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Rechtsradikale Fluthelfer Klicke mein Flut-Elends-Bild auf Social Media!

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Rechte, die vor Trümmern stehen: Gerade ein beliebtes Social Media Genre. (Quelle: BTN)

Von der AfD wissen wir, dass sie glauben, dass es ihnen umso besser gehe, je schlechter es Deutschland geht (vgl. ZEIT), und auch andere Teile der rechtsradikalen und rechtsextremen Szene nutzen im Sinne dieser Erkenntnis das Elend nach Katastrophen, um ihre Agenda zu verfolgen – der erste Bericht auf Belltower.News dazu beschreibt das Prinzip am Beispiel der NPD 2013 anhand der Flutkatastrophe in Sachsen, die der Welt auch „Pegida“ brachte – Lutz Bachman hatte 2013 über Facebook-Gruppen Hilfsgüter und Spenden für Flutopfer organisiert – und dabei seine späteren Mitstreiter:innen kennengelernt.

Nun sind es zu zum einen die Querdenker:innen, ohnehin durch Aufhebung vieler Corona-Maßnahmen ihrer Themen beraubt, die in die Hochwassergebiete in NRW und Rheinland-Pfalz strömten, um dort Helfenden im Weg zu stehen, die Internetkommunikation durch Livestreams zu belasten und Spenden zu sammeln, aber bei Auszahlung die Empfänger:innen zwingen zu wollen, sich für Ungeimpfte und Querdenker:innen zu positionieren. Das haben Belltower.News und andere bereits ausführlich berichtet (vgl. z.B. ZDF/Frontal, SWR, RND).

Aber auch die klassische rechtsextreme Szene zieht es weiterhin zur Katastrophe. Hier allerdings scheint inzwischen der Hang zur Inszenierung und zum Katastrophen-Tourismus wichtiger als die Agitation vor Ort (auf Twitter werden die „Bild oder Du warst nicht da“-Events der Rechtsaußen-Szene als #KatastrophenTerrorismus veräppelt). So führten Spendenaufrufe, Social Media-Events, Hochwasser-Selfies und die inzwischen obligatorischen Streams, in denen Rechtsradikale sich gegenseitig interviewen oder die Anwohner:innen traktieren, zu einer Flut von Flutbildern auf Social Media.

 „Freie Sachsen“ und  NPD

Die “Freien Sachsen“ rund um den rechtsextremen Pro-Chemnitz Funktionär Martin Kohlmann und den NPD-Funktionär Stefan Hartung sowie Thomas Kaden von Kaden-Reisen unterstützen die Fluthilfe von der Pandemieleugner:innen-Gruppe Leisnig.info unter dem Motto #LeisnigHilft. Die Flutkatastrophen-erfahrenen Sachsen haben einen Konvoi aus fünf Fahrzeugen organisiert und sind damit vom 23. bis 25. Juli nach Ahrweiler gefahren und haben offenbar auch tatsächlich mitgeholfen, während ihre Sachspenden nicht verteilt werden konnten, wie sie vor allem auf Telegram berichten.

Diese Aktion wurde dank NPD-Funktionär Stefan Hartung und dem beteiligten NPD-Funktionär aus Döbeln, Stefan Trautmann, gleich noch wiederverwertet und auch als „Wir packen an“ verkauft. Wer das noch nutzt? Die Aktion „Jugend packt an“ der NPD-Jugendorganisation JN verkauft die gleich Aktion als ihre eigene. Deren Facebook- und Instagram-Account quillt denn auch über vor Flutbildern und Bekundungen, man helfe, wo der Staat nicht helfe (wobei der Staat derweil natürlich sehr wohl half).

Auch die NPD-Postille „Deutsche Stimme“ war vor Ort und lieferte die unvermeidbaren Videoberichte vom Katastrophenort.

Diese propagiert die NPD-Aktion „Deutsche helfen Deutschen“ – und siehe da: Hier werden wieder die gleichen Fotos verwendet wie bei „Jugend packt an“. Praktisch.

Auch NPD-Mann Sebastian Schmidtke und „Kampf der Nibelungen“-Organisator Alexander Deptolla sind im Flutgebiet und betreiben Krisentourismus, indem sie beispielsweise schauen, wie sich die Flut auf leerstehende Gebäude ausgewirkt hat. Schmidtke fragt sogar seine Community, welchen Content sie das nächste Mal sehen wollen:

Musiker

Auch rechtsextreme Musiker inszenieren sich in der Krise: Über Frank Krämer hatten wir bereits im letzten Text berichtet (vgl. Belltower.News), auch der Frontsänger der rechtsextremen Band “Flak“ ist dort und fotografiert sich:

Auch die „identitären“ HipHopper von „NDS“ riefen zur „Hochwasserhilfe“ – natürlich „Vom Volk – für da Volk“. IB-Kopf Martin Sellner gefällt das.

Ob Spenden angekommen sind, lässt sich derweil nicht nachvollziehen.

Identitäre Bewegung

Die „Identitäre Bewegung“ liegt in Deutschland derart darnieder, dass sie sich bei der Flut nur über eine Tarnaktion präsentieren konnte – alle großen Social Media-Accounts sind ja gesperrt. Nun publiziert also der „Solidarbund“ auf Instagram und Facebook die üblichen Flutbilder.

Die ehemalige IB-Aktivistin Reinhild Boßdorf (Aktion 120 Dezibel, JA), die sich inzwischen für die AfD engagiert, stellte sich mit der „Jungen Alternative NRW“ in pinkfarbenen Docs in die Flutkatastrophe zum nachdenklichen Flutselfie:

AfD

Auch die Alternative für Deutschland reiht sich in den Fluttourismus ein oder versucht, mit der Hochwasserkatastrophe Stimmung zu machen. Die Helferinszenierung bekommt am gelungendsten AfD-Funktionär Uwe Junge aus Rheinland-Pfalz hin, der sich mit Familie im Militärdress bei Handgriffen zeigt.

Andere AfD-Aktionen muten weniger heroisch an. Etwa bietet die AfD NRW Hilfe vor allem für AfD-Mitglieder an, mit kreativer Rechtschreibung.

Interessant auch ein Framing, dass offenbar bei AfD-Funktionär Tomasz Froelich, Pressesprecher der AfD im EU-Parlament und stellvertretender „Junge Alternative“-Bundesvorsitzender, seinen Anfang nahm. Er macht Stimmung gegen die CDU – mit einem Post von 2014, von dem er allerdings den Eindruck erweckte (und vielleicht auch selbst glaubte), er wäre aktuell und die CDU plane jetzt gerade Fluthilfe-Gelder für Geflüchtete einzusetzen.

Dieser Post wanderte flächendeckend durch die rechtsalternative Online-Blase, so gut gefiel er allen, bevor Froelich ihn wieder löschte, als ihm sein Fehler bewusst wurde. Beim reichweitenstarken Desinformationsblogger Tim Kellner sah das dann, mit über 16.000 Llikes und über 7.000 Shares allein auf Facebook so aus:

Wobei Tim Kellner immerhin verstanden hat, dass der Post von 2014 war.

Tomasz Froelich dagegen fuhr fort, weiterhin wenig Intelligentes zu posten, hier suggeriert er etwa, man könne und solle eingeplante Haushaltsposten mit spontaner Fluthilfe vergleichen – aber wenn’s der Ideologie dient, gefällt es auch:

Tim Kellner dagegen, der Ex-Biker, Ex-Polizist und nun antidemokratisch-rassistischer Vlogger, fuhr natürlich auch ins Katastrophengebiet – allerdings blieb unklar, ob er durchgelassen wurde.

Unzählige rechtsalternative Vlogger und „Medien“ fühlten sich vom Flutkatastrophengebiet magnetisch angezogen.

So nutze auch das Compact-Magazin von Jürgen Elsässer einen Hilfsaufruf für unzählige Artikel und natürlich Telegram-Postings, um die dreiste Desinformation zu verbreiten, nur Rechte würden helfen, die Regierung oder NGOs allerdings nicht. Und damit soll noch lange nicht Schluss sein.

Unermüdlich war Holocaustrelativierer Nikolai Nerling alias „Der Volkslehrer“ unterwegs, aus Ermangelung eigener reichweitenstarker Kanäle auf großen Plattformen (wegen Deplatforming) taucht er aber vor allem als Interviewpartner für andere wie etwa den Vlogger „AktivistMann“ (aka Matthäus Westfal) auf, woraufhin sich investigative Diskurse entspinnen wie „Genug Verwüstung, das [die Flut] hat stattgefunden“ (AktivistMann). „Ja, das kann man wohl sagen“ (Nerling), der später noch von sich gibt, nach dem Zweiten Weltkrieg hätten „wir“ (er ja nun nicht) ja auch alles wieder aufgebaut.

In einem anderen Video freut Nerling sich über die Katastrophe, denn die gebe einen guten Anlass zu zeigen, dass „wir“ die „BRD-Institutionen gar nicht brauchen.“

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Dieser Zynismus illustriert noch einmal gut, wie wenig sich die rechtsradikale Szene eine intakte, friedliche Gesellschaft wünscht und wie sehr sie sich von Hass und Zerstörung nährt.

Inzwischen mehren sich unter den rechtsradikalen Katastrophentourist:innen die Berichte, dass die Polizei sie nicht mehr in die Orte lässt und auch Anwohner:innen sich gegen die Instrumentalisierung wehren – was zu weinerlicher Empörung führt, weil ja nur „dem Volk“ geholfen werden soll. Aber die betroffenen Menschen in den Hochwassergebieten stellen sich darunter offenbar etwas anderes vor als Videoschalten und völkische Beschwörungen.

Wie „hilfreich“ dabei die rechtsextremen und querdenkenden Vlogger sind, beschreibt noch einmal anschaulich dieser Twitter-Thread:

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