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Prävention „VOLLKONTAKT“ – Gegen die Professionalisierung von Neonazis im Kampfsport

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Neonazi in Ostritz 2018 (Quelle: Kira Ayyadi)

Seit einigen Jahren boomt der Selbstverteidigungs- und Kampfsportmarkt in Deutschland. Und das hat auch die Neonazi-Szene für sich erkannt: Besonders die im Kampfsport vermittelte Gewaltkompetenz ist für den politisch motivierten „Straßenkampf“ interessant. Zudem vernetzt sich die die Neonazi-Szene über die Welt des Kampfsports und rekrutiert Nachwuchs.

Lange Jahre galten Rechtsrock-Konzerte als Schwerpunkt der rechten Erlebniswelt. Mittlerweile zählen auch Kampfsportveranstaltungen zum Repertoire der rechtsextremen Szene. Deutschlands größte dieser Art ist „Der Kampf der Nibelungen“ (KdN). Es wurde 2013 von den „Hammerskins“ als „Ring der Nibelungen“ ins Leben gerufen, alsbald stießen Dortmunder Neonazis zur Organisation. Zog das Event in den ersten Jahren zwischen 120 und 200 Zuschauer:innen, waren es 2017 im sauerländischen Kirchhundem um die 500, 2018 auf mehreren Events im sächsischen Ostritz wuchs es auf über 650 an. Das Publikum kommt aus dem ganzen Bundesgebiet und aus dem Ausland.

Trainings für den politischen Umsturz

Kampfsport hat mittlerweile seinen festen Platz im Angebot erlebnisorientierter Rechtsextremer: sowohl in Form von Events wie dem KdN, als auch als Unterhaltungsprogramm auf Rechtsrock-Festivals. Dass Kampfsport mit all seinen Facetten unter Neonazis extrem beliebt ist, sieht man auch daran, dass entsprechende Szene-Kleidungsmarken immer stärker auf sportliche Streetwear-Bekleidung setzen. Weil sie im Design eher unverfänglich daherkommen, sind diese Marken auch über die rechtsextreme Szene hinaus anschlussfähig. Führende Köpfe der Szene haben es sich zum Ziel gemacht, ihrer Klientel eine neonazistische Komplettausrüstung anzubieten: Kleidung, Turniere, Sportnahrung und Fitnessstudios – aus der Szene für die Szene. Mit Sorge beobachten Expert:innen, dass immer mehr rechtsextreme Gyms (Kampfsportstudien) eröffnen, in denen sowohl Jugendliche als auch die örtlichen Neonazis trainieren.

VOLLKONTAKT – Demokratie und Kampfsport

Doch wie können wir auf diesen rechtsextremen Kampfsport-Boom und die dort vermittelte Gewaltkompetenz reagieren? Antworten darauf liefert das von der Amadeu Antonio Stiftung geförderte Modellprojekt „VOLLKONTAKT – Demokratie und Kampfsport“. Das Projekt strebt sowohl die Entwicklung dringend erforderlicher Präventionsmaßnahmen als auch die Verankerung politischer Leitplanken zum Thema Demokratie im Kampfsportsektor an. Der Fokus liegt hier auf „Extrem-Kampfsportarten“, wie beispielsweise dem (Thai) Kickboxen oder Mixed Martial Arts (MMA). Dabei sollen die Kampfsportler:innen und Verbände gegenüber menschenfeindlichen Einstellungen und extrem rechten Strategien sensibilisiert werden.

Die Mitarbeiter:innen von VOLLKONTAKT arbeiten mit Polizei-Behörden, kommunalen Verwaltungen, anderen Sportverbänden und Kampfsport-Organisationen zusammen. Besonders nicht-rechte Kampfsport-Veranstalter:innen müssen für das Problem sensibilisiert werden. „Teile der Kampfsportwelt haben ein massives Problem rechts außen“, so Robert Claus von VOLLKONTAKT. Bundesweit stattfindende MMA-Veranstaltungen wie z.B. „We Love MMA“ mit tausenden von Zuschauer*innen und Live-Übertragungen im Fernsehen, sind mittlerweile gesellschaftlich relevante Großveranstaltungen. Doch immer wieder kommt es vor, dass dort bekannte Neonazis in den Ring geschickt werden. Und da MMA-Events immer stark von den aufgestellten Kämpfer*innen geprägt sind, bestimmen diese auch das Publikum.

„Neonazis arbeiten an der Professionalisierung von Gewalt. Die große Gefahr, die daraus resultiert, ist, dass die Gewalt nicht mehr nur im Ring stattfindet, sondern auch als politische Gewalt auf die Straße getragen wird“, so Robert Claus. Präventionsmaßnahmen, auf allen gesellschaftlich relevanten Ebenen sind also dringend erforderlich. Umso erfreulicher, dass sich VOLLKONTAKT diesem Thema seit 2020 angenommen hat.

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