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„Pegida“-Gründer Lutz Bachmann wird selbst „krimineller Einwanderer“ – auf Teneriffa

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Facebook-Battle zwischen Bachmann und Festerling - Wir holen schon mal Popcorn. (Quelle: Facebook)

 

 

Die Gerüchteküche brodelt bereits seit einigen Monaten: Ist Lutz Bachmann, der 43-jähirge Mitbegründer und Haupt-Hetzer von „Pegida“, nach Teneriffa gezogen? In einem Facebook-Kommentar bestätigt Bachmanns ehemalige Vertraute Tatjana Festerling, im Frühjahr aus dem „Pegida“-Orgateam geworfen, jetzt den Umzug: Lutz Bachmann habe seinen Lebensmittelpunkt nach Teneriffa verlegt und fliege nur noch alle 2 Wochen für „seine Widerstands-Show“ zu den „Pegida“-Kundgebungen ein, erklärt sie.

 

Streit zwischen Festerling und Bachmann spaltet „Pegida“

Im ersten Moment ist es kaum zu glauben: Bachmann, der seit der Gründung von „Pegida“ gegen Geflüchtete und Migrant_innen hetzt, arbeitet nun selbst im Ausland? In einer Videobotschaft erklärt er seine Entscheidung und verteidigt sich gegen den „Angriff“ von Festerling. Es gehe seine ehemalige Mitstreiterin „einen Scheißdreck an“, was bei ihm abgehe. Dann folgt das typische Mimimi eines „besorgten Bürgers“, der sich ungerecht behandelt fühlt: Festerling würde nur die halbe Wahrheit sagen und seine Familie gefährden. Sie wisse ganz genau, welche persönlichen Schwierigkeiten hinter seiner Entscheidung stehen würden. Und außerdem habe er ihr doch bereits im Frühjahr vorgeschlagen, die „Pegida“-Sympathisant_innen über seine Tätigkeit im Ausland zu informieren, klagt er. Festerling sei aus taktischen Gründen dagegen gewesen. Dass sie ausgerechnet nun damit herausrücke, sei ausgesprochen perfide.

Zwischen den beiden gibt es schon lange Streit: Für den 3. Oktober rufen sowohl „Pegida“ als auch Festerlings „Festung Europa“ zeitgleich zu Veranstaltungen nach Dresden auf, wo an diesem Tag der Tag der Deutschen Einheit gefeiert wird. „Frau Festerling will „Pegida“ schaden“, beschwert sich Bachmann, weil ihre „Flop-Veranstaltung“ sonst scheitern würde. Jetzt hat er wohl genug von dem internen Machtkampf: Bei der nächsten „Pegida“-Demonstration will er „die Vertrauensfrage“ stellen. Wie er sich das vorstellt? Das ist noch nicht klar. Vielleicht weiß er es auch selbst noch nicht so genau.

Die „Pegida“-Anhänger_innen ärgern sich über den Streit zwischen Bachmann und Festerling. „Die etablierten brauchen eigentlich nichts weiter zu machen , als zu warten, da ihr eine richtig gute sache einfach nur zerstört. .. Wenn ihr nicht mehr zusammen könnt, tragt das unter euch aus und nicht im öffentlichen Raum. Denkt mal drüber nach….“, schreibt ein empörter Mitstreiter (Fehler im Original-Posting). Blöd finden die Anhänger_innen von „Pegida“ auch die Vorgehensweise von Festerling: „Du aber instrumentalisierst genau DAS, was Du beständig und vehement anprangerst: die LÜGENPRESSE ! Erst von dort und NUR von dort haben wir von „Teneriffa-Gate“ erfahren“, beklagt sich ein weiterer „Patriot“ bei Facebook, den die interne Spaltung tief zu erschüttern scheint.

 

Nimmt Bachmann den Einheimischen die Arbeitsplätze weg?

Aber warum zieht es Bachmann überhaupt ins Ausland? Ist bei allem Patriotismus einfach doch das Wetter woanders schöner? In seinem Video nennt er verschiedene Gründe für die Entscheidung, Dresden zu verlassen. Besonders seine Frau sei dem Druck nicht mehr gewachsen gewesen. Er, seine Frau und auch sein Vater würden verfolgt werden. Sogar mehrere Einbrüche hätte es gegeben. Dann flieht Bachmann also vor politischer Verfolgung? Mit Bedrohungen und Einschüchterungen kennt er sich doch eigentlich ganz gut aus. Auf Facebook veröffentlichte er schon Fotos, auf denen er Hitler-Bart und Scheitel trägt, Flüchtlinge bezeichnete er als „Viehzeug“ und „Gelumpe“.

Es scheint noch einen weiteren Grund für Bachmanns neuen Lebensmittelpunkt zu geben: sein guter Arbeitsplatz im Ausland spielt wohl eine zentrale Rolle. Bereits seit fünf Monaten erledigt Bachmann regelmäßig Werbeaufträge auf Teneriffa. Er habe dort „was Neues angefangen“ und „einen guten Mann gefunden, der mich dafür bezahlt, dort zu sein“, sagt er in seinem Video. Und bei Facebook schreibt er dazu: „Im Gegensatz zu Europatouristen ohne feste Erwerbstätigkeit, muss ich mir meine Brötchen noch selbst erarbeiten“. Also nimmt Lutz Bachmann am Ende den Einheimischen die Arbeitsplätze weg?

 

Auf Facebook wird über die Zukunft des „kriminellen Einwanderers“ Bachmann spekuliert

Wie wird man wohl auf Teneriffa mit einem kriminellen Einwanderer wie Bachmann, der wegen 16 Firmeneinbrüchen vorbestraft ist, umgehen? „Na hoffentlich bekommt er da als Flüchtling nicht Ärger mit der AfT (Alternative für Teneriffa)…“, schreibt ein Facebook-User. Andere wollen die Spanier_innen vor dem „braunen Vogel“ warnen: „Könnte mal jemand den Leuten in Teneriffa einen Tipp geben, damit die sich vor Überfremdung und der Germanisierung ihrer schönen Insel schützen?“

In den sozialen Netzwerken wird spekuliert, wie es mit Bachmann auf Teneriffa weitergehen wird. Spricht er Spanisch und wird er einen Integrationskurs besuchen? Ob er wohl mit dem früheren NPD-Chef Holger Apfel, der vor zwei Jahren ein neues Leben als Gastwirt auf Mallorca begann, ein weiteres Wirtshaus eröffnen wird? Und wird er noch hin und wieder in Deutschland „nach den Rechten“ schauen?

Bachmann selbst versteht die ganze Aufregung um seinen Umzug hingegen nicht: Eigentlich sei es doch völlig belanglos, wo man arbeitet, findet er.

 

Update 27.09.2016

„Pegida“ treibt den eigenen Zerfall weiter voran. Am Montag trifft sich Tatjana Festerling mit rund 60 Mitstreiter_innen ihrer „Festung Europa“ vor dem Hauptbahnhof in Dresden und erklärt: Lutz Bachmann spalte „Pegida“. Zeitgleich steht Bachmann vor schätzungsweise 2500 „Pegida“-Demonstrant_innen am Wiener Platz und wettert: Nein, in Wahrheit ist Festerling Schuld. Der Streit zwischen Festerling und Bachmann bewegt sich also weiter auf einem „Nein-Doch“-Kindergartenniveau.

Bachmann stellt die „Vertrauensfrage“

Wie versprochen, stellt Bachmann seinen Anhänger_innen dann die „Vertrauensfrage“. Vorab macht er aber noch klar, dass bei einer Abstimmung gegen ihn auch das gesamte Orgateam von „Pegida“ nicht mehr mitmachen würde. Per Handzeichen stimmen die Kundgebungsteilnehmer_innen mehrheitlich für den Verbleib von Bachmann. Der will Festerling dann auch gleich noch aus ihrer „Festung Europa“-Bewegung rauswerfen. Schließlich sei diese einst „auch aus Pegida heraus entstanden“. Festerling sei nie offiziell zur Anführerin gewählt worden, deshalb müsse man jetzt auch über sie abstimmen. Die meisten Anwesenden stimmen gegen Festerling. Blöd nur, dass Bachmann bei „Festung Europa“ überhaupt nichts zu sagen hat – und die Abstimmung gegen Festerling darum auch ohne Konsequenzen bleiben wird.

Nach der Abstimmung versucht Bachmann, sich für seine Arbeit im Ausland zu rechtfertigen. „Fragt nicht, was es für ein Stress ist, Woche für Woche zehn Stunden im Flugzeug zu sitzen, um hierher und wieder auf Arbeit zu kommen.“ Viel Mitleid von den Zuhörer_innen er Bachmann für sein „stressiges“ Leben nicht. Immer weiter redet er sich in Rage und ruft am Ende seinen Gegner_innen um Festerling zu: „Mein Privatleben geht euch einen Scheißdreck an!“

Festerling-Fans rufen „Lügenlutz“

Bachmanns Rede und der anschließende „Pegida“- Marsch durch die Innenstadt werden zeitweise durch aufgebrachte Festerling-Fans gestört. Unweit des Hauptbahnhofs warten sie auf die Ankunft von Bachmann. Ein Dutzend „Festung Europa“-Anhänger_innen beziehen Stellung und rufen „Lügenlutz“. Die Bachmann-Unterstützer_innen schreien „Lügenpresse“ zurück. „Comedy – ein Stück für zwei Personen und 2500 Zuschauer – selten so gelacht …“, kommentiert ein Facebook-Nutzer das Geschehen. Und ein anderer freut sich: „Sehr gut. Die I****** zerlegen sich selbst.“

Nach dem peinlichen Schauspiel am Montag bleibt weiterhin offen, wie es mit „Pegida“ weitergehen wird. Edvin Wagensveld, engster Verbündeter von Festerling, hat angekündigt, heute in Chemnitz „Klartext zu reden“. Versehen wurde sein Post mit dem Hashtag #LutzBachmannMachtPegidaZurParodie. Es bleibt also spannend. 

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