Rechtsextreme mögen Runen, in denen Sie einen Bezug zum verehrten Germanentum, zur Ursprünglichkeit und zu völkischer Ideologie sehen. Zusätzlich wird eine Abkehr von der modernen Welt symbolisiert und eine Ablehnung von Christentum und Judentum durch Hinwendung zu germanischer Esoterik. Auch die Nationalsozialisten verwandten Runen gern. Aber nicht jede*r, der sich mit Runen beschäftigt, ist rechtsextrem! Es kommt immer auf den Zusammenhang an.
Die Triskele
In der geschwungenen Form ist der „Dreifuß“ seit frühesten Epochen in vielen Kulturkreisen zu finden. Felsenzeichnungen in Irland, Keramiken aus Griechenland und Münzen aus Sizilien zeigen dieses Symbol, das vermutlich die Sonne darstellen soll. In einige Regionen und Städte ist die Triskele sogar Teil ihrer Flagge (z.B. Sizilien, Isle of Man, Füssen in Bayern).
Esoteriker sehen die Triskele als Darstellung von „Werden-Sein-Vergehen“. Sie wird auch außerhalb der neonazistischen Szene als Talisman getragen.
Die Triskele ist nur im eindeutigen rechtsextremen Kontext strafbar, wie hier in der Farbanordnung gleich der Hakenkreuzfahne. Quelle: Aktion Zivilcourage
Doch wie so viele andere Symbole des germanischen Kulturkanons wurde auch die Triskele von der Neonaziszene okkupiert. In rechten Kreisen findet man sowohl die geschwungene, als auch die eckige Variante. Diese wird als dreiarmiges Hakenkreuz gedeutet und ist vielerorts zu finden, da sie für sich allein stehend nicht verboten ist.
Rechtsextreme Organisationen wie „Blood & Honour“ tragen die Triskele im Banner, auch der US-amerikanische Ku-Klux-Klan verwendet sie und sogar die südafrikanische Burenorganisation „Afrikaaner Weerstandsbeweging“ (AWB), die jahrzehntelang mit Militanz für das Apartheid-System kämpfte.
Als Logo ziert sie auch das neonazistische Frauenmagazin „Triskele“ und wird dort als Zeichen für ein „gesetzmäßiges Leben in Recht und Ordnung“ interpretiert.
Thorshammer (Mjölnir)
Schmuck-„Thorshämmer“
Der Hammer des Donnergottes Thor galt bei den Germanen als Symbol der Stärke, Tatkraft und für hohes Alter. Durch Rechtsextreme heutzutage verschob sich die Bedeutung des Symbols zu „kämpferisch“ und „völkischer Verbundenheit“. Die Wikinger nutzten den Thorshammer in Form eines Anhängers als Gegenstück zum christlichen Kreuz.
Auch heute wird das Symbol von der neonazistischen Szene gern getragen, etwa als Kettenanhänger, weil es germanischen Ursprungs und nicht verboten ist. Bis nach dem ersten Weltkrieg war der Thorshammer das populärste Symbol der „völkischen Bewegung“. Einen unmittelbaren Bezug zur NS-Zeit gibt es aber nicht.
Da der Thorshammer auch in der Heavy-Metal-Szene, in neuheidnischen Szenen, bei Rockern, in der Schwarzen Szene und vereinzelt auch in alternativen Kreisen getragen wird, ist er allein kein Ausdruck für eine rechtsextreme Gesinnung. Oft wird der Thorshammer auch ohne jede symbolische Bedeutung als Ausdruck des Interesses an nordischer Kultur und der Wikingerzeit getragen.
Das Keltenkreuz
Das Kreuz ist im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus strafbar, wie hier in der eindeutigen Farbkomposition nach der Hakenkreuzfahne.
Quelle: Aktion Zivilcourage
Dieses Ringkreuz wird nicht nur von der rechtsextremen Szene verwendet. Im Zuge der Christianisierung wurde das ursprüglich heidnische Sonnensymbol in christlichen Kontext übernommen und ist seit dem Frühmittelalter bis heute als Grabstein oder Mahnmal weit verbreitet zu finden.
Für Neonazis weltweit steht es allerdings als das Symbol schlechthin für die „Vormachtstellung der weißen Rasse“ und die „White-Power“-Bewegung, auch wegen seiner optischen Ähnlichkeit mit einem Fadenkreuz, wenn es stilisiert dargestellt wird. Man findet es auf T-Shirts, Fahnen, Bannern, als Ring oder Anhänger. Eine der ältesten Nazi-Websites („Stormfront“) hat das Kreuz als stetiges Startsymbol aufgenommen, zahlreiche andere rechte Websites folgten dem Beispiel.
Verboten ist das Keltenkreuz allerdings nur, wenn es nicht alleine steht, sondern mit der Darstellung ein Zusammenhang mit verbotenen Organisationen erkennbar wird. So zum Beispiel die 1982 verbotene, neonazistische ‘Volkssozialistische Bewegung Deutschlands/Partei der Arbeit’ (VSBD/PdA), die das Symbol in einen Rhombus eingebettet und von einem stilisierten Adler getragen darstellt.
Fake-Germanentum: Die Schwarze Sonne
Die Schwarze Sonne. Quelle: Aktion Zivilcourage
Es ist historisch nicht belegt, dass das Symbol aus dem Germanentum stammt, sondern es handelt sich um ein Kunstprodukt der „SS“, auch wenn dies in der rechtsextremen Szene meist geleugnet wird. Das Sonnenrad erscheint erstmals als Bodenornament im Obergruppenführersaal der „SS-Schule Haus Wewelsburg“. Erst nach 1945 wurde es als „Schwarze Sonne“ bezeichnet und findet in der Neonazi-Szene Verwendung.
Man kann die „Schwarze Sonne“ als eine Zusammensetzung von zwölf Sig-Runen oder als zwölfarmiges Hakenkreuz verstehen. Ausgedrückt werden soll die „Verbundenheit mit der eigenen Art und mit den arteigenen Wertvorstellungen“.
Die „Schwarze Sonne“ erhält einen immer höheren Stellenwert für Lifestyle-Produkten der neonazistischen Szene aller Art. Beobachter der Szene sehen das Symbol durch die häufige Verwendung als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz.
Runen
Ebenfalls Symbole mit Bezug zum Germanentum sind Runen. Eine Übersicht der für Rechtsextreme Relevanten finden Sie hier.