Das Recherche-Kollektiv 15° Research will auf rechte Akteur:innen und Strukturen im Landkreis Görlitz aufmerksam machen. Die Informationen sollen Politik und Gesellschaft in der Region dienen und ein Bewusstsein für demokratiefeindliche Tendenzen wecken. Zuletzt entstand im Rahmen des Projektes eine Recherche zu Tobias Schulz alias „Baldur Landogart“. Schulz verbreitet auf diversen Wegen seit Jahren rassistisches und nationalistisches Gedankengut in ganz Deutschland. Seitdem er in Görlitz wohnt, ist er auch in den Fokus von 15° Research gerückt. Der Weg des 38-Jährigen reicht von den „Jungen Nationalisten” (JN), der Jugendorganisation der NPD, über eine Burschenschaft am rechten Rand, bis zur Neonazipartei „Der III. Weg“. Schulz wurde 2015 in den Bundesparteivorstand der NPD gewählt und war mehrere Jahre für die Öffentlichkeitsarbeit der Partei zuständig. Gemeinsam mit Thorsten Heise war er im „Völkischen Flügel” der Partei aktiv. Nach internen Streitereien 2019 legte er sein aktives Amt nieder und scheint beim „III. Weg“ seine neue ideologische Heimat gefunden zu haben.
Zu seinen Freunden, Bekannten und Interview-Partner:innen gehören bekannte Größen der rechten Szene: Liedermacher Frank Rennicke, die verurteilte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck, Nikolai „Volkslehrer“ Nerling, Konzertveranstalter Tommy Frenck und der Schweizer Aktivist Ignaz Bearth. Sein Netzwerk versucht er derzeit mit Hilfe der Initiative „Zusammenrücken” vor allem in der Region Ostsachsen aufzubauen.
Sowohl offline als auch online erscheinen immer wieder neue Projekte des selbsternannten Ethnopluralisten. Der ausgebildete Designer ist Chefredakteur des Magazins „Werk-Kodex“ und stellte dieses bereits 2018 auf dem rechten „Schild und Schwert Festival“ in Ostritz vor. Sein neuestes Projekt – der Kanal „Avantura“ – beschreibt er selbst als „ethnoplurastischen Reiseblog“. In den Videos ist er zu sehen, wie er Anti-Corona-Protestierende an der B96 und B6 in Sachsen besucht, an einer Sommersonnenwendfeier teilnimmt oder die Initiative „Zusammenrücken“ vorstellt. Neben seinen Verbindungen in die deutsche rechte Szene, scheint Baldur Landogart besonders an einem internationalen Austausch interessiert zu sein. Schulz hielt sich während der Pandemie mehrere Monate in der Ukraine auf. Seinen Vlogs nach zu urteilen traf er sich dort mit Funktionär:innen der „Azov Bewegung“ und Repräsentant:innen der Partei „Nationalkorps“, die aus der Bewegung entstanden ist. Seine Faszination für die Arbeit der ukrainischen Rechtsextremen versteckt er dabei nicht, vielmehr bewundert er das „einzige Land europa- oder weltweit, das eine Renationalisierung erfährt”.
Mehr Informationen zu seinen Tätigkeiten und seinem Netzwerk kann man in der vollständigen Recherche bei 15° Research nachlesen.
Foto: Wikimedia / Pudelek / CC BY-SA 4.0