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Veranstaltung Märtyrerkult und populistische Bewegungen

Die Angst vor Kultur-und Identitätsverlust hat einen zentralen Platz in gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Debatten eingenommen. Daraus folgt eine Partikularisierung in Freund-Feind Antagonismen und eine Emotionalisierung von Politik. Die Idee einer universalistischen Gesellschaft scheint ein Auslaufmodel zu sein. Eine Zunahme antisemitischer Rhetoriken und Stereotypisierungen – besonders im Rückgriff auf Verschwörungstheorien – zeigt, wie kultiviert und tradiert der Antisemitismus und seine Codes sind. Die Kontinutäten des Antisemitismus sind Anlass der neuen Veranstaltungsreihe des Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst im Grünen Salon, in der die Bedeutung von Antisemitismus in aktuellen politischen Debatten herausgestellt und reflektiert wird. Heute findet in der Berliner Volksbühne um 19 Uhr die nächste Veranstaltung statt: „Märtyrerkult und populistische Bewegungen“

 
(Quelle: Wikimedia / Ansgar Koreng / CC BY SA 3.0)

Rechtsextreme und Islamisten zeigen deutliche Überschneidungen in ihren antisemitischen und patriarchalen Weltbildern. Der Märtyrerkult steht im Zentrum ihrer Ideologie und Ikonographie. Auch in weit weniger radikalen Bewegungen gibt es ein starkes Bedürfnis nach Figuren, die sich vermeintlich opfern um „das System“ zu stürzen. Diese Märtyrer können Parteien und ausserparlamentarische Bewegungen inspirieren und lenken, indem sie lagerübergreifende, populistische Botschaften, wie „Volk versus Elite“ etablieren. Um die Bewegung und solche identifikativen und einenden Haupterzählungen nicht zu gefährden, werden Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit geleugnet, als Kollateralschaden relativiert, oder gar als aktiver Widerstand gegen eine elitäre, politische Korrektheit affirmiert. Politische Normen werden auf allen Ebenen in Frage gestellt und ausgehebelt. Eine zentrale Frage ist, ob heutige Bewegungen sich mehr durch gemeinsame Feindbilder und ihren Personenkult konstituieren, als durch ein Interesse an tatsächlicher politischer Gestaltung? Welche Grundbedingungen und Gemeinsamkeiten hat der Märtyrer in extremen und populistischen Bewegungen? Auf welche Weise findet die Figur des Märtyrers Widerhall in Kunst und Kultur?

Programm:

18:30 Einlass

19:00 Filmvorführung des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA). Das JDFA widmet sich dem Kampf gegen Antisemitismus. Es berät u.a. bei antisemitischen Vorfällen und führt ein unabhängiges Monitoring durch. Teil dieses Monitorings ist eine umfassende Videosammlung von antisemitischen, rassistischen und homophonen Vorfällen. Im Grünen Salon zeigt das JFDA eine Auswahl seines Videomaterials.

20:00 Panel und Diskussion

Panel mit:

Güner Balcı war bis 2010 Fernsehredakteurin beim ZDF. Heute arbeitet sie als freie Autorin und Fernsehjournalistin. 2012 erhielt sie für ihre Reportage “Tod einer Richterin” den Civis-Fernsehpreis. Ihr Dokumentarfilm “Der Jungfrauenwahn” wurde 2016 mit dem Bayrischen Filmpreis ausgezeichnet.

Veronika Kracher ist freie Journalistin (Konkret, Jungle World) und Referentin. Sie publiziert zur Alt-Right-Bewegung, Antisemitismus sowie feministischer Gesellschaftskritik und beschäftigt sich u.a. mit der internet-Subkultur der Incels.

Catrin Lorch ist seit 2009 bei der Süddeutschen Zeitung für zeitgenössische Kunst zuständig. Sie ist Kunsthistorikerin und Kunstkritikerin und hat und hat 2006 den Kunstkritikerpreis der Art Cologne gewonnen.

Moderation:

Marko Martin ist Schriftsteller. Sein publizistischer Schwerpunkt liegt u. a. auf Israel, Lateinamerika und Südostasien sowie auf Fragen der Menschenrechte im Zeitalter der Globalisierung. Jüngst erschienen die beiden diktatur-kritischen Bücher „Das Haus in Habana. Ein Rapport“ sowie „Dissidentisches Denken„. Reisen zu den Zeugen eines Zeitalters“.

Foto oben: Wikimedia / Ansgar Koreng / CC BY SA 3.0

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