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Sächsischer Förderpreis 2021 CSD Chemnitz will Werte offen zeigen und leben

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(Quelle: CSD Chemnitz)

2021 wird der Sächsische Förderpreis für Demokratie schon zum 15. Mal verliehen. Mehr als 52 Bewerbungen von Initiativen, Vereinen und Kommunen hat die Jury in diesem Jahr gesichtet, am Ende wurden acht Bewerbungen nominiert. Am 8. November wird sich bei der Preisverleihung in Dresden zeigen, wer von den Nominierten ausgezeichnet wird. Belltower.News stellt die Nominierten vor. Mit Robert Lutz und Cedric Nastelski haben wir über ihr Engagement beim CSD Chemnitz gesprochen:

Belltower.News: Hallo, viele werden wohl mit dem CSD etwas anfangen können. Können Sie trotzdem noch mal beschreiben was der CSD ist und was den CSD Chemnitz so besonders macht?

Robert Lutz und Cedric Nastelski: Der Christopher Street Day, kurz CSD, ist ein weltweiter Erinnerungs- und Demonstrationstag, der auf die Stonewall-Aufstände (28.6.-3.7.1969) in der New Yorker Christopher Street zurückzuführen ist. Hier boten sich mutige Homo- und Transsexuelle tagelange Straßenschlachten mit der Polizei, nachdem diese immer größerer Repression ausgesetzt wurden. Sie legten damit den Grundstein für die LGBTIQ*-Bewegung.

Der CSD Chemnitz als Teil dieser Bewegung trägt die politischen Forderungen als Sprachrohr von LGBTIQ* aus Chemnitz sowie Teilen von Mittel- und Südwestsachsen in Chemnitz auf die Straße. Dabei achten wir  sehr darauf, als politische und nicht als Partyveranstaltung wahrgenommen zu werden.

Gibt es eine Geschichte hinter dem CSD Chemnitz e.V.?

Der CSD in Chemnitz lief ursprünglich unter dem Banner des LSVD Sachsen und hat seit 2015 ein festes Organisator*innnen-Team, aufgrund einiger Differenzen zwischen Team und LSVD-Verantwortlichen entschieden wir uns im Dezember 2016 zur Gründung des eigenständigen e.V., hatten den LSVD Sachsen jedoch ebenfalls als Gründungsmitglied dabei. Seitdem ist der Verein langsam aber stetig gewachsen und zu einer Größe aufgestiegen, in der er im Stadtbild wahrgenommen wird. Städtische Betriebe wie Tierpark oder Chemnitzer Veranstaltungszentren dürfen wir mit Stolz Kooperationspartner nennen. 2022 feiern wir ein Jubiläum, den 10. CSD in Chemnitz.

Wer engagiert sich bei Ihnen? Und warum engagieren Sie sich?

Im CSD Chemnitz engagieren sich überwiegend natürliche Personen, als Mitglieder verzeichnen wir jedoch auch den different people e.V. und den LSVD Sachsen. Sowohl Homo-, Trans- als auch Heterosexuelle engagieren sich gleichermaßen und arbeiten gemeinsam am Ziel einer vielfältigen Gesellschaftsstruktur.

Sie werben für Toleranz, Gleichwertigkeit und Akzeptanz von LGBTQI*-Menschen in der Region und setzen sich gegen Vorurteile und Ausgrenzung ein. Warum ist das gerade auch für Sachsen so wichtig?

Die letzten Wahlergebnisse haben erneut gezeigt, dass die sächsische Bevölkerung zu großen Teilen offen für Ziele und Gedankengut rechter Parteien ist. Dies ist für uns keinesfalls stillschweigend hinzunehmen. Ein Zurück in die deutsche Vergangenheit darf es nicht geben. Daher müssen unsere Werte vor allem in Sachsen offen gezeigt, kommuniziert und gelebt werden.

Ist Ihre Arbeit hier vielleicht schwerer als in anderen Bundesländern?

Da uns die persönliche Vergleichsbasis fehlt, ist dies schwer einzuschätzen. Aus Vernetzungsarbeit mit anderen CSD-Vereinen in Deutschland könnte man dies jedoch durchaus annehmen.

Sind Sie und Ihre Arbeit vielen Anfeindungen ausgesetzt? 

In den vergangenen Jahren gab es Besuche vom Bund nationaler Frauen, welche die Veranstaltung stören wollten. Es kam auch schon zu Gegenveranstaltungen, welche jedoch von uns lauthals übertönt wurden.

Kommt es also meist zu Störversuchen, die Schnell unterbunden werden können?

Nicht immer. In diesem Jahr kam es zu einem unschönen Vorfall: Im Rahmen der CSD Route „Bunt“  ist es zu einer Hassrede gegen die Demoteilnehmenden gekommen. Dabei hat eine männliche Person aus einem vorbeifahrenden Fahrzeug (nachdem die Straße frei war) beide Mittelfinger gezeigt und laut geschrien „verreckt ihr scheiß schwuchteln“. Die anwesende Polizei wollte keine Beweissicherung des Kennzeichen vornehmen. Der Vorfall wurde entsprechend angezeigt.

Sie sind für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert. Braucht Sachsen mehr Demokratie?

Ja, aber auf jeden Fall auch mehr Demokratieverständnis.

Mehr zum Projekt:

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Mehr zum Sächsischen Förderpreis für Demokratie:

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anettam

Kommentar Liebe MUT-Leser*innen!

Eigentlich ist an dieser Stelle eine Bilanz fällig. Doch welche Bilanz sollte man sich bei unserem Thema wünschen? Die Antwort…

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