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Nova Festival Solidarität im Technoclub

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Im Berliner Club ://about blank findet am Samstag eine Soliparty statt. (Quelle: picture alliance / PIC ONE | Ben Kriemann)

Nachdem am 7. Oktober über 350 Besucher*innen des israelischen Nova Festivals ermordet und 40 als Geiseln verschleppt wurden, blieb es in der Berliner Technoszene größtenteils still. Solidarität? Meistens Fehlanzeige. Doch das wollen nicht alle so stehen lassen. Das „Kollektiv für Emanzipation und Solidarität“ (KES) fordert an unterschiedlichen Fronten Solidarität mit den Opfern des islamistischen Terrors und positioniert sich immer wieder gegen jeden Antisemitismus.

Schon zum zweiten Mal veranstaltet die Gruppe am 24. August 2024 eine „Nova Soliparty“ im Berliner Technoclub ://about blank. Wir haben mit KES über Differenzierung, BDS und Solidarität auf dem Dancefloor gesprochen.

Belltower.News: Die Reaktionen der Technoszene auf den Terror vom 7. Oktober, insbesondere den Angriff auf das Nova Festival, waren eher enttäuschend. Solidarität blieb aus. Hat sich das mittlerweile geändert?
KES: Als im Mai die erste Nova Soli Party stattfand, haben viele der Gäste uns mitgeteilt, dass sie sich sehr über unsere Initiative gefreut haben, weil sie sich an vielen Orten in Berlin nicht mehr willkommen fühlten. Wir vermuten, dass sich die Situation – aufgrund der Normalisierung von Boykottkampagnen wie dem BDS und der weiteren Zuspitzung der antisemitischen Stimmung – höchstwahrscheinlich nicht verbessert hat. Generell nehmen wir wenig laute Stimmen aus der Club- und Festivalszene wahr, die sich mit der Nova Community und Betroffenen von Antisemitismus solidarisieren. Gleichzeitig gibt es natürlich auch viele Menschen, Clubs und Initiativen, die aktiv daran arbeiten das zu ändern. Auch die Nova Party wäre ohne die – häufig unentgeltliche – Unterstützung zahlreicher Menschen in dieser Form nicht möglich.

Was habt ihr auf der Party am 24. August vor und worum geht es?
Die Überlebenden des Nova Festivals haben sich geschworen: „We will dance again“. Dieser Form von Widerständigkeit und gelebter Solidarität möchten wir einen Raum geben: Diejenigen mit Bezug zum Nova Festival sollen die Möglichkeit erhalten, auch hier in Berlin das Leben zu feiern. Die Party soll auch zeigen: Wir haben die Ermordeten und immer noch als Geisel gefangenen nicht vergessen!

Ebenso geht es auch darum solidarische Menschen zusammenzubringen, daher gibt es zahlreiche Stände von verschieden politischen Gruppen, die ihre Arbeit vorstellen werden. Außerdem werden auch Spenden gesammelt, die nicht nur die Nova Community weltweit, sondern auch Betroffene von Antisemitismus hier vor Ort unterstützen sollen. Nicht zuletzt kann die Party hoffentlich einen Impuls an die Club- & Festivalszene geben: Der größte Anschlag auf ein Elektrofestival, den es je gegeben hat, darf nicht in Vergessenheit geraten!

Wohin gehen die Spenden?
Die Spenden gehen an SafeHeart, eine Organisation, die sich nach dem 7. Oktober gegründet hat und den Überlebenden des Massakers und ihren Angehörigen psychologische Unterstützung bietet. Zudem sammeln wir Spenden für OFEK, eine Beratungsstelle für Betroffene von antisemitischer Gewalt und Diskriminierung.

Was ist eigentlich KES Berlin?
Wir – ‚Kollektiv für Emanzipation und Solidarität‘ (KES) – haben uns als linke Gruppe mit dem Anspruch gegründet, Kämpfe gegen Antisemitismus, Rassismus und allen weiteren Diskriminierungs – & Unterdrückungsverhältnissen nicht gegeneinander auszuspielen. Dabei geht es uns nicht nur um praktische Solidarität, durch z.B. die Nova Partys oder die feminism unlimited Demo zum 8. März, sondern auch um Einflussnahme auf den Diskurs. Wir versuchen, den enorm polarisierten Debatten rund um Antisemitismus, Rassismus, Palästina und Israel, differenzierte Perspektiven entgegenzusetzen und Gleichzeitigkeiten auszuhalten.

Die Party findet im ://about blank statt. Warum war euch das wichtig?
Das ://about blank ist ein essenzieller Ort für die Berliner Clubkultur und politische Szene – ein Ort der gerade gefährdet ist. Nicht nur die steigenden Kosten machen dem ://about blank zu schaffen, auch die immer stärker werdende Boykottkampagnen gefährden den Club. Dabei hat das ://about blank sich schon vor Jahren selbstkritisch und differenziert auf ihrer Website mit verschiedenen Vorwürfen auseinandergesetzt. Für uns steht fest: Das ://about blank muss bleiben! Wir brauchen diesen Raum für politischen Austausch, zum Feiern oder Sammeln von Spenden für eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte. Wir wollen auch in Zukunft konstruktiv streiten, gemeinsam tanzen und Solidarität organisieren – im ://about blank und überall sonst!

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