Das Leben der Brüder Dulatov ist eine sensationelle Aufstiegsgeschichte. Vor rund 15 Jahren sind die vier Brüder Tamerlan, Djibril, Islam und Sulumbek aus Tschetschenien vor dem Krieg geflohen. Es folgten anderthalb Jahre auf der Flucht, Asylantrag in Trier, Flüchtlingsheim in Düsseldorf-Hamm, Deutschunterricht, Schulabschluss – und heute sind sie reichweitenstarke Influencer, preisgekrönte Kampfsportler und dazu auch noch bei IMG Models unter Vertrag, die für Versace, Calvin Klein und Dior laufen. Inzwischen leben die vier Brüder Tamerlan, Djibril, Islam und Sulumbek in Düsseldorf und betreiben auch einen Friseursalon. Gäbe es einen German Dream, dann wäre es wohl das. Und von den Self-Made-Männern der sogenannten „Außenseiter-Economy“ können Medien wie BBC, Spiegel oder Deutsche Welle in schmeichelhaften Porträts einfach nicht genug davon bekommen.
Der Erfolg machte den Dulatov-Brüdern schnell zu Vorbildern: Sie organisieren Sportunterrichte und Deeskalationsworkshops für Jugendliche in Schulen, machen Wahlkampf für die örtliche CDU, der älteste Bruder Djibril kandidierte 2020 sogar für den Integrationsrat in Düsseldorf. Auf Instagram haben sie insgesamt über 180 Tausend Follower sowie viele weiteren Fan-Seiten inspiriert. Doch ein Blick auf ihre Social-Media-Kanäle zeigt auch eine andere Seite der Brüder Dulatov. Es werden zum Teil besorgniserregende Postings verbreitet, welche Geschichtsrevisionismus, Homofeindlichkeit, Coronaleugnung, Israelfeindlichkeit und Desinformation zum Inhalt haben.
So bittet der jüngste Dulatov-Bruder Tamerlan in einer Instagram-Story im April 2022 mit einem Herz in den Farben der palästinensischen Flagge Allah um die Vernichtung „all diejenigen, die unterdrücken“. Ob damit der jüdische Staat gemeint ist? Auf Anfrage von Belltower.News will Tamerlan dazu keine Auskunft geben. Sein älterer Bruder Islam teilt im Mai 2021 auf Instagram einen antisemitischen Cartoon, der einen hakennasigen Mann mit Davidstern-T-Shirt zeigt, der einen Bienenstock mit Palästinaflagge anstachelt, gestochen wird und sich dann als Opfer vor laufenden Kameras darstellen will. Auf den Cartoon reagierte Islam mit Zustimmung in der Form von vier roten „100“-Emojis und acht Ausrufezeichen.
Islam Dulatov postet im April 2021 auch ein Foto und Zitat vom NS-Reichsminister Hermann Göring: „Das Einzige, was getan werden muss, um Menschen zu versklaven, ist, ihnen Angst zu machen“, heißt es. Dazu schreibt Islam: „…die Geschichte beginnt sich zu wiederholen…“ Welche Geschichte Islam hier meint, will er auf Anfrage nicht beantworten. Der älteste Bruder Djibril teilt im November 2019 auf Facebook einen geschichtsrevisionistischen Beitrag der Seite „MuslimStern“ über einen mutmaßlichen angeschossenen Palästinenser auf Facebook, in dem Israel als „zionistisches Apartheidsregime“ bezeichnet und gefragt wird: „Ist das die Staatsräson Deutschlands oder Deutschland im Jahr 1944?“.
Djibril Dulatov teilt auch Beiträge von radikalen Islamisten – wie beispielsweise Abu Abdullah, einem salafistischen Prediger und Urgestein der islamistischen Szene in Hamburg, der laut Verfassungsschutz immer wieder das Thema Jihad anspricht und von dessen Unterrichtteilnehmern rund 50 Männer nach Syrien oder Irak zu reisen versuchten, offenbar mit dem Ziel, sich dem IS anzuschließen. Als die Räume des salafistischen Vereins „Ansaar International“ 2019 durchsucht wurden, schrieb Djibril Dulatov: „Bin mal gespannt wie ob da eine Entschuldigung kommt!“. Zwei Jahre später wurde „Ansaar International“ vom Bundesinnenministerium verboten, weil der Verein Terrororganisationen wie die Hamas mit Spenden unterstützt haben soll (siehe Jungle World). Djibril Dulatov teilt auch Beiträge von „Generation Islam“ und „Realität Islam“, beides Gruppen, die zum verbotenen islamistischen Netzwerk „Hizb ut-Tahrir“ gehören (siehe Belltower.News).
Strenge islamistische Werte scheinen auch Tamerlan Dulatov zu beeinflussen. Als Reaktion auf die Legalisierung der „Ehe für alle“ in der Schweiz 2021 schreibt er „Man man was für eine geisteskranke Welt“ und macht sich Sorgen um Kinder, die mit gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen.
Es bleibt nicht nur bei antisemitischen Cartoons und islamistischen Organisationen. Djibril Dulatov scheint auch anfällig zu sein für ein wildes Potpourri aus Verschwörungsnarrativen und Desinformation, vor allem in Bezug auf die Covid-Pandemie. Mal teilt er das rechtsextreme Blatt Compact-Magazin, wenn es um die Impfpflicht und Jens Spahn geht. Mal eine Petition gegen „Zwangsimpfungen“. Djibril Dulatov verbreitet auch Videos von Coronaleugner-Demonstrationen gegen eine vermeintliche „Diktatur“ oder inzwischen widerlegte Falschmeldungen von Kindern, die angeblich an Impfungen gestorben seien.
Zu einem Beitrag vom russischen Propagandasender RT Deutsch mit der Überschrift „Hackergruppe macht Ernst und veröffentlicht 9/11-Geheimpapiere: Der Tiefe Staat wird niedergebrannt“ schreibt Djibril Dulatov: „Heftig… ob es stimmt…“ Der „tiefe Staat“, zu Englisch: Deep State, bezeichnet eine geheime Verschwörung von Politiker:innen und Militär, gegen die politische Führung zu agieren. Während der Trump-Jahre im Weißen Haus stand der Begriff in Verschwörungskreisen, vor allem in der QAnon-Szene, für ein vermeintliches politisches Komplott gegen den damaligen Präsidenten. Tamerlan Dulatov knüpft sich ebenfalls an die von satanistischen Pädophileneliten besessenen QAnon-Verschwörungsideologie an, indem er den Wahlsieg Joe Bidens in den USA kommentiert mit den Worten: „Die Amis stehen anscheinend auf Pädos“.
Belltower.News schickte Djibril, Islam und Tamerlan Dulatov einen detaillierten Fragenkatalog mit der Bitte um eine Stellungnahme zu ihren problematischen Äußerungen in den sozialen Medien. Die Brüder ließen die Fragen unbeantwortet und kommunizierten über ihre Anwältin. Aus ihrer Antwort darf Belltower.News nicht zitieren. Eine Distanzierung von den Äußerungen kam darin nicht vor. Die Facebook-Profile von Djibril und Tamerlan Dulatov sind inzwischen auf privat gestellt.