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Rechtsterrorismus in Belgien Ein flüchtiger rechtsextremer Soldat mit Waffen und einem Anschlagsziel

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In der Nähe von Dilsen-Stokkem (Pfeil) sucht die Polizei den flüchtigen Rechtsterroristen.

Während in Deutschland am Donnerstag der Prozess gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wegen Terrorverdachts startet, steht Belgien derzeit vor einer akuten Bedrohung, die ebenfalls von einem Soldaten ausgeht. Der 46-jährige Berufssoldat Jurgen C. und ausgebildete Scharfschütze aus Dilsen-Stokkem ist derzeit auf der Flucht. Mit Hochdruck suchen ihn die Behörden und schließen nicht aus, dass er bereits im Ausland untergetaucht ist. Die Polizei sucht bisher vergeblich nach dem Soldaten und bittet auch die Öffentlichkeit um Mithilfe.

Fahndungsfoto der belgischen Polizei.

Von ihm gehe eine akute Anschlagsgefahr aus und sein Name stehe auf der Terrorliste der belgischen Sicherheitsbehörde CUTA. In seinem Auto, das Sicherheitskräfte letzte Nacht in einem Wald bargen, fanden sie mehrere schwere Waffen, darunter eine P90-Maschinenpistole des belgischen Waffenherstellers FN Herstal und Munition, die kugelsichere Westen durchdringen kann (vgl. ad.nl). Diese hatte C. aus der Kaserne gestohlen – unter dem Vorwand, als Schießausbilder am Morgen eine Übung für Armeemitglieder veranstalten zu wollen. Laut Medienberichten befinde sich auch ein Raketenwerfer unter den Waffen (vgl. standaard.be)

Laut übereinstimmenden Medienberichten soll C. in einem Abschiedsbrief von “einem Anschlag gegen das Regime und gegen Virologen“ gesprochen haben. Konkret soll sich die Drohung gegen Marc Van Ranst richten, der bereits mit seiner Familie in Sicherheit gebracht werden musste. Der Virologe berät verschiedene belgische Behörden bei der Eindämmung des Corona-Virus und ist eine nicht unumstrittene öffentliche Person sowie Feindbild vieler Rechtsextremer und Verschwörungsideolog*innen. Im Brief schrieb der Soldat, dass er „nicht länger in einer Gesellschaft leben kann, in der Politiker und Virologen uns alles weggenommen haben“. Er kündigte an, „dass er sich dem Widerstand anschließen und sich nicht kampflos ergeben würde“. C. hatte bereits zuvor den Virologen Marc Van Ranst auf Social Media mit dem Tod bedroht (vgl. standaard.be).

Der Soldat war bereits 2016 von einem rechten Weltuntergangsszenario überzeugt und scheint sich sukzessive weiter radikalisiert zu haben. In einem Tweet vom 22. März 2016 schreibt er: “Seit Jahren sage ich, dass dies kommen wird. Seit Jahren lachen sie über mich und sagen, dass ich übertreibe, dass ich ein Rassist bin…“. Dem Militär war seine rechtsextreme Einstellung bekannt, zuletzt war er deshalb in die Verwaltung versetzt worden.  Jetzt ist der Handlungsdruck wohl übergroß geworden und der belgische Soldat will offenbar die Dinge selbst in die Hand nehmen.

Jurgen C. auf Twitter, 2016

Zumindest scheint er körperlich in der Lage zu sein und ist mit militärischem Wissen ausgestattet. Neben seinem Beruf als Soldat betätigt er sich auch als Fitnesstrainer. Seine Facebook-Seite ziert ein Bild von einem Soldaten in voller Kampfmontur. Als während der Corona-Pandemie sportliche Betätigungen in geschlossenen Räumen verboten wurden, lädt er seine Facebook-Freund*innen zu militärischen Boot-Camps im Park ein. Videos zeigen Teilnehmer, wie sie bei Schnee und Regen Treckerreifen wälzen und Baumstämme und schwere Kanister schleppen.

Auch ein mutmaßlicher “Kamerad“ von C. betont sein Interesse an dem etwas anderen Fitnesstraining. Während das Facebook-Profil von C. nur eingeschränkt einsehbar ist, sieht das bei seinem Kameraden anders aus. Laut Facebook ist er Soldat bei den Belgischen Spezialeinheiten. Aus seiner rechtsextremen Überzeugung macht er keinen Hehl. So steht in seiner Biografie “Unsere Ehre heißt Treue“ und als Arbeitsstelle hat er “Standartenführer“ angegeben. Beides unmissverständliche Anspielungen auf die Waffen-SS. Auf eine Anfrage von Belltower.News bei der zuständigen belgischen Sicherheitsbehörde, ob das Profil zu einem Soldaten der Belgischen Spezialkommandos gehört, erfolgte noch keine Antwort.

Unter Militärkollegen gilt C. als rechtsextremer Waffennarr, der nicht vor Gewalt zurückschreckt. Außerdem ist er ein überzeugter Impfgegner, der den Virologen Van Ranst zutiefst hasse. Seine persönlichen Überzeugungen decken sich aber auch mit seinen sozialen Kontakten. So habe C. laut Sicherheitskräften in den letzten Jahren enge Beziehungen zu Thomas Boutens gehabt, der als äußerst einflussreich innerhalb der extremen Rechten in Flandern gilt und ein Ex-Soldat ist. Boutens, der unter anderem bereits wegen Terrorverdachts verurteilt ist, hatte Dienstagabend noch einen unterstützenden Post für seinen Freund abgesetzt.

Gegen den Flüchtigen ist mittlerweile die höchste Warnstufe verhängt. Ein Berufssoldat, der selbst zur Tat schreitet und dessen Umfeld teilweise immer noch bei der Armee dient, ist ein erschreckendes Beispiel für die offenkundige Entschlossenheit rechtsextremer Netzwerke in Sicherheitsbehörden. Auch in Deutschland hätte es so ein Szenario geben können, wie der aktuelle Fall um Franco A. zeigt. Dass er nicht der einzige in deutschen Sicherheitsbehörden ist, dem ein entsprechendes Handeln zuzutrauen ist, zeigen die Recherchen der letzten Jahre von Journalist*innen über rechtsextreme Netzwerke. Der Soldat in Belgien zeigt derweil, wie erschreckend real die Gefahr ist.

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