In einem Livestream kündigte der vorbestrafte Rechtsextreme Lutz Bachmann an, am Montag mit seiner rassistisch-demokratiefeindlichen Pegida-Demonstration trotz der rasanten Ausbreitung des Coronavirus durch Dresden marschieren zu wollen. Die staatlich verordneten Veranstaltungsabsagen ab 1.000 Personen will Bachmann nach eigenen Angaben umgehen, indem er 950 Teilnehmer*innen anmeldet habe.
Die Welt befindet sich derzeit in einem Modus zwischen Besorgnis und Panik wegen der Ausbreitung des Coronavirus. Sars-CoV-2, das neue Coronavirus, hat sich zuerst in China verbreitet und ist nun Tag für Tag in den Schlagzeilen, da es mittlerweile auf der ganzen Welt Infizierte und Tote gibt. Der Virus-Forscher Christian Drosten von der Charité in Berlin nennt die Krankheit und ihre Ausbreitung eine „Naturkatastrophe, die in Zeitlupe abläuft“. Der Experte meint, die deutsche Gesellschaft müsse jetzt handeln, um eine Situation wie in Italien mit Tausenden Infinzierten, Hunderten Toten und überfüllten Krankenhäusern zu vermeiden. Was getan werden kann? Risikogruppen schützen. Veranstaltungen absagen.
Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) empfiehlt daher aktuell, Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmer*innen abzusagen. Das betrifft Konzerte, Messen und Kongresse. Auch Fußballspiele finden ohne Zuschauer*innen statt.
Die Risikogruppen: Alte und Menschen mit Vorerkrankungen
Das Risiko einer schweren Erkrankung steigt ab einem Alter von 50 bis 60 Jahren stetig an. Das Robert Koch Institut warnt: „Insbesondere ältere Menschen können, bedingt durch das weniger gut reagierende Immunsystem, nach einer Infektion schwerer erkranken (Immunseneszenz).“ Außerdem seien Männer stärker gefährdet sich zu infizieren als Frauen.
Trotz Corona will Bachmann nicht auf seine rassistische Pegida-Demonstration verzichten
Lutz Bachmann, Mitbegründer und Haupt-Hetzer von Pegida, ist das aber offenbar egal. In einem Livestream vom Mittwoch den 11. März versprach der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Bachmann, dass Pegida trotz zahlreicher Versammlungsabsagen am Montag den 16. März durch Dresden laufen will.
islam
Der „kriminelle Einwanderer“, der von Dresden nach Teneriffa gezogen ist und dort 2016 zur „unerwünschten Person“ erklärt wurde, habe nachgedacht, kündigt er in dem Video an. Da nun Veranstaltungen ab 1.000 Teilnehmer*innen abgesagt werden, könnte auch der all montägliche „Spaziergang“ der Rassist*innen von Pegida in Dresden ausfallen. „Und Pegida wäre nicht Pegida und ich wäre nicht ich, wenn ich dazu nicht schon immer die passende Idee im Vorfeld gehabt hätte“, so der ‘clevere‘ Bachmann. „Ich habe einen Schritt voraus gedacht – wie so oft“, so ehemalige Kokain- und Wurstdealer. Er meldete die kommende Demonstration mit nur 950 Personen an.
Denkt Bachmann, bei Menschenansammlungen unter 1.000 angemeldeten Personen würde sich das Virus erst gar nicht übertragen? Oder glaubt er, eine Corona-Infektion würde schon nicht so schlimm verlaufen? Oder gar, der Coronavirus sei eine Erfindung böser Eliten, um uns mit einem giftigen Impfstoff mit Krebszellen aus Hamster-Eierstöcken zu versklaven (eine Mail mit dieser Verschwöungserzählung zu Corona erhielt jüngst die Belltower-Redaktion)? Wir wissen es nicht. Zumindest kommt Bachmann in seinem Video nicht umhin, noch mal auszuholen und gegen die „Lügenpresse“ zu schimpfen.
Sollte seine rassistische und islamfeindliche Pegida-Veranstaltung wider Bachmanns Erwarten dennoch abgesagt werden, kündigt er an, stattdessen viele Kundgebungen mit je kleineren Personenkreisen an verschiedenen Orten in Dresden anzumelden. Einen wirklich richtig cleveren Anführer haben die „Patrioten“ mit Lutz Bachmann da.
Solidarität – Ein Fremdwort für Bachmann?
Offenbar hat Bachmann nicht verstanden, worum es bei der Virus-Vorsorge geht. Nämlich auch darum, sich durch Vorsichtsmaßnahmen solidarisch besonders mit den potentiellen Risikogruppen zu zeigen. Und das sind vor allem ältere und kranke Menschen. Schauen wir uns nun das typische Pegida-Publikum an, fällt eines auf: Es scheint zur Risikogruppe zu gehören. Laut einer Studie der TU Dresden von 2015 war der durchschnittliche Pegida-Teilnehmer 48 Jahre alt und männlich. Als einer unserer Gastautoren im vergangenen Jahr einen Aufmarsch der selbsternannten „Patrioten“ beobachtete, schätzte er den Altersdurchschnitt oberhalb der 50 ein.
Und somit zählt das relativ alte und männliche Pegida-Publikum zur Risikogruppe, bei denen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass ein Krankheitsverlauf schwerwiegend bis tödlich verläuft. Bachmann ignoriert das – denn er glaubt nicht an Berichte der Medien, für ihn alles “Lügenpresse”.
Bachmann spricht von „Panikmache“ wegen Corona
Bachmann sagt, Pegida lasse sich nicht einschränken „mit dieser Panikmache über ein Virus, der bis jetzt, ich weiß jetzt nicht wie viele es nun mittlerweile sind, aber ich glaube 100.000 Infizierte auf der ganzen Welt“. Dann kommt ein Vergleich zur saisonalen Grippe, daran würden ja viel mehr Menschen sterben, so der Rechtsextreme. Ein schiefer Vergleich, den man dieser Tage zwar des Öfteren hört, der damit aber nicht richtiger wird. Laut aktuellen Schätzungen könnte ein Prozent der mit Sars-CoV-2 Infizierten sterben, was eine zehnfach höhere Wahrscheinlichkeit im Vergleich zu Grippeviren bedeuten würde. Zu näheren Informationen sei der tägliche Podcast mit Christian Drosten auf NDR empfohlen.
In einer postfaktischen Welt, wie Pegida sie pflegt, zählen Wissenschaft und Kompetenz allerdings nicht mehr viel. Hier glauben die Menschen das, was ihnen in den Kram passt. Und dass die „wahren Patrioten“ ihren Pegida-Marsch absagen, weil ihnen das der Staat vorschreibe, kommt einigen da sicherlich nicht geheuer vor. „Also, entspannt euch, Montag ist Pegida“, so Bachmann in der spanischen Sonne mit Palmen im Hintergrund. Ob das seine Mitdemonstrierenden auch so sehen, wird der kommende Montag zeigen.
Unterdessen wurde in München eine Pegida-Demonstration und eine Gegen-Veranstaltung wegen Corona untersagt.