In vielen Formen treffen Benutzer_innen auf explizit rassistische und flüchtlingsfeindliche Aussagen und Kommentare, oder beteiligen sich aktiv selbst daran. Schon lange agitieren Rechtsextreme und Kameradschaften in Sozialen Netzwerken, besetzen gezielt Themen – beispielsweise Heimatschutz – rekrutieren Gefolgschaft und verbreiten rechtsideologisierte Propaganda. Im Zuge der Flüchtlingsdebatte zeigt die Strategie nun Wirkung: Rechtsextreme Sprache und Bilder haben sich in kurzer Zeit über die Sozialen Medien im gesellschaftlichen Mainstream re-etabliert und sind normal im täglichen Gespräch über Flucht und Migration geworden. Gerade junge und weniger informierte Menschen können von der Hassrede gegen Flüchtlinge in den Sozialen Medien beeinflusst werden. Oft wirken nämlich diejenigen, die Hass gegen Flüchtlinge verbreiten, in der Mehrheit. Sie sind lauter, dominanter und schüchtern damit auch ganz gezielt ein.
Soziale Medien ermöglichen Austausch und Vernetzung und können eben auch zur Verbreitung rassistischer Hetze und Rekrutierung eingesetzt werden. Im schlimmsten Falle führt dies auch zu konkreter Gewalt – nicht online, sondern offline. Clausnitz, Freital und andere Orte sind dafür Zeuge. Gerade auch weil sich die Hetze zwangsläufig in reale Gewalt gegen Menschen übersetzt, sind viele Nutzer_innen von der Wucht menschenverachtender Hetze gegen Flüchtlinge schlicht überwältigt. Sie wollen gegen die rechte Hetze vorgehen, handeln, widersprechen, wissen aber nicht genau wie.
In dieser Broschüre werden die Möglichkeiten ausgelotet, rassistischer Hetze entgegenzutreten. Wie melde ich rassistische Beiträge? Wie kann ich eine Anzeige machen? Was muss ich dabei beachten? Und was muss ich tun, wenn ich selbst ins Fadenkreuz gerate? Die Broschüre richtet sich an alle Interessierten und die vielen engagierten Flüchtlingshelfer_innen, die sich gegen rassistische Hetze online wehren wollen, die sich eine Übersicht verschaffen wollen zu der großen Frage: Was tun? Denn es gibt viele verschiedene Möglichkeiten Hass zu begegnen: Löschen, Blocken, Ignorieren, Diskutieren, Gegenrede, Strafverfolgung. Entsprechend gibt die Broschüre einen Überblick, wie rassistische Hetze erkannt, gemeldet und angezeigt werden kann. Aber auch Selbstschutz und das Veröffentlichen rassistischer Hetze werden thematisiert. Die Handreichung entstand im Rahmen des Projekts no-nazi.net.
Aus dem Inhalt:
Aber zuerst: Rassistische Hetze gegen Flüchtlinge überhaupt erkennenHass auf Geflüchtete in Sozialen NetzwerkenA. Melden und AnzeigenB. Counterspeech: Hetze entgegentreten und sich organisierenArgumentationsstrategienFakten gegen die GerüchtekücheHass auf Geflüchtete – »Nein zum Heim«-SeitenWer befeuert den Hass auf Geflüchtete in Sozialen Netzwerken strategisch?Mit Fakten gegen Vorurteile: DebunkingC. Selbstschutz und Empowerment Literatur
Online hier: http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/onlinehetze
*Hinweis: Der Begriff »Flüchtlinge« ist umstritten und aus verschiedenen Gründen problematisch. Wir haben uns aus Zugänglichkeitsgründen für diese Broschüre dennoch dazu entschieden, den Begriff zu verwenden.
Download
Die Broschüre „Hetze gegen Flüchtlinge in Sozialen Medien – Handlungsempfehlungen“ wurde durch das Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend und die Freudenberg Stiftung gefördert. Sie kann kostenfrei bei der Amadeu Antonio Stiftung bestellt oder im Internet heruntergeladen werden:
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/hetze-internet.pdf