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Offener Brief AfD auf Verfassungswidrigkeit prüfen

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Auf einer Demo gegen Rechtsextremismus fordern Teilnehmende ein Verbot der AfD. (Quelle: picture alliance/dpa | Hannes P Albert)

Angesichts der bevorstehenden Beratungen im Deutschen Bundestag in dieser Woche fordert ein breites Bündnis aus der ostdeutschen Zivilgesellschaft die demokratischen Abgeordneten des Bundestages auf, die Prüfung eines AfD-Verbotsverfahrens entschlossen voranzutreiben. Das Prüfverfahren sei ein klares Signal gegen die rechtsextreme Bedrohung, dazu fordern die Engagierten umfassendere Maßnahmen gegen Rassismus, Antisemitismus und Demokratiefeindlichkeit zu ergreifen.

Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung, unterstreicht die Dringlichkeit: „Die Debatte über ein Verbot der AfD zeigt, wie unklar und unentschlossen viele Demokrat*innen agieren. Für zivilgesellschaftlich Engagierte und Minderheiten wirkt diese Diskussion wie ein Feigenblatt, um sich nicht mit den für sie unmittelbar gefährlichen Erzählungen der AfD auseinanderzusetzen. Doch genau diese Erzählungen prägen längst die politische Realität. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese rechtsextreme Partei weiter demokratische Institutionen aushöhlt und ein Klima der Angst schafft. Ein Prüfverfahren ist ein wichtiges Signal, doch ohne eine umfassende Strategie gegen rechtsextreme Hetze und Gewalt bleibt es Stückwerk.“

Einschüchterungen und Angriffe gegen demokratisch Engagierte

Die Unterzeichnenden berichten von gezielten Einschüchterungen und Angriffen durch die AfD, die nicht nur Minderheiten und Geflüchtete, sondern auch demokratisch Engagierte treffen, insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern. Robert Kusche ehrenamtlicher VBRG-Vorstand betont: „Die AfD trägt aktiv zur Eskalation politischer Gewalt bei. Ihre Funktionär*innen beteiligen sich durch Rhetorik und Handlungen an der existenziellen Bedrohung ‚politischer Feinde‘ wie demokratisch Engagierten und Kommunalpolitiker*innen. Sie sendet Botschaften, die Gewalt gegen vulnerable Gruppen legitimieren. Für die Betroffenen bedeutet das eine ständige Bedrohung ihrer Sicherheit. Diese Entwicklung erfordert eine entschlossene Haltung aller Demokrat*innen, um die Werte einer offenen und sicheren Gesellschaft zu verteidigen.”

Kalkulierter Raubzug zum Abbau der Demokratie

Die zunehmende Vernetzung von AfD Mitgliedern mit Reichsbürger*innen und Rechtsextremen zum gewaltbereiten Angriff gegen Engagierte und Repräsentantinnen auf die Infrastruktur der Demokratie sind besorgniserregend und fordern zum Handeln auf, so Renate Sternatz, Vorsitzende von Mobit e.V. Thüringen. „Wir erleben vielerorts wiederholte Angriffe gegen die Menschenwürde auf Einzelpersonen und Gruppen, z. B. auf Menschen mit Migrationserfahrung, Journalist*innen, Gewerkschafter*innen und viele weitere demokratisch Engagierte. Die systematische Verunsicherung erfolgt in den Kommunen, in Vereinen, im Alltag, in den sozialen Netzwerken und auf der Straße. Die AfD zielt programmatisch auf die Abschaffung der freiheitlich demokratischen Grundordnung und sie missbraucht ihre parlamentarischen Mandate zur gezielten Einschüchterung der Zivilgesellschaft. In Thüringen hat die AfD zuletzt durch die Eröffnung des Landtagsparlaments ihre gefährliche Präsenz und symbolische Macht unter Beweis gestellt. Der kalkulierte Raubzug zum Abbau unserer demokratischen Prinzipien darf nicht länger toleriert werden.“

Verbotsverfahren darf nicht verschleppt werden

Die Engagierten fordern die Bundesregierung und die demokratischen Abgeordneten des Bundestages auf, ein klares Signal gegen die rechtsextreme Bedrohung zu setzen und die Prüfung eines Verbotsverfahrens aktiv auf die Tagesordnung zu bringen und nicht bis nach der Bundestagswahl zu verschleppen. Gleichzeitig sei es unerlässlich, umfassendere Strategien zu entwickeln, um die Demokratie gegen Angriffe von rechts zu schützen.

„Nie wieder ist jetzt“ – mit diesen Worten schließen die Verfasser*innen des Briefes und fordern von den Abgeordneten des Bundestages eine entschlossene Haltung und klare Maßnahmen gegen die AfD und die von ihr ausgehenden Gefahren.

Belltower.News dokumentiert den Brief im Wortlaut.

Offener Brief:

Sehr geehrte Abgeordnete des Deutschen Bundestags,

wir wenden uns an Sie als Vertreter*innen zahlreicher zivilgesellschaftlicher Initiativen, Organisationen und Gruppen aus Ostdeutschland, die sich tagtäglich für eine demokratische, weltoffene und pluralistische Gesellschaft einsetzen. Mit großer Sorge beobachten wir, wie die AfD ihre Position in kommunalen Gremien und Parlamenten missbraucht, um nicht nur jene zu attackieren, die vor Ort für das Gemeinwohl und den gesellschaftlichen Zusammenhalt eintreten, sondern auch die Grundwerte unseres Grundgesetzes. Sie fördert ein Klima der Angst und Spaltung und nutzt unsere Demokratie, um systematisch demokratische Prinzipien zu untergraben.

Wir erleben hautnah, wie die AfD gezielt gegen Minderheiten, Andersdenkende und demokratische Institutionen vorgeht. Ihre Hetze vergiftet nicht nur das gesellschaftliche Klima, sondern fällt auf fruchtbaren Boden und erzeugt reale Gewalt. Besonders betroffen sind hiervon viele Regionen in den ostdeutschen Bundesländern, in denen die AfD besonders stark ist und zugleich anderen rechtsextremen und neonazistischen Kräften Auftrieb verschafft. Der Hass und die Gewalt treffen die Schwächsten, Minderheiten, Geflüchtete, Frauen, aber auch Engagierte der demokratischen Zivilgesellschaft und in der Kommunalpolitik.

Neben der Verbreitung von offenem Antisemitismus, völkischem Rassismus und wahnhaften Verschwörungserzählungen richtet die AfD gezielte Angriffe auf die Erinnerungskultur an die Opfer des Nationalsozialismus. Führende Mitglieder der Partei sprechen von einem „Schuldkult“ und relativieren damit bewusst die größten Menschheitsverbrechen unserer Geschichte.

Wir, die Unterzeichnenden, wollen diese Entwicklungen nicht hinnehmen. Wir stellen uns daher täglich Antisemitismus, Rassismus und Geschichtsrevisionismus entgegen. In Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt wird die AfD bereits jetzt als gesichert rechtsextrem eingestuft. Sie hat sich von einer rechtspopulistischen Oppositionspartei zu einer system- und demokratiefeindlichen Kraft entwickelt, die gezielt das Vertrauen in Parlamente, Gerichte, Medien und zivilgesellschaftliche Strukturen untergräbt und diese offen angreift.

Tagtäglich erfahren wir, was es bedeutet, durch Rechtsextreme, Rassisten und Antisemiten beleidigt und bedroht zu werden. Daher fordern wir Sie auf, Ihren Beitrag im Kampf gegen Rechtsextremismus zu leisten: Leiten Sie ein Prüfverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht ein, um unabhängig festzustellen, ob die AfD auf dem Boden des Grundgesetzes steht. Lassen Sie uns gemeinsam entschlossen dafür eintreten, die demokratischen Werte unseres Landes zu schützen. Mehr denn je gilt: „Nie wieder ist jetzt.“ Unsere Verfassung gibt uns dieses Mittel zum Schutz der Demokratie an die Hand; wir sollten es nutzen.

Seit langem dokumentieren wir unsere Erfahrungen und Einschätzungen, um ein umfassendes Bild der Situation zu vermitteln. Wir laden Sie ein, mit uns zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Drücken Sie sich nicht aus parteitaktischen Gründen vor Ihrer Verantwortung gegenüber der Demokratie und den Menschen – insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern.

Ja, ein mögliches Verbot der AfD wird das Problem mit Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus nicht lösen. Doch ein Prüf- und Verbotsverfahren wäre ein wichtiges Signal und ein Baustein, um auf die Bedeutung der AfD und die von ihr ausgehenden Gefahren zu reagieren. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir sind offen für weitere Ideen und Vorschläge.

Mit freundlichen Grüßen

Unterzeichner*innen in alphabetischer Reihenfolge:

Achim Radau-Krüger

Alex Schuster

Alexander Grau

Alexander Poesche

Alexandra Riha

Alma Flamm

Andrea Baldauf

Andrea Hübler

Andrea Krüger

Andrea Nienhuisen

Andrea Stiehler

Andreas Froese

Anett Wendler

Angela Giersch

Angela Keßler

Angela Koini

Angela Müller

Anita Resch

Anja Rammer

Anka Jahneke

Anna Groschwitz

Anna Heide-Konrad

Annabel Beckmann

Anne Grökel

Anne Nitschke

Anne Piotrowski

Anne Schmidt

Anne Wältken

Annett Taube

Antje Walter

Arnold Paduch

Astrid Förster

Barbara Freudenthal

Barbara Hansen

Barbara Koschatzky

Bastian Lämmler

Bayar Aziz

Beate Gütschow

Beate Schiewer

Bella Liebermann

Benno Baumbauer

Bernd Faller

Bernhard Otto

Bernhard Wanner

Bettina Pistor

Björn Schreiber

Carina Ludwig

Carl-Josef Virnich

Carola Nebe

Cathrin Kameni Monkam

Cherin Mahmoud

Christian Paul Schröer

Christian Wehner

Christian Torenz

Christina Brzynczek

Christina Lange

Christina Maria Grafe

Christine Wehner

Claudia Bamberg

Claudia Heise

Claudia Kostka

Claudia Salooja-Günz

Claudia Weier

Corinna Hägele

Corinna Züge

Cornelia Hülseberg

Cornelia Lotthammer

Cosima Santoro

Damian Koenig

Daniel Bahrmann

Daniel Bogenstahl

Daniel Kraut

Daniel Kurz

Daniel Steinbach

David Paraschiv

Denise Ney

Dennis Hanauer

Dennis Ries

Dennise Remmle

Diane Steinkrauß

Dirk Freudenthal

Dirk Kendziorczyk

Dirk Kotelmann

Dominik Schneider

Doritta Kolb-Unglaub

Dorothea Feuerbach

Dorothea Gintz

Dorothee Antos

Dr. Axel Salheiser

Dr. Greta Reeh

Dr. Harald Lamprecht

Dr. Hellena Horst

Dr. Silke Riekmann

Dr. Thorsten Hindrichs

Edeltraud Kotzanek

Edith Alef

Eleonore Lubitz

Elio Galen

Elisabeth Eschweiler

Elsbeth Hoeck

Ena Cumurovic

Erik Voß

Estera Sara Stan

Eva Bock

Evelyn Illgen

Evelyn Kranz

Fanny Klemm

Felica Körfgen

Florian Winkler

Franca Postel

Franz Zobel

Franz-Xaver Federhen

Franzi Böhm

Franziska Göpner

Franziska Marten

Franziska Herold

Friederike Theile

Gereon Leifeld

Giò Di Sera

Giulia Tonelli

Gregor Mennicken

Grit Klück

Grit Schedalke-Bree

Gudrun Winkler

Gundula Sell

Günter Burkhardt

Han Ostbomk

Hannes Stuwe

Heike Anders

Heike Horstmann

Helena Daniel

Helmut Thein

Henning Wötzel-Herber

Henriette Schreiber

Hiltrud Körfgen

Holger Joswig

Homa Moradi

Hubert Poell

Ibrahim Al-Wattar

Ina Gross-Bajohr

Ingrid Bergschmidt

Ingrid Kunkel

Ingrid Hansen

Jacqueline Georgius

Jan Stahlhut

Jana Rosenfeld

Jana Steiger

Jana Clemen

Janek Hesse

Janika Sebastian

Janina Baumbauer

Janine Busch

Janosch Salzl

Japheth Kohl

Jaromar von Bormann

Jasmin Dean

Jasmin Kröber

Jasper Pommerin

Jennifer Adler

Jenny Meyer

Jens Müller

Jessica Schumacher

Johanna Knote

Johanna Licht

Johanna Sprengel

Johannes Hartmann

John Venghaus

Jolanda Krok

Jona Schapira

Jonas Schlosser

Jonas Steinleitner

Jonas Thibaut

Jonathan Lübke

Jörg Finus

Jörg Kalensee

Jörn Krug

Judith Porath

Julia Härtel

Julia Sachs

Julia Seemann

Julia Wolfrum

Julian Matthias Adalberto Quispe Heider

Julian Petermann

Julian Wüster

Julius Grimmig

Julius Schulz

Jürgen Schmidt

Jutta Schultheiß

Jutta Simon-Karrenberg

Karin Forbrig

Karin Heino

Karla Marek

Karola Jaruczewski

Karola Kunkel

Karsten Wagner

Katarina Schröter

Katharina Grüttner

Katharina König-Preuss

Katharina Mühlhoff

Käthe Eisoldt

Katja Kinder

Katrin Hödl

Kerstin Fettweis

Kevin Zöller

Kira Ayyadi

Klaus Friedrich Schulz

Klaus Tröster

Kora Dust

Lars Repp

Lasse Charlier

Laura Meinen

Lea Nassim Tajbakhsh

Leah Carola Czollek

Lena Frenzel

Lena Marleaux

Lilly Hickisch

Lisa Glauche

Lisa Wiedemuth

Luca Schliemann

Lucia Milad

Lukas Pellio

Magdalena Otto

Magdalena Sankowska

Magnus Rembold

Maike Limprecht

Manuel Schabel

Manuel Schulz

Manuela Coker

Manuela Knopp

Marcel Loeb

Marco Förster

Margarete Wittner-Koester

Margret Gelzenleuchter

Maria Müller

Maria Nelz

Marianna Schmidt

Marie Heide

Marie Mechtild Gillissen

Marie Sommer

Marie-Theres Lämmler

Marieke Jahneke

Mario Geisen

Marion Wegner

Markus Spintig-Wehning

Markus Weber

Marlen Neumann

Marlene Schultz

Marlies Dietrich

Marta Marszewska

Martin Folz

Martin Kasprzak

Martin Langbecker

Martin Schmiedler

Martin Raue

Martina Backes

Mathias Birsens

Matthias Hoffmann

Maximilian Kalinsky

Maximilian Storch

Maya Liqokeli

Melanie Keller

Melanie Leykauf

Melanie Wündsch

Merline Bratenstein

Michael Forbrig

Michael Hohenadler

Michael Pettrup

Michael Reckordt

Michael Sexauer

Michael Thinius

Milena Otte

Mio Meyer

Nadine Höhn

Nadine Stiebitz

Najat Ibrahim

Nancy Meyer

Nassr Rahman

Nat Net

Natalie Brosch

Natalie Floreck

Nicole Hartmann

Niklas Amani Schäfer

Nils Huxoll

Nina Adams

Nina Gbur

Nora Oehmichen

Olaf Traute

Oliver Heise

Paola Carega

Pascal Kalensee

Patricia Mattes

Patrick Schuck

Paul Hirsch

Paul Obermeyer

Paula Gleißner

Paula Tusetschläger

Peter Gerwinat

Peter Grohmann

Peter Wolf

Petra Holldorf

Petra Meinzer

Prof. Dr. Thorsten Geisler-Wierwille

Rainer Lewe

Raja Goltz

Ralf Dietrich

Ralf Hron

Ramon Tausch

Rebecca Freyer

Reinhild Benfer

Renate Fippl

Renate Sternatz

Rene Attila Adiyaman

René Stich

Rita Rosenkranz

Robert Kusche

Robert Zenker

Roman Guski

Rudolf Müller

Sabine Boddien

Sabine Günscht

Sabrina Giesen

Sandra Karbowiak

Sandra Kendziorczyk

Sandra Lorbach

Sandrine Kuntzag

Sarah Annika Schiller

Sascha Siry

Saskia Körner

Saskia Mette

Sebastian Hammer

Sebastian Hofmann

Sebastian Mauer

Sebastian Strobl

Sharon Adler

Silke Mayer

Silvia Ribes

Silvia Schaak

Silvia Schürmann-Ebenfeld

Simone Mertsch

Sonja Taubert

Sophia Athié

Sophia Chimaoge Nelz

Sophia Wagenlehner

Sophia Nitsch

Stefan Demling

Stefan Diefenbach-Trommer

Stefanie Kalensee

Stefanie Wagner

Steffen Richter

Stephan Schoeneich

Stephane Lelarge

Stephanie Luther

Steve Beckmann

Susann Rüthrich

Sylke Fritzsche

Sylvia Zenz

Tabea Germo

Tahera Ameer

Teresa Suendermann

Theresa Steinhäuser

Thomas Gey

Thomas Häcker

Thomas Klisch

Thomas Postel

Till Thomas

Tim Carow

Tim Honscha

Timo Reinfrank

Tina Jana Wittrich

Tine Laufer

Tino Hain

Tobias Oertel

Tom Schaak

Toni Heise

Toni Marer

Udo Knickelmann

Ulrike Warncke

Ursula Böttcher

Ursula Laue

Ursula Pier

Ursula Schmidt

Ute Bach

Vanessa Fischer

Vanessa Pettrup

Veit Hannemann

Verena Haug

Veronika Patočková

Viktoria Heick

Vincent Seeberger

Virginia Zaccagnini

Vivien Buckendahl

Volker Vödisch

Walid Malik

Werner Philippi

Willy Vetter

Winkler Moritz

Wolfgang Länder

Wolfgang Rothe

Wolfram Kattanek

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