Wenn es nach den Rechtsextremen geht, sollen auf einer Wiese in Themar im Landkreis Hildburghausen innerhalb weniger Wochen drei Rechtsrock-Open-Air-Konzerte stattfinden. Angekündigt sind unter anderem die in der Szene langjährig beliebten Neonazi-Bands “Frontalkraft”, “Die Lunikoff Verschwörung” “Stahlgewitter” und “Sleipnir”.
„Die Lunikoff Verschwörung“ soll am 15.07.2017 bei „Rock gegen Überfremdung“ ihre Propaganda verbreiten dürfen (Quelle: recherche-nord)
Auf den – meist konspirativ organisierten braunen Events – trifft sich der breite Querschnitt von jung bis alt der Neonazi-Szene. Hier wird sich vernetzt, rekrutiert und ein Rahmenprogramm aus Redebeiträgen und Verkaufs- und Infoständen verschiedener rechtsextremer Gruppen geboten – und Geld für die Szene gesammelt.
Neonazi-Konzerte auf dem Grundstück eines AfD-Politikers
Das Grundstück, auf dem die Neonazis feiern wollen, stellt der AfD-Lokalpolitiker Bodo Dressel zur Verfügung. Doch ob die Hass-Bands tatsächlich auf seiner Wiese auftreten dürfen, ist noch offen.
Warum konnte sich der Hass in Thüringen kultivieren?
“Rock für Deutschland”
Für den 1. Juli wird nach zweijähriger Pause wieder ein „Rock für Deutschland“-Konzert angekündigt. Zuletzt hatte das Open Air-Event 2014 in Gera stattgefunden, war jedoch während eines Auftritts unterbrochen und vorzeitig beendet worden. Die Organisatoren um Gordon Richter vom NPD-Kreisverband Gera setzten auf das 25-jährige Jubiläum von “Frontalkraft” aus der “Hammerskin”-Szene. Die Einnahmen der vergangenen Konzerte flossen laut “ mobit”, der mobilen Beratung in Thüringen, vermutlich an die Thüringer NPD.
Ursprünglich sollte das “Rock für Deutschland” in Themar stattfinden. Doch inzwischen scheint dies beinahe ausgeschlossen, berichtete Christoph Lammert von “mobit”. Über die Gründe könne man nur spekulieren. Er vermutet, dass die Veranstaltung wieder nach Gera verlegt wird. Auch hier hatte der Veranstalter eine Anmeldung für das Event eingereicht. Lammert vermutet, dass das NPD-Event etwa 500 Teilnehmer_innen anziehen wird.
“Rock gegen Überfremdung” mit 3.000 bis 4.000 Neonazis
Zwei Wochen später soll das braune Event “Rock gegen Überfremdung” stattfinden. Im vergangenen Jahr wurde es in Kirchheim abgehalten. Anmelder dieser Veranstaltung ist der bekannte Neonazi Tommy Frenck. Voraussichtlich wird dieses Konzert mit 3.000 bis 4.000 die meisten Teilnehmer_innen mobilisieren können. Grund dafür sind wahrscheinlich die hochkarätigen Hetz-Bands.
Rechtsrock wirkt identitätsstiftend (Quelle: recherche-nord)
“Rock für Identität”
Ende des Monats, am 29. Juli, soll dann “Rock für Identität” in Themar stattfinden. Genau wie “Rock gegen Überfremdung” wird auch dieses Event auf der internationalen Webseite von dem in Deutschland verbotenen Netzwerk “Blood & Honor” beworben.
Organisator ist diesmal der bayerische Neonazi Patrick Schröder. Seit längerem ist er gemeinsam mit Tommy Frenck in Thüringen aktiv. Bei “Rock für Identität” rechnet “mobit” mit bis zu 1.000 Teilnehmer_innen – falls es stattfinden wird.
Die Kommune wehrt sich gegen Neonazi-Veranstaltungen
Der Landkreis Hildburghausen kündigte an, die Konzerte verhindern zu wollen. “Rock gegen Überfremdung” und “Rock für Identität” werden nicht länger als politische Veranstaltungenanerkannt. Damit fallen sie nicht mehr unter den Schutz der Versammlungsfreiheit, die im Grundgesetz verankert ist. Die Behörden haben somit die Möglichkeit den Veranstaltern höhere Auflagen aufzuerlegen oder die Konzerte generell zu verbieten.
Tommy Frenck will laut einem MDR-Bericht gegen den Bescheid des Gerichtes vorgehen. Ob auch Patrick Schröder eine Klage eingereicht hat, ist nicht bekannt. Noch ist offen, ob die Stadt die Konzerte verbietet oder ob sie ihnen lediglich höhere Auflagen auferlegt werden.
“Sommer, Sonne, Widerstand”- lustiger Name, widerliche Musik
Bereits am kommenden Wochenende, dem 24. Juni, soll in ein konspiratives Rechtsrock-Spektakel unter dem Namen “Sommer, Sonne, Widerstand” stattfinden. Auch hier werden waschechte Nazi-Bands auftreten, wie “Uwocaust” und “Front Feuer”. Laut Aktivisten findet dieses Konzert in einem bekannten Veranstaltungsort in Kirchheim statt. Hier werden etwa 200 Besucher_innen erwartet.
Sowohl in Gera, als auch in Themar formiert sich bereits Protest gegen die rechtsextremen Veranstaltungen.