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Sächsischer Förderpreis Roter Baum Zwickau: „if the kids are united against racism“

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„if the kids are united against racism“ (Quelle: Roter Baum Zwickau e.V. )

2021 wird der Sächsischen Förderpreis für Demokratie schon zum 15. Mal verliehen. Mehr als 52 Bewerbungen von Initiativen, Vereinen und Kommunen hat die Jury in diesem Jahr gesichtet, am Ende wurden acht Bewerbungen nominiert. Am 8. November wird sich bei der Preisverleihung in Dresden zeigen, wer von den Nominierten ausgezeichnet wird. Belltower.News stellt die Nominierten vor. Mit Roter Baum Zwickau haben wir über ihr Engagement in Sachsen gesprochen:

Belltower.News: Hallo, können Sie Roter Baum e.V. Zwickau kurz vorstellen?

Roter Baum Zwickau: Die Ortsgruppe Zwickau des Roten Baum e.V. wurde bereits vor 18 Jahren gegründet, ist dann aber in einen „kleinen Schlaf“ gefallen. Eine Gruppe Jugendlicher belebte den Verein dann im Jahr 2009 wieder. Seither wurden unter anderem die Zwickauer Volxküche und der alternative Jugendclub Barrikade etabliert. Die „Vokü“, wie die Zwickauer Volxküche umgangssprachlich genannt wird, stellt einen kulinarischen Anlaufpunkt dar, bei dem Jugendlichen wöchentlich vegane und vegetarische Speisen zum Soli-Preis erhalten. Regelmäßig wird die Vokü durch ein kleines Rahmenprogramm wie zum Beispiel Filmabende, Vorträge oder Konzerte von Liedermacher:innen ergänzt.

Mit der „Barrikade“ wurde aus einem herunter gekommenen Lagerkomplex, ein alternativer Jugendclub selbst gestaltet, in dem nun eigene Veranstaltungen, wie Konzerte und Vorträge stattfinden können. Wichtige Veranstaltungen unseres Vereines sind der „United Colours Streetsoccercup“, das „Störfaktor Festival“ und der „if the kids are united against racism“ Konzert- und Thementag. Durch die Vereinsarbeit wollen wir möglichst vielen Menschen die Chance geben, sich in coole, emanzipatorische und kreative Projekte einzubringen und/oder diese sogar selbst zu entwickeln. Dadurch sollen die Teilnehmer:innen befähigt werden, gesellschaftliche und politische Prozesse zu begreifen und zu hinterfragen. Die Vereinsmitglieder und Sympathisant:innen werden motiviert, eigenständig und selbstbewusst Konzerte, Demos, Ausstellungen, Vorträge und Feiern zu organisieren. Außerdem wollen wir ermutigen, Negativerlebnisse nicht einfach als gegeben hinzunehmen, sondern diese als Anlass zu begreifen, aktiv zu werden und sich für ein tolerantes Miteinander zu engagieren. Mit unserer Arbeit wollen wir faschistischen, rassistischen und antisemitischen Denkstrukturen in der Gesellschaft entgegenwirken. Dabei vernetzen wir uns mit Gruppen und Aktiven aus umliegenden Städten und Gemeinden, so, dass wir als verlässliche`* Ansprechpartner:in für ein möglichst breites Spektrum politischer Akteure wahrgenommen werden.

Warum wurde das Projekt gegründet?

Nach dem Auffliegen des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU) im Jahr 2011 initiierten Akteure des DGB Südwestsachsen, des Roten Baum e.V. Zwickau und des Freizeitzentrums Marienthal den Konzert- und Thementag „If the kids are united against racism“. Der Name ist zwar etwas sperrig, das Anliegen aber umso wichtiger. Die Akteure wollten zeigen, dass in Zwickau auch junge Menschen leben und sich engagieren, die für eine offene und solidarische Gesellschaft eintreten. Mit der Veranstaltung wollten sie einen kleinen Beitrag für politische Bildung und gegen menschenfeindliche Einstellungen, wie die des NSU, leisten. Seither findet das Festival  jährlich statt. Das Freizeitzentrum Marienthal ist zwar nicht mehr dabei, aber in den letzten Jahren beteiligten sich diverse andere Akteure, wie die WHZ oder das Jugendbuffet. Dabei lernen nicht nur die Besucher:innen während der Veranstaltung dazu, sondern auch die größtenteils ehrenamtlichen Organisator:innen bei der Bewältigung der vielfältigen Aufgaben des Projektes. Die Zusammenarbeit so diverser Partner:innen sorgt für Kreativität und spannende Diskussionen bei der Vorbereitung und führt dazu, dass alle Beteiligten ihren Horizont erweitern.

Wer engagiert sich bei Roter Baum?

Der Rote Baum ist ein Jugendverein, bei dem sich vor allem subkulturell geprägte Menschen engagieren, aber prinzipiell steht er allen offen, die sich für eine solidarische und respektvolle Gesellschaft engagieren.

Mit Ihrer Arbeit wollen Sie faschistischen, rassistischen und antisemitischen Denkstrukturen in der Gesellschaft entgegenwirken. Glauben Sie, dass besonders Sachsen und Zwickau im Speziellen Ihre Arbeit braucht?

Der NSU und seine Netzwerke, der „III. Weg“, das „Freie Netz“, NPD, „junge Revolution“, „Aufbruch deutscher Patrioten“, diese Aufzählung ließe sich noch fortsetzen, um Strukturen zu benennen, die klar zu ihrem menschenfeindlichen Weltbild stehen. Dazu kommen noch Akteure, die im Hintergrund oder mit einem vermeintlich bürgerlichen Habitus auftreten, aber diese Ideologie unterstützen. Die Notwendigkeit, sich für eine tolerante und friedliche Gesellschaft zu engagieren, ist in den letzten Jahren noch gestiegen und wir wollen dieser Verantwortung auch weiterhin gerecht werden.

Seit langer Zeit setzt sich Roter Baum für die Aufarbeitung der Verbrechen des NSU-Komplexes ein? Warum?

… weil der NSU-Komplex symptomatisch dafürsteht, wohin menschenfeindliche Einstellungen und Akteure, die sich diesen nicht entschlossen entgegenstellen, führen. Inzwischen ist das Auffliegen 10 Jahre her und trotzdem ist vieles nicht aufgearbeitet und etliche Akteure im NSU-Komplex sind noch immer aktiv. Das zeigt: es gibt kein Ende und keinen Schlussstrich. Es gilt weiter zu mahnen und sich zu engagieren.

Sind Sie und Ihre Arbeit vielen Anfeindungen ausgesetzt?

Akteure, die bei uns aktiv sind und öffentlich zu ihrer Einstellung stehen, sind immer wieder Bedrohungen und Anfeindungen ausgesetzt: so wurde bei Tony Fischer, einem unserer aktiven Mitglieder, schon mehrmals die Scheiben an seinem Laden (DIY-Druckbar) eingeschlagen und auch vor seiner privaten Haustür wurden Drohungen durch Sticker oder Schmierereien angebracht; vor unserem Klub Barrikade posierten Akteure des 3. Weges und drohten über soziale Netzwerke; in das Türschloss der Barrikade wurde vor einigen Jahren Buttersäure gespritzt und aktuell wurden etliche Plakate des diesjährigen „If the kids“ beschädigt oder gestohlen. Dies sind nur einige Beispiele.

Sie sind für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert. Braucht Sachsen mehr Demokratie?

Auf jeden Fall! In über 30 Jahren CDU-Regierung wurde politische Bildungsarbeit zu lange vernachlässigt. Die Sachsen sind nicht immun gegen rechte Einstellungen. Sie brauchen Aufklärung und Bildung, um die Vorzüge der Demokratie mit ihren Werten zu schätzen und respektvoll zu leben.

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