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NDS Rechtes-Rap-Trio verlegt Konzert von Nazi-Kneipe unter Autobahnbrücke

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"Neuer Deutscher Standard" verlegt Konzert von Nazi-Kneipe unter Autobahnbrücke (v.l.n.r.: "Primus", "Menx", "Prototyp") (Quelle: Wikipedia, Screenshot Instagram)

Am vergangenen Samstag, den 14. Mai wollte die „patriotische“ Rap-Combo „Neuer Deutscher Standard“ (NDS) ihr erstes Livekonzert seit langem spielen. Angekündigt waren die Rapper „Prototyp“, mit echtem Namen Kai Naggert, Andre „Primus“ Laaf, und Tino „Menx“ Datze. Stattfinden sollte es in Naumburg (Sachsen-Anhalt). Aus dem Konzert wurde nichts, stattdessen trafen sich einige unter einer Autobahnbrücke mit Würstchen und Alkohol. Im Nachgang gaben zwei Drittel des rechten Rap-Trios ihren Austritt bekannt.

Die Konzert-Location: „Lokal Adolf Hitler“?

Der Zwist zwischen den rechten Rappern entstand wohl wegen der Konzert-Location, die die rechten Rapper eigentlich geheim halten wollten. Der Blog Recherche Jena SHK veröffentlichte jedoch einen Tag vor Konzertbeginn den genauen Ort, die Neonazi-Szenekneipe „Lokal 18“. Der Name und das Logo der von Andreas Segieth als Inhaber geführten Kneipe sind dabei wohl kaum zufällig gewählt: Die 18 steht in der rechtsextremen Szene für „Adolf Hitler“ und das Logo-Design erinnert stark an jenes von „Combat 18“ (C18, Kampfgruppe Adolf Hitler). „Combat 18“ ist eine terroristische Organisation, die als bewaffneter Arm des neonazistischen Netzwerkes „Blood & Honour“ gilt. Beide Gruppierungen sind in Deutschland verboten. Ziel der militanten Aktivist:innen ist die Vorherrschaft der „weißen Rasse“ in einem Führerstaat nach nationalsozialistischer Prägung. 

Das Logo des „Lokal 18“ ähnelt dem Design von „Combat 18“

Eine beeindruckende Location, die sich die Rap-Crew vom NDS hier ausgesucht haben, versuchen sie sich doch stets im Mantel vermeintlicher Bürgerlichkeit zu tarnen. Das rechtsextreme Rap-Projekt kommt aus der Szene der sogenannten „Identitären Bewegung“ (IB). Ursprünglich war „NDS – Neuer Deutscher Standard“ der Titel eines 2019 veröffentlichten Rechtsrap-Songs von Chris Ares (bürgerlich Christoph Aljoscha Zloch) und Kai Naggert. Im selben Jahr gründete Ares mit NDS ein neurechtes Musiklabel. Ares, der vom bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz als Rechtsextremist eingestuft wird, landete mit seinen völkischen Songs einige Top-Platzierungen in verschiedenen Charts. Als jedoch große Plattformen seine Musik Mitte 2020 von ihren Seiten nahmen, erklärte Ares seinen Rückzug als Rapper und Aktivist, ausgestiegen aus der rechtsextremen Szene ist er damit aber noch nicht.

Übrig blieben einige Rapper, die im Windschatten von Ares’ Erfolg, ebenfalls zum NDS stießen. Naggert etwa, der lange Zeit Aktivist im NRW-Ableger der IB, „Defend Ruhrpott“, war. Eigentlich war er seit Mitte 2018 verantwortlich für die patriotische Dating App „Patriot Peer“, ein „Tinder“ für Rechtsextreme. Der IT-Kenner sollte die App auf den Markt bringen. Doch bis heute hat „Patriot Peer“ nicht den Weg in den Android und IOS Store geschafft. Nach einer mäßig erfolgreichen Karriere als unlustiger-neurechter Straßen-Komödiant begann er seine Rap-Karriere. Später stieß noch Andre „Primus“ Laaf und Tino „Menx“ Datze dazu.

Die Konzertabsage: Können „die Location nicht mehr benutzen“.

Am vergangenen Samstagabend sollte dann, nach langer Zeit ohne Live-Auftritte, wieder ein patriotisches Rap-Konzert stattfinden. Doch gegen 15.30 Uhr versendeten die drei rechten Rapper kurze Video-Botschaften, in denen sie bedröppelt dreinblickend ihr Konzert absagten. Sie könnten „die Location nicht mehr benutzen“.

Konzertpublikum zieht unter eine Autobahnbrücke

Teile des bereits eingetroffenen Publikums und Naggert zogen dann unter eine Autobahnbrücke zwischen Naumburg und Roßbach. Die Polizei teilte Belltower.News mit, das Ganze habe den Eindruck einer Grill-Veranstaltung erweckt.  

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Am Montagabend, dem 16. Mai, veröffentlichte dann Andre „Primus“ Laaf ein kurzes Statement auf Instagram. Er sagt, erst vor Ort habe er bemerkt, dass ihm die Konzert-Location „zu extrem“ sei. Er distanziere sich „in jeglicher Form von Extremismus“. Man sei sich als „NDS-Künstler nicht einig geworden“. Daher sei er nun kein Teil mehr von NDS. Einen Tag später zog der Bayreuther Tino „Menx“ Datzer nach und kündigt an, weiter Musik mit „Primus“ machen zu wollen.

Der einzige Verbliebene des ehemaligen Trios ist damit der Selbstdarsteller Kai Naggert. Er äußerte sich über den Abgang von „Primus“ und erklärt, dass er eine andere Definition von Extremismus habe. Den Abgang wolle er als Chance nutzen, NDS neu aufzustellen. „Die Zukunft von NDS ist auf jeden Fall politisch und wird es auch bleiben“, kündigt Naggert an.

Von der IB zum Rechtsrock – Ein kurzer Weg

Damit scheint dann wohl klar zu sein, in welche Richtung sich der vermeintlich nur „patriotische Rap“ hinentwickelt, nämlich zum rechtsextremen NS-Rap. Verbindungen in die Rechtsrock-Szene scheint es bereits zu geben, vermutet der Musikwissenschaftler Thorsten Hindrichs gegenüber Belltower.News: „Besonders zum Rechtsrock-Strippenzieher Philipp Neumann gibt es bereits gute Kontakte.“ Neumann ist der Frontsänger der international bekannten Rechtsrockband „Flak“ und bestens vernetzt in die rechtsextreme Musik-Szene.

Anfang des Jahres veröffentlichte „Flak“ einen gemeinsamen Track für die Pandemieleugner:innen-Szene mit Kai Naggert und „Runa“, die mit bürgerlichem Namen Ramona Naggert heißt. Ramona war lange Zeit die Ehefrau von Kai Naggert und als Sängerin ebenfalls bei NDS, bevor sie Ende 2021 die Trennung von Rapper und Label bekannt gab.

Nach ihrer Trennung von Kai Naggert und NDS ist „Runa“ nun beim Rechtsrock-Label „Sub:Version“ unter Vertrag. Jenes Label will „heimatverbundenen“ Menschen eine Plattform bieten. „Sub:Version ist mehr oder weniger eine Filiale des Rechtsrock-Labels ‘Rebel Records‘“, erklärt Hindrichs, „denn ‚Rebel Records‘-Chef Martin Seidel ist zur Hälfte Anteilseigner von ‚Sub:Version‘. Damit sind wir mitten in der harten Rechtsrock-Szene.“ Der neonazistische Geschäftsmann Seidel sei neben Thorsten Heise in die Organisation des rechtsextremen Musikfestivals „Schild und Schwert“ eingebunden. Hindrichs beobachtet, wie besonders „Rebel Records“ mit dem seichteren anmutenden Label „Sub:Version“ den „neuen Markt“ – mit nicht ganz so expliziter Musik für die verschwörungsideologische Szene besetzen möchte.

Dass die versuchte Trennung zwischen neonazistisch und „nur“ patriotisch, auf Dauer nicht aufrecht zu halten ist, wird am jüngsten Beispiel von NDS deutlich, deren Livekonzert im „Lokal Adolf Hitler“ stattfinden sollte.

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