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NRW Der Kölner Neonazi Paul Breuer ist tot

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Paul Breuer (Mitte) bei einer erfolglosen Demo.

In deren von außergewöhnlicher Unaufrichtigkeit geprägtem „Nachruf“ wird der militante Neonazi als „Kämpfer“ bezeichnet, der „einen Hang zu merkwürdigen Verschwörungen” entwickelt habe. Eine szeneinterne Formulierung der Neonazi-Sekte, die bedeutet, dass Breuer ausgeschlossen wurde. In den letzten Jahren war es ruhig um den Neonazi geworden.

Kampfbund deutscher Sozialisten und Kameradschaft Walter Spangenberg

Lange gehörte Paul Breuer zum  gewaltaffinen Kern der militanten Neonaziszene im Rheinland. Bedrohungen von Gegnern gehört quasi zu seiner „Kernkompetenz“.

1998 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Kölner „Kameradschaft Walter Spangenberg“. Besagter Spangenberg war ein SA-Mann, der im Straßenkampf ums Leben kam. Die Gründungsversammlung in Köln-Humboldt, viele Teilnehmer trugen uniformmäßige Naziklamotten, wurde von der Polizei gestürmt, die Gruppierung galt als eine Nachfolgeorganisation der verbotenen FAP. Das Foto der Gründungsversammlung zeigt eindrücklich die offen nationalsozialistische Gesinnung

Wenige Jahre später, nach dem bis heute nicht angemessen juristisch aufgeklärten NSU-Bombenanschlag auf die Probsteigasse, tauchte die „Kameradschaft“ in einem Bericht der Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus Köln noch einmal auf.

1999, bei der Gründung des querfrontigen Kampfundes deutscher Sozialisten um Thomas Brehl – welcher sich vor allem auf den 1991 verstorbenen militanten Nationalsozialisten Michael Kühnen berief – war auch der nun 27-jährige Breuer dabei. Die neonazistische Kadertruppe, die durch die Kameradschaft verstärkt wurde, feierte auf ihren Kundgebungen „Solidarität mit Saddam Hussein“ oder Solidarität mit Nordkorea. Ihr zelebrierter kämpferischer, linksoffener Antisemitismus, komplettiert um einen schwülstigen Antiamerikanismus, wurde auf zahlreichen Kundgebungen zelebriert. Nach zwölf Jahren war Schluss, die erfolglose, gewaltaffine Neonazitruppe löste sich wieder auf.

Breuer wurde nun rasch zur rechten, „schlagenden Hand“ des elf Jahre jüngeren Axel Reitz. Der 1983 Geborene, der sich bald als „Hitler von Köln“ inszenierte, trat bereits mit 14 Jahren mit SA-Leder-Klamotten auf, was im Kontext seiner Körperstruktur nicht frei von unfreiwilliger Komik und auch psychologisch (Alfred Adler) aufschlussreich war. Ein gutes Jahrzehnt später inszenierte Reitz sich beim ABM-Prozess aus Angst vor Strafe als „Aussteiger“. Diesmal folgte Breuer ihm nicht.

Wehrmachtausstellung

Im Mai 1999 meldete Paul Breuer, diesmal im Namen der NPD, in Köln eine Kundgebung gegen Reemtsmas Wehrmachtausstellung an. Parolen wie „Ruhm und Ehre der Waffen-SS“ wurden ergänzt durch das „linke“ Fronttransparent „Atomtod droht“. Breuer, Reitz und Christian Worch kamen nicht weit: Nach 100 Metern war Schluss. Die Kundgebung wurde blockiert, die Nazis mit Eiern empfangen.

Naziverbot in Köln-Kalk und Hafterfahrungen

2004 versuchte Paul Breuer sich dann an einem „Tabubruch“: Selbstredend im multikulturellen Kölner Stadtteil Kalk versammelten sich 142 Neonazis. Da jedoch sowohl Breuers angemeldete Demomotto „180 Nationen in Köln sind 179 zu viel“ als auch Springerstiefel verboten wurden, mussten etliche Teilnehmer bei strömendem Regen auf Socken laufen. Der Gegenprotest war massiv, wurde aber von der Polizei abgeschirmt.

2006 kam Breuer nach einer Attacke auf einen Gegendemonstranten sowie wegen antisemitischer Hetze in U-Haft, zeitgleich mit ihm machte auch sein seinerzeit erst 19-jähriger nationalsozialistische „Weggefährte“ Sascha Krolzig von der „Kameradschaft Hamm“ und späterer Die-Rechte-Kader Hafterfahrungen. Nach seiner Freilassung machte Breuer weiter mit seiner neonazistischen „Karriere“. Er agierte im Umfeld der Kameradschaften, die nach deren Verbot 2012 in die Neonazipartei „Die Rechte“ umbenannt wurde. Nun genoss man sogar das Parteienprivileg.

Auf deren Kundgebungen tauchte Breuer immer wieder auf, begleitet bald durch den 1988 geborenen Köln-Zollstocker Neonazi Jan Fartas. Insbesondere Wuppertal wurde zeitweise zu seinem neonazistischen Hauptaktionsfeld, bei Auseinandersetzungen war er häufig dabei. Nun trat er auch zunehmend als Kampfredner auf und gefiel sich in gewaltauffordernden und strafbaren radikalen Äußerungen. So träumte er im September 2013 auf einer Wuppertaler Kundgebung von „Die Rechte“ von „besseren“ braunen Zeiten in der Zukunft und brüllte: „Dann wird aus den Trümmern dieses morschen Minussystems die neue Ordnung entstehen: ein freies, sozialistisches und nationalistisches Deutsches Reich.“

Michael Kühnen

Breuer suchte Vorbilder. Der 1991 mit gerade 35 Jahren an Aids verstorbene Neonazi Michael Kühnen war so eines. Anlässlich des 50. Geburtstags des toten Neonazis und begeisterten Antisemiten Kühnen erschien eine „Schrift“; bezogen werden konnte diese, wie im Impressum zu lesen ist, über den seinerzeit in Köln-Riehl lebenden Paul Breuer.

Aktionsbüro Mittelrhein

Im Januar 2010 wurde in Bad Neuenahr-Ahrweiler das „Braune Haus“ gegründet, das unter dem Namen „Aktionsbüro Mittelrhein“ bundesweite Berühmtheit erlangen sollte. Auch Paul Breuer soll dort zeitweise gewohnt haben.

Im Marz 2012 ging die Staatsanwaltschaft Koblenz und die Polizei endlich härter gegen das Neonazinetzwerk „Aktionsbüro Mittelrhein“ (ABM) vor: Die auch im Rheinland aktive Gruppierung wurde erstmals als „kriminelle Vereinigung“ betrachtet. 24 Personen kamen in Haft, darunter Axel Reitz, der Pulheimer Sebastian Z. (Erftstadt) sowie Paul Breuer von der „Kameradschaft Köln“.

Als Anklagepunkt wurde u.a. der Angriff auf ein linkes Wohnprojekt in Dresden-Löbtau  im Februar 2011 durch eine große Neonazigruppe von ca. 200 Personen aufgeführt. Auch hier war Breuer dabei. Auf einem Film sah man, wie er, durch Handbewegungen untermalt, Anweisungen für einen Angriff auf das Wohnprojekt gegeben haben soll.

Der ABM-Prozess scheiterte Schritt für Schritt, im Januar 2013 kam Breuer wieder frei. Seitdem trat er wieder regelmäßig bei Neonazidemonstrationen auf, im November 2013 sprach er beim geschichtsrevisionistischen „Trauermarsch“ in Remagen.

Im April 2016 war Paul Breuer noch einmal gemeinsam mit seinem Kölner Intimus Jan Fartas von „Köln für deutschen Sozialismus“ bei einer Dortmund Kundgebung von Die Rechte zu sehen, danach wurden beide szeneintern „entsorgt“. Breuers absolute Isolierung auch innerhalb der Neonaziszene wuchs.

Epilog 2017: Eine Lachnummer mit Räumpanzer und Hubschrauber

Anfang 2017 hatte er noch einmal, gemeinsam mit Jan Fartas, zwei kleine Auftritte: Im Januar versuchte die neonazistische Laientruppe mit 110 Neonazis durch Köln-Deutz zu marschieren, kam aber nur 600 Meter weit. Auch der ehemalige Dortmunder Feuerwehrchef Klaus Jürgen Schäfer war dabei und schwadronierte in seinem Redebeitrag von „den N*****“, die man „zwar nicht ersaufen lassen“ wolle, die man danach jedoch unverzüglich an die türkische und an die afrikanische Küste „verbringen“ werde.

Faktisch war mit dieser Kundgebung Breuers Isolierung abgeschlossen. Zwar wird seine Minigruppierung seitdem im NRW-Verfassungsschutzbericht als neonazistische Gruppierung aufgeführt, politisch und sozial war er jedoch isoliert. Die militante rechte Szene hat nichts für Verlierer übrig.

Im April 2017 inszenierten die beiden, zusammen mit dem Hildesheimer Neonazi Johannes Welge, eine Woche vor dem AfD-Bundesparteitag in Köln, eine „Demonstration“: 11 (elf) Neonazis marschierten zwei Stunden lang grinsend und feixend durch Köln-Sülz, begleitet und geschützt durch ein Großaufgebot von 900 Polizisten, zwei Wasserwerfern, einem Räumpanzer, einem permanent in der Luft kreisenden Polizeihubschrauber, Polizeihundestaffeln und mehreren Polizeipferden.

2017 wurden noch ein paar Infotische in Köln aufgebaut, bei denen einzelne Gegendemonstranten in sehr konkreter Weise verbal bedroht wurden. Danach war Schluss.

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