Der bayerische Neonazi Patrick Schröder (Weiden/Oberpfalz-Tirschenreuth), seit Jahren bekannter NPD-Funktionär, Betreiber des extrem rechten Labels „FSN“ (= „frei, sozial, national“) und Geschäftsführer der Neonazi-Modemarke „Ansgar Aryan“, propagiert seit Jahren eine umfassende Modernisierung der extremen Rechten in Deutschland. Regelmäßig bemängelt er das Auftreten der „nationalen Bewegung“ und versucht ein Vorbild für die Szene zu sein. In einem Beitrag von Spiegel-TV inszenierte er sich einst als der „der nette Neonazi von nebenan“, das Magazin betitelte ihn als „Stil-Berater“, der Schulungen zum Auftreten und Erscheinungsbild des scheinbar hippen, modernen Neonazis gibt.
Neonazi-Akteure wie Schröder gelten gemeinhin als die „jungen und gefährlichen Gesichter“ der Szene. Denn: Sie wissen, wo die rechtlichen Grenzen ihres Handelns liegen und welche Lieder und Alben auf dem Index stehen. Sie verzichten auf offene Hetze und Gewaltaufrufe, stattdessen verwenden sie verschlüsselte und unterschwellige Botschaften, die extrem rechte Interpretationen zulassen. Zudem hat er durchaus ein Gespür für Jugendkulturen, das er für seine Zwecke instrumentalisieren kann.
Vor kurzem feierte er das 10-jährige Jubiläum seines extrem rechten „Radio FSN“. Das Radio wurde nach Angaben des Neonazis im Laufe der Jahre „zum größten Web-Radio für unsere politisch orientierte Musik“, denn in „Spitzenzeiten“ hätten bereits rund 200 Menschen gleichzeitig das Radio gehört. Mittlerweile verzeichne das Radio laut Schröder über 8,5 Millionen gestreamte Titel.
Im Jahr 2012 wurde die Plattform um den Streaming-Channel „FSN.tv“ erweitert, der von Patrick Schröder („H8“) und Daniel Franz („Vendetta“) moderiert wird. Die Sendung, die rund zwei Stunden dauert, erweckt auf den ersten Blick den Eindruck eines harmlosen Jugendsenders. Die beiden wirken locker, selbstbewusst, witzig – und rebellisch. Sie lieben kalkulierte Provokationen und inszenierte Tabubrüche, indem sie lässig mit extrem rechten Stereotypen spielen. Jedoch ist die Sendung, in der meist neu erschienene Rechtsrock-CDs vorgestellt und prominente NPD-Politiker interviewt werden, eine subtile Methode, um extrem rechte Inhalte zu verbreiten. „FSN.tv“ ist ein Mix aus Popkultur, Ideologie und Rechtsrock, das Ziel ist die kontinuierliche Unterwanderung der Jugendszenen durch Musik mit extrem rechten Botschaften. Dazu bekennt sich Schröder ganz offen, so erklärte er in der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“: „Unser Ziel ist […] die sanfte, schmerzfreie und möglichst unterhaltsame Heranführung an unsere politische Grundhaltung.“
Neben „Radio FSN“ und „FSN.tv“ betreibt Schröder den „FSN“-Shop, in dem neben Steinschleudern in verschiedenen Größen, Quarzsandhandschuhen und Teleskopschlagstöcken auch Kleidung und Sticker mit NS-glorifizierenden Botschaften verkauft werden.
Die Verherrlichung des NS-Regimes zeigt sich auch im umfangreichen Sortiment der extrem rechten Modemarke „Ansgar Aryan“, deren Geschäftsführer ebenso Schröder ist. So zeigt ein Shirt der Marke eine bewaffnete Staffel der Wehrmacht, die unter dem Pariser Eiffelturm marschiert. Außerdem sind seit kurzem zwei „T-Hemden“ im Angebot, die den rassistischen KKK verehren und sogar dazu aufrufen, sich an deren Mordtaten zu beteiligen.
Seit kurzem gibt’s zwei Shirts im „Ansgar Aryan“-Shop, die den rassistischen „Ku Klux Klan“ verherrlichen. (Quelle: Screenshot)
Außerdem stieg Schröder im Jahr 2013 in die Konzert-Szene ein und organisiert Rechtsrock-Konzerte mit mehreren tausend Teilnehmenden. Zunächst veranstaltete er in der kleinen mittelfränkischen Gemeinde Scheinfeld (Bayern) ein konspirativ organisiertes Konzert mit rund 1000 Neonazis („Live H8 I“). Nachdem das darauffolgende „Live H8 II“ in Scheinfeld verboten wurde, organisiert er gemeinsam mit Tommy Frenck die regelmäßig stattfindenden „Rock gegen“- und „Rock für“-Konzerte in Südthüringen: Die Konzerte, die formal als politische Kundgebungen angemeldet werden, hießen bisher „Rock für Meinungsfreiheit“ (23.05.2015), „Rock für Identität“ (07.05.2016 & 29.07.2017) und „Rock gegen Überfremdung“ (20.08.2016 & 15.07.2017). Neben Redebeiträgen von bundesweit bekannten Neonazis spielten einschlägige Rechtsrock-Bands wie „Stahlgewitter“, „Sleipnir“ und „Die Lunikoff Verschwörung“. Schröder schien bei extrem rechten Großveranstaltungen omnipräsent.
Das Auftreten Schröders ruft massive Kritik hervor – aus seinen eigenen Reihen. Bereits vor Jahren bezeichnete ihn das mittlerweile verbotene Neonazi-Netzwerk aus Bayern, „Freies Netz Süd“, als „Selbstdarsteller“, der die Nähe zur bürgerlichen Gesellschaft suche. In den vergangenen Wochen greift ihn der NS-Rapper „MaKss Damage“ massiv an und wirft ihm Verrat am „nationalen Widerstand“ vor. Ein Vorwurf lautet: Schröder versuche durch sein Business an der Neonazi-Szene zu verdienen. Die Vorwürfe dürften seine Feierlaune rund um das 10-jährige Jubiläum seines Radiosenders sicherlich in Grenzen halten.
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