Als Querfront-Strategie bezeichnen Rechtsextremisten von heute diese Übernahme und das Kopieren von als „links“ geltenden Symbolen, Ikonen und Themen wie Kapitalismus-Kritik und Globalisierung.
Historische Vorbilder
Die historischen Vorbilder der Querfront-Strategie finden sich in der Weimarer Republik, vor allem in Kreisen der Konservativen Revolution mit Vordenkern wie Oswald Sprengler. In ihren Publikationen propagierten sie einen „nationalen Sozialismus“, mit dem sie die Demokratie überwinden wollten. Völkische Konzepte einer „Volksgemeinschaft“ mit „deutschen Volksgenossen“ sollten die Unterschiede zwischen „Linken“ und „Rechten“ beseitigen,
Querfront-Strategen in NPD und Freien Kameradschaften bezeichnen sich selbst auch als „Nationalrevolutionäre“. Sie beziehen sich vorwiegend auf den vermeintlich „linken“ Flügel der NSDAP mit den SA-Führern Ernst Röhm und den Brüdern Gregor und Otto Strasser. In der Weimarer Republik allerdings war der Begriff „Nationalrevolutionäre“ durch kleine Gruppen von Kommunisten und Sozialdemokraten wie Ernst Niekisch geprägt, die von einem Bündnis mit „ehrlichen, antikapitalistischen Rechten“ träumten.
Ideologische Mogelpackungen
„Strategische Allianzen mit der noch antiimperialistischen und antikapitalistischen Linken“ sind sehr wohl denkbar, weil „der Riß … nicht zwischen rechts und links [verläuft], sondern sich in der Frage: ‚Wie stehe ich zum eigenen Volk?‘ [definiert]“ heißt es in einem Artikel der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ unter der Überschrift „Sind Rechte und Linke zu einer strategischen Allianz fähig?“. Derartige Texte suggerieren, dass innerhalb der Neonaziszene entsprechende strategische Überlegungen salonfähig wären.
Eine Vorreiterrolle hat hier der Kampfbund Deutscher Sozialisten (KDS), der durch seinen extremen Anti-Amerikanismus und Antisemitismus auffällt. Dazu gehören auch Delegationsreisen nach Nordkorea und Solidaritätsadressen für Saddam Hussein. In der Praxis geht es jedoch vor allem in der jungen Neonaziszene allein um die Übernahme „linker“ Symbole, aber nicht um eine tatsächliche Umsetzung des Modells der Querfrontstrategie.
Darüber hinaus ist die Idee nicht neu. Schon in den 80er Jahren hatte der inzwischen verstorbene westdeutsche Neonazianführer Michael Kühnen, öffentlich ein „Waffenstillstandsangebot“ an die linke autonome Bewegung addressiert, um „den Kampf gegen das System“ gemeinsam zu führen. Mit dieser Idee stieß er aber nicht nur bei der linken bewegung, sondern auch in den eigenen Reihen auf eisige Ablehnung.
Zuletzt hatten „Autonome Nationalisten“ im Jahr 2006 eine so genannte „Anti-Kap“-Kampagne begonnen, mit der sie angelehnt an die Querfront-Strategie die soziale Frage durch die extreme Rechte besetzen und an ihre partiell erfolgreiche Teilnahme an Demonstrationen gegen die HartzIV-Reformen anknüpfen wollten. Die Kampagne erwies sich als Flop. Das Thema konnte auch innerhalb der eigenen Szene lediglich den harten Kern mobilisieren. Für Auseinandersetzungen mit dem traditionalistischen Flügel der NPD und Neonaziszene sorgte auch die Ankündigung eines eigenen „Black Block“ bei 1. Mai-Aufmärschen im Jahr 2004 und Aktionen gegen das G8-Gipfeltreffen in Heiligendamm bei Rostock im Sommer 2007.
Als Trend etabliert hat sich dagegen die Strategie, durch das Kopieren und die Übernahme linker Symboliken die Antisemitismus und Anti-Amerikanismus modischer zu verpacken und den politischen Gegner zu verwirren.
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