Vorne rechts im Plenarsaal des Schweriner Schlosses ist Pastörs‘ Platz. Der bieder wirkende Fraktionschef verschweigt nicht, dass er den Landtag für eine „Quasselbude“ voll von „Banditen? hält. Schon bei der offiziellen Eröffnung des Wahlkampfes seiner Partei an einem sonnigen Juni-Nachmittag 2006 tönte der gelernte Juwelier und Uhrenmacher in seinem Wohnort Lübtheen mit Blick auf den Landtag: „Machen wir den Anfang, mit einem Besen mit Stahlborsten werden wir den Müll ? aus den Amtsstuben fegen“.
Bis zur Wahl hatte sich Udo Pastörs in dem mecklenburgischen Städtchen, in das er vor zehn Jahren gezogen war, als freundlicher Herr präsentiert. Dort hatte er einen Juwelierladen eröffnet, sich in das gesellschaftliche Leben und eine Bürgerinitiative eingebracht, die sich gegen einen in der Region geplanten Braunkohletagebau wehrt. Am Abend der Landtagswahl im September 2006, bei der die NPD sechs Mandate errang, sagte er in der ARD über Adolf Hitler: „Er ist ja ein Phänomen gewesen, dieser Mann, militärisch, sozial, ökonomisch“. Die Zeitschrift Vanity Fair zitierte ihn mit den Worten, „kein Techniker? habe ihm „bis heute erklären“ können, „wie das mit den Gaskammern technisch funktioniert hat“. Pastörs ist seit 2006 Fraktionsvorsitzender der NPD-Fraktion im Schweriner Landtag.
In die NPD war Pastörs erst 2000 eingetreten. In „bündischen Gruppierungen“, gibt er selbst Auskunft, sei er zuvor aktiv gewesen, später in der Deutschen Liga für Volk und Heimat (DLVH). Unerwähnt bleibt, dass er bei der später verbotenen Wiking-Jugend mitmarschierte und zu den Unterzeichnern einer in Bremen beschlagnahmten rassistischen Broschüre mit dem Titel „Völkermord am deutschen Volk“ gehörte. Der Stern berichtete von Kontakten Pastörs? in die umstrittene chilenische Siedlung Colonia Dignidad.
Durch biederes Auftreten in seinem Heimatort und das Aufgreifen lokaler Themen versucht Pastörs eine „Verbürgerlichung“ der NPD. Bei der Landtagswahl 2006, bei der die NPD mit 7,3 Prozent der Stimmen in den Landtag einzog, erreichte Pastörs selbst in Lübtheen überdurchschnittliche 16 Prozent der Stimmen. Heute residiert in dem ehemaligen Juweliergeschäft ein NPD-Bürgerbüro.
Pastörs ist verheiratet mit Marianne Pastörs und hat eine Tochter. Nahe Lübtheen gehört ihm größeres Landgut, auf dem er nach eigener Auskunft ?deutsche Familien? ansiedeln will. Marianne Pastörs ist seit 2009 ebenfalls für die NPD politisch aktiv, sitzt in der Stadtverwaltung von Lübtheen.
Ende Februar 2009 gibt Udo Pastörs seine Kandidatur um den Bundesvorsitz der NPD gegen Udo Voigt bekannt. Ein gerissenes Taktieren gab es im Vorfeld: Eigentlich hatte der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern dem ehemaligen Waldorflehrer und Pressesprecher der eigenen Fraktion, Andreas Molau, seine Unterstützung zugesagt, sie ihm aber wieder entzogen, als klar wurde, dass der gemäßigte Molau kaum Chancen auf eine Wahl gehabt haben dürfte. Udo Pastörs werden dagegen gute Kontakte zur radikalen Neonazisszene zugeschrieben, er hatte die Hoffnung, als „Retter“ und Vereiniger beider Lager auftreten zu können. Allerdings scheitert Pastörs damit sowohl beim NPD-Bundesparteitag 2009 in Berlin als auch beim NPD-Bundesparteitag 2010 in Bamberg. Allerdings ist er seit 2009 einer der Stellvertreter Udo Voigts.
Am 25. Februar 2009 hält Udo Pastörs beim ?politischen Aschermittwoch? der NPD in Saarbrücken eine Rede, in der er die Bundesrepublik Deutschland als ?Judenrepublik?, türkische Männer als ?Samenkanonen? und den ehemaligen Vorstand der US-Notenbank Alan Greenspan als ?Krummnase? bezeichnete. Dafür wurde er 2010 wegen Volksverhetzung verurteilt. Anhängig ist noch ein weiteres Verfahren, wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und Verleumdung. In der Landtagssitzung am 28. Januar 2010 zum Holocaustgedenktag hatte Pastörs, als der Fraktionsvorsitzende der SPD Norbert Nieszery in seiner Rede als eines der Ziele Hitlers die ?Vernichtung des jüdischen Bolschewismus? nannte, dazwischengerufen, das sei doch ?eine gute Idee? gewesen.
Aktualisiert am 14.11.2011
Den Wählern in Mecklenburg-Vorpommern ist das egal oder es gefällt ihnen sogar: In der Landespolitik bleibt Udo Pastörs mit seinem Kurs erfolgreich: Bei der Landtagswahl 2011 gelingt der NPD der Wiedereinzug mit sechs Prozent der Stimmen. Pastörs bleibt Fraktionsvorsitzender der NPD-Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern.
Im November 2011 gelingt es NPD-Sachsen-Chef und Pastörs-Wegbegleiter Holger Apfel, Udo Voigt vom NPD-Thron zu stoßen. Udo Pastörs bleibt einer der drei Stellvertreter des Vorsitzenden der Bundes-NPD – auch wenn der jetzt Holger Apfel statt Udo Voigt heißt.
Aktualisiert am 31.01.2014
Doch Holger Apfel agiert als NPD-Chef glücklos (netz-gegen-nazis.de berichtete). Im Dezember 2013 tritt er nicht nur unter ungeklärten Umständen und Vorwürfen als Bundesvorsitzender der NPD und Fraktionsvorsitzender der NPD im Sächsischen Landtag zurück, sondern tritt gleich auch noch aus der Partei aus. Daraufhin wählt der Parteivorstand der NPD Udo Pastörs zum kommissarischen Bundesvorsitzenden, der bis zu einer regulären Neuwahl die „schwere Arbeit der Gesamtpartei“ in Zeiten von Bedeutungsverlust und NPD-Verbotsverfahren übernehmen soll: „Die Befreiung unseres Vaterlandes von Bevormundung.“ So nennt Pastörs es in einer Rede beim Neujahrsempfang in der Sächsischen Landtagsfraktion, die er auf seiner Facebook-Seite per Video dokumentiert. Für Pastörs kommt der Parteivorsitz im Jahr 2014 überraschend, hatte er sich doch bereits als NPD-Kandidat für die Europawahl am 25. Mai 2014 ins Gespräch gebracht. Über diese Kandidatur entscheidet die NPD auf einem Bundesparteitag am 18. Januar 2014, der Parteivorstand unterstützt Pastörs Bewerbung offiziell. Viele „Kamerad*innen“ wünschen sich Pastörs dagegen eher in Deutschland: Sein offen rechtsextrem-nationalistisch motivierter Rassismus und sein Ereifern gegen „Globalismus“ und „Meinungsdiktatur“ gefällt auch dem offen rechtsextremen Kameradschaftsspektrum gut. So kommentiert etwa „Nivus“ auf dem rechtsextremen Portal „Altermedia“: „Ich hoffe, dass Pastörs mit diesem ganzen Abgrenzungsmist endgültig bricht, genau wie mit der bürgerlichen Weichspülschiene seines erfolglosen Vorgängers Apfel. Eine echte Opposition muss radikal sein, sonst braucht sie gar nicht erst als solche anzutreten.“
Aktualisiert am 28.12.2014
Udo Pastörs bleibt NPD-Bundesvorsitzender bis November 2014. Er bleibt in dieser Rolle überraschend farb-, sprach- und skandallos, erlebt entsprechend auch keine Erfolge, setzt keine Themen und tritt auch nicht zur Wahl im November 2014 an. Neuer NPD-Bundesvorsitzender ist ab dem 01.11.2014 der ehemalige NPD-Bundespressesprecher Frank Franz.