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Rechte Frauen Sigrid Schüßlers Nacktfoto als strategischer Ruf nach Aufmerksamkeit

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Facebook-Posting der rechtsextremen Aktivistin Sigrid Schüßler. Das Nacktbild sparen wir uns. (Quelle: Screenshot Facebook, 09.08.2017)

 

 

Denn Sigrid Schüßlers Facebook-Post vom 07. August 2017 konzentriert alles, was ein rechtsextremes weibliches Leben ausmacht: 

Politik: Eine Anklage wegen Volksverhetzung aufgrund eines Rede-Beitrags bei einer Demonstration der rechtsextremen Partei „Die Rechte“ am 30. Januar 2016 in Bamberg – die Verhandlung werde am Donnerstag am Landgericht Bamberg aufgenommen.

Hervorhebung der Mutterschaft: Der Hinweis darauf, dass sie eine vierfache Mutter sei, der eine Haftstrafe angedroht werde.

(Erwünschte) Weibliche Unterwürfigkeit:Bitte um Unterstützung und Hilfe, „Bitte teilen“-Aufruf am Ende des Postings

Ein Spiel mit weibliche Klischees:Sie wissen nicht, was sie anziehen solle.

Anprangern von Sexismus bei anderen: „Bamberg gilt als sehr konservativ und weiblich-feindlich.“

Illustriert ist das Posting mit einem Komplett-Nacktfoto in High Heels von Sigrid Schüßler, auf dem sie nur wichtigste Stellen mit ihren Armen verdeckt. 

Das ist ohne Zweifel ein Schrei nach Aufmerksamkeit, bildet aber auch die (Selbst-)Bilder von Frauen in der rechtsextremen Szene exemplarisch ab. Sigrid Schüßler ist eine langjährige rechtsextreme Aktivistin, die sich in all diesen möglichen Rollen bereits ausprobiert hat und definitiv nicht zu weiblichen Mitläuferinnen zu zählen ist.

Die studierte Schauspielerin aus Nordbayern begann in der rechtsextremen Szene für eine Frau recht klassisch:  In der Vermittlung von rechtsextremer Ideologie und Rassismus an Kinder. Sie nutzte dafür ihre Schauspiel-Kenntnisse und trat als „Hexe Ragna“ in Schulen und Kindergärten, aber auch im Kinderprogramm von NPD-Veranstaltungen auf, macht „Nationales Kabarett“  in der rechtsextremen Gesellschaft für Freie Publizistik (GfP).  In der NPD vernetzte sie sich auf vielfältige Art und Weise: Sie schrieb u.a. für die Parteizeitung „Deutsche Stimme“, war in der NPD-Frauenorganisation „Ring Nationaler Frauen“ so aktiv, dass sie Bundesvorsitzende wurde – bis sie 2013 wegen interner Querelen geschasst wurde. Schüßler ist dabei immer eine Person, die auch Kritik hervorruft. Als sie nach zwei Jahren als RNF-Vorsitzende abgewählt wird, tritt sie aus dem RNF aus und kommentiert, beim RNF bestünde „kein Interesse an selbstbewußten, modernen Frauen“ (Fehler im Original, vgl. ER). Von 2008 bis 2014 sitzt sie im Landesvorstand der NPD Bayern, ist zeitweilig stellvertretende Landesvorsitzende. Im Jahr 2013 war sie Spitzenkandidatin der NPD bei der bayerischen Landtagswahl. Im Jahr 2014 folgt der Bruch mit der rechtsextremen Partei: Sie kritisiert die „unterentwickelte Kommunikationskultur“ der NPD, verklagt den NPD Kreisverband Aschaffenburg/Miltenberg wegen einer unberechtigten Foto-Nutzung und kandidiert dann trotzdem überraschend beim NPD-Bundesparteitag 2014 als NPD-Bundesparteivorsitzende – scheitert aber krachend gegen Frank Franz (sie erhält 18 Stimmen von 139). Sie tritt danach aus der NPD aus und kommentiert:  „Eine Sigrid Schüßler ist raus aus Eurer Nummer! Schickt unterwürfige Frauen vor, die den Mund nicht aufbekommen!“  (vgl. ER).

 

Nach der NPD folgt Pegida und Die Rechte

Der Ideologie tut das keinen Abbruch. Sigrid Schüßler findet ein neues Aktionsfeld bei „Pegida“, tourt als „Gastrednerin“ durch Deutschland. Anders als viele andere weibliche Pegida-Rednerinnen inszeniert sie sich dort allerdings nicht als „besorgte Mutter“: „Sigrid Schüssler trat überwiegend sehr feminin gekleidet auf. Sie spielt klar mit ihren sexuellen Reizen. Sie versucht sich auch nicht als besorgte Mutter zu verkaufen, sie gibt sich eher als gebildete Frau“ beobachtete etwa Miteinander e.V. in Magdeburg (vgl. BTN). Thematisch bleibt es allerdings bei rassistischer Hetze gegen Geflüchtete und Muslime.

Weniger gebildet ist allerdings ihr Einsatz, als Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker 2016  „eine Armlänge Abstand“ zum Schutz vor sexueller Belästigung fordert. Mit der rechtsextremen Aktivistin Melanie Dittmer ist Schüßler schon lange verbunden, gemeinsam gründen sie eine rechtsextreme Facebook-Seite, den „Mädelbund Henriette Reker“ – ein virulentes Online-Beispiel dafür, wie rassistisch, gewalttätig und menschenverachtend das Weltbild rechtsextremer Frauen ist.

 

Rechtsextreme Aktivistinnen im „Mädelbund Henriette Reker“ vereint: Melanie Dittmer, Sigrid Schüßler, Ester Seitz und eine weitere Aktivistin (v.l.)

Die machen Ihren Gruß auf Demonstrationen und posten etwa:

 

Interessanterweise kommentiert sie auf dieser eher an rechtsextrem Frauen gerichteten Facebook-Seite ebenfalls den Anfang des Prozesses, bei dem es um den Redebeitrag bei „Die Rechte“ geht,  und klingt dabei gänzlich anders: Neben äußerst expliziter Wiederholung ihrer rassistischen Hetze plus homofeindlicher Hetze gegen eine von ihr als lesbisch imaginierten Polizistin ruft sie auf: „Wärmt Euch schon mal auf für eine spontane „Free-Sigrid Schüßler“-Demo vor dem Münchner Landgericht, vielleicht wartet die Vermuts-Lesbe ja schon mit ihren Gummihandschuhen auf ein Wiedersehen… Termin notieren, verbreiten, veröffentlichen, erscheinen!“

Schüßler war wegen des Redebeitrags bei einer Demonstration von „Die Rechte“ in Bamberg am 02.03.2017 wegen Volksverhetzung zu 6 Monaten Haft verurteilt worden, im Revisionsprozess wurde das Urteil am 19.06.2017 zu einer Geldstrafe von  150 Tagessätzen à 15 Euro geändert (Endstation rechts berichtete). Sie fordert allerdings einen Freispruch.

Die Reaktionen auf Schüßlers Nackt-Post bei Facebook sind übrigens zahlreich: 231 Kommentare bisher (Stand 09.08.2017, 16 Uhr). Die meisten wollen sie nackt vor Gericht sehen. „Burka“ und „Burkini“ werden allerdings auch als angemessen vor Gericht vorgeschlagen, ebenso wie „etwas Schlichtes“ oder „einen Anwalt“.  Eine andere „Kämpferin“ meint allerdings: „Einstellung top und Daumen drücken für die Verhandlung aber warum muss man sich als vierfach mama so präsentiert deine arme Kinder was meinst was die durch machen müssen wegen den post wenn die falschen Leute sehen“ (Fehler im Original). Schüßler allerdings verteidigt ihren Beitrag als ein „(…) Nacktbild von mir (…), auf dem man nichts sieht, das weder pervers, noch pornographisch ist, sondern zeigt, daß es in Deutschland durchaus gutaussehende Frauen mit 48 gibt, die dazu noch vier Kinder geboren haben und die mutig für deren Zukunft und unser aller das Wort ergreifen.“ (Fehler im Original).

Nun ja, andere würden das vielleicht dann doch anders ausdrücken als mit sexistischer Selbstdarstellung.

 

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