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Texas Ein Tag, zwei menschenfeindliche Gewalttaten

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In der Shopping-Mall in Allen bei Texas schoss ein Wachmann um sich, der den Patch "RWDS" trug - "Right Wing Death Squad". (Quelle: Pictue Alliance)

Es ist keine zwei Wochen her, dass ein 38 Jahre alter Mann in Cleveland, Texas, fünf Menschen getötet hat, darunter ein Kind. Bei den Opfern handelte es sich um die Nachbarsfamilie des Mannes. Sie hatten ihn gebeten, nicht mehr mit seiner AR-15 auf dem Grundstück zu schießen – es hielte ihr Baby vom Schlafen ab. In Reaktion auf diese Bitte ergriff der Täter die Schusswaffe, drang in das benachbarte Haus ein und erschoss die Familie in einer Art und Weise, die als „Exekution“ beschrieben wurde.

Eine AR 15 ist ein halbautomatisches Maschinengewehr, das von der National Rifle Association als „Amerikas Gewehr“ bezeichnet wurde – und zur präferierten Waffe von Amokläufern und Rechtsterroristen nicht nur in den USA geworden ist. Bei den Massakern von Las Vegas, Nevada (2016), Orlando, Florida (2016), Pittsburgh, Pennsylvania (2019), Christchurch, Neuseeland (2019), Boulder, Colorado (2021) oder Uvalde, Texas (2022) war die AR-15 Mordwaffe der Wahl. Obwohl Täter zunehmend und gezielt AR-15s nutzen, um möglichst viele Leben innerhalb möglichst kurzer Zeit auslöschen zu können, ist das Gewehr in Texas ohne große Restriktionen erhältlich.

Shooting in Dallas, Täter trug „RWDS“

Auch der 33 Jahre alte Wachmann, der am 07.05.2023 acht Menschen in einem Einkaufszentrum in der Nähe von Dallas, Texas, erschoss und sieben weitere verwundete, verwendete das Gewehr. Er konnte von einem Polizeibeamten, der aufgrund eines anderen Einsatzes im Einkaufszentrum war, neutralisiert werden. Laut Angaben der Polizei von Dallas hatte der Täter sich im Internet radikalisiert und rechtsradikales Material verbreitet. Auf seiner Brust trug er einen Aufnäher mit den Buchstaben „RWDS“ – „Right Wing Death Squad“, also „Rechtsradikales Todeskommando“. Diese Aufnäher werden auch regelmäßig von beispielsweise Mitgliedern der faschistischen Proud Boys getragen wird.

Der zudem mit einer Sicherheitsweste und zahlreichen weiteren Waffen ausgestattete Täter war bis 2008 Mitglied der US Army gewesen und wurde wegen „Sorgen um seine psychische Gesundheit“ entlassen, berichtet der Blog The Daily Beast. Da der Täter einen hispanischen Hintergrund hat, versuchen nun reaktionäre Kräfte, von seiner rechtsradikalen politischen Einstellung abzulenken. So behauptet die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor-Greene, die enge Verbindungen zur rechtsextremen QAnon-Szene aufweist, der Schütze von Dallas hätte Kontakte zur Kartell-Szene gehabt. Auch andere Mitglieder der radikalen und extremen Rechten nutzen Plattformen wie Telegram und Twitter, um Mutmaßungen bis zu gezielten Desinformationen über das Massaker von Dallas zu verbreiten.

Es ist jedoch naheliegend, dass wie bei so vielen Mass Shootings ein rechtsradikaler Hintergrund, gekränkte Männlichkeit und vor allem der Wunsch nach der Ausübung von Gewalt über andere die Ursache der Gewalt sind. Der Gouverneur von Texas, der Republikaner Greg Abbott, sprach sich nach dem Massaker explizit gegen eine Verschärfung der Waffenrechte im Bundesstaat aus: “Wir arbeiten daran, die Wut und Gewalt zu adressieren, in dem wir sie bei der Wurzel packen: nämlich bei den psychischen Problemen dahinter“, erklärte Abbott auf einer Pressekonferenz nach der Schießerei, „die Menschen wollen eine schnelle Lösung. Die langfristige ist es, psychische Probleme zu adressieren.“ Damit stigmatisiert Abbott nicht nur psychisch krankte Menschen, sondern suggeriert, das Problem sei nicht in der mutmaßlich rechtsradikalen Motivation des Täters zu suchen, oder in der Tatsache, dass die Waffenregelungen in Texas letztes Jahr sogar gelockert worden sind, sondern es sei nur ein weiterer unglücklicher Einzelfall.

Nachtrag vom 09.05.2023: Inzwischen ist dank Recherchen des Bellingcat-Reporters Aric Toler bekannt, dass der Täter eindeutig rechtsextrem motiviert war. Er hatte rechtsextreme Symbole wie ein Hakenkreuz und eine SS-Rune tätowiert, rechtsradikale Influencer wie den Streamer Tim Pool oder den transfeindlichen Twitter-Account „Libs of TikTok“ abonniert und teilte rechtsextreme Memes auf Social Media. In seinen Social Media-Beiträgen verwendet er außerden Begriffe wie „foid“ oder „to go ER“, die aus der Incel-Szene stammen. „To go ER“ ist eine Referenz auf den Incel-Attentäter, der 2014 auf dem Campus seiner Universität in Santa Barbara sieben Menschen ermordete und seine Taten und Ideologie in einem 150 Seiten langen Manifest begründete. Es beudetet, ebenfalls einen misogyn motivierten Anschlag zu begehen. Des weiteren waren vier der acht Opfer des Angriffes asiatisch-stämmige Amerikaner*innen. Kurz: dass es sich bei dem Shooting in Dallas um einen rechtsterroristischen Anschlag handelte, ist  nicht mehr zu leugnen.

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Amokfahrt in Brownsville

Die Bevölkerung von Texas hatte nicht einmal 24 Stunden Zeit, um das Trauma von Dallas zu verarbeiten. Denn noch am selben Tag raste ein Mann mit seinem SUV in eine Menschenmenge vor dem primär von Migrant*innen genutzten Obdachlosenzentrum Ozanam Centre, das von der katholischen Diözese in Brownsville betrieben wird. Acht Menschen wurden getötet, neun weitere verletzt. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar – laut einem Augenzeugengespräch mit der Washington Post hatte der Täter jedoch „Ihr seid Eindringlinge auf meinem Eigentum“ [„You’re invading my property“] und andere Beleidigungen gerufen. Der Täter befindet sich momentan in Polizeigewahrsam.

Bei den Opfern handelt es sich größtenteils um Geflüchtete aus Venezuela, die auf einen Bus gewartet hatten. Die Regierung von Präsident Biden plant zum 11. Mai ein Gesetz aus der Trump-Ära namens „Title 42“ aufzuheben, das der Grenzkontrolle erleichtert hatte, Geflüchteten abzuschieben. Deswegen gehen Flüchtlingshelfer*innen davon aus, dass das an der Grenze zu Mexiko gelegene Brownsville vermehrt zur Anlaufstelle von Menschen aus Lateinamerika werden wird. Der republikanische Gouverneur von Texas war bereits häufiger durch rassistische und geflüchtetenfeindliche Aussagen und Handlungen in die Kritik progressiver Kräfte geraten.

Die migrantische Community von Brownsville und die Mitarbeiter*innen des Ozanam Centre befindet sich in einem Schockzustand. In einem Statement verkündete die Diözese: „Wir müssen den zerstörerischen Tendenzen, die das Leben von Immigrant*innen, von Armen und verwundbaren Menschen entwerten, widerstehen. Lasst uns als Community extra Schritte gehen, um uns umeinander zu kümmern und zu schützen, vor allem die am meisten verwundbaren.“

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