ‚14 Wörtern‘“, heißt es weiter. Daher habe das Verbot „in entsprechenden Kreisen“ durchaus für Aufsehen gesorgt, schreibt „Der III. Weg“. In Wirklichkeit seien die Hammerskins aber eher nur „nationalistische Konzertveranstalter“, die nichts Böses vorhätten.

Ein bisschen Humor, gewollt oder ungewollt, darf aber auch beim „III. Weg“ nicht fehlen. Über die Begründung des Bundesinnenministeriums für das Verbot schreiben die Neonazis etwa: Der Vorwurf, dass die Hammerskins gegen den „Gedanken der Völkerverständigung“ vorgingen, sei absurd. Denn Innenministerin Faeser sagt ja auch, es würde sich bei den Hammerskins um eine „international agierende Neonazivereinigung“ handeln. „Der III. Weg“ dazu: „Setzt eine länderübergreifende Zusammenarbeit nicht eine gewisse Form der ‚Völkerverständigung‘ voraus?“

In dem Verbot sieht „Der III. Weg“ aber, ähnlich wie SFN, offenbar auch eine Chance. Oder genauer: Eine Rekrutierungsmöglichkeit. Der Beitrag endet mit einem Appell: Eine Lehre aus dem Verbot müsse sein, „dass es kein Verstecken gibt und man den Staat auch nicht durch den Verzicht auf politischen Aktivismus befriedigen kann“. Deshalb müsse man sich „in die nationalrevolutionäre Bewegung“ einreihen und aktiv werden.

Stefan Raven, angeblicher „Antifa-Aussteiger“ und Möchtegern-Verschwörungsinfluencer am rechten Rand, versucht es auf seiner Webseite mit einem Schenkelklopfer zum Hammerskins-Verbot. Im Artikel, den er schon zu Beginn mit dem Wort „Satire“ deutlich kennzeichnet, falls seine Leserschaft nicht imstande ist, den Humorfaktor zu erkennen, schreibt er: Innenministerin Nancy Faeser habe die spontane Idee gehabt, die „kriminelle Hammerbande“ zu verbieten – eine Anspielung auf den sogenannten „Antifa Ost“-Prozess rund um Lina E., der vorgeworfen wurde, Neonazis mit Hammern zu attackieren.

„Doch versehentlich wurden die Hammerskins verboten“, so die Pointe von Raven. Letztere seien nämlich gar nicht kriminell, schreibt er weiter über die gewaltbereite, militante Neonazi-Organisation, sondern „eine Gruppe von Menschen, die sich ihrer Musik und auch Konzerten gewidmet haben“. Geteilt wurde der Beitrag etwa vom Thüringer Neonazi und Rechtsrock-Veranstalter Tommy Frenck auf Telegram.

Frank Kraemer, Gitarrist der Rechtsrock-Band Stahlgewitter, in der auch der Hammerskins-nahe Frontmann von Division Germania mitspielt, nennt auf Telegram und der Plattform X (früher Twitter) das Verbot der Hammerskins eine „Opferverhöhnung“: „Was werden sich die Eltern der missbrauchten 13-Jährigen wohl denken, würden sie diesen Post lesen?“, schreibt er in Bezug auf den Fall eines Mädchens, das in einem Kölner Schwimmbad sexuell missbraucht wurde. „Die Gruppe trat vor allem mit konspirativ organisierten Musikveranstaltungen auf“, zitiert Kraemer die Tagesschau. „Dagegen ist die Gruppenvergewaltigung einer 13-Jährigen nicht der Rede wert.“

(Quelle: Screenshot/Instagram)

Auch Philipp Neumann, Sänger der Hammerskins-nahen Band Flak, hat sich bereits öffentlich zu den Razzien im Zuge des Hammerskin-Verbots geäußert, von denen er selbst betroffen war, wie Belltower.News berichtete. Hausdurchsuchungen seien aber kein Grund, nicht zum Training zu gehen, schreibt der Neonazi auf Instagram und teilt ein „Keep Calm and Work Out“-Bild. Dazu der Hashtag #keineausreden.

Das Handy von Neumann wurde offenbar beschlagnahmt, deshalb solle man ihn erstmal nur über Instagram oder seine Partnerin „Leni“, die 2022 zum gescheiterten Schwurblerhit „Spazier mit mir!“ mit Proto NDS, Runa und Flak beigetragen hat, über Threema kontaktieren. So hieß es zumindest, bevor Neumann den Instagram-Beitrag bearbeitete und diese Stelle wieder löschte. So wirkt der Post wie ein verzweifelter Versuch, angesichts eines herben Rückschlags Resilienz auszustrahlen. Bei manchen Usern kommt das gut an: „Bin zwar schon seit bald 10 Jahren raus, im Geiste gestern zu 100% bei EUCH!“, kommentiert etwa Adrian aus der Schweiz, der heute Teil eines „völkisch-heidnischen Kulturkreises“ ist.

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