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Versteckspiel? Erkennungszeichen moderner Nazis

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Nicht so subtil ist dieser Teilnehmer eines "Trauermarsches" 2018 in Mönchengladbach.

von Sina Laubenstein

Die Ideologie von Nazis hat sich nicht verändert – ihre „Marketingstrategie“ hingegen schon. Durch Musik, Mode und soziale Netzwerke suchen sie den Kontakt zu Jugendlichen. Die Broschüre „Versteckspiel-Lifestyle, Symbole & Codes von Neonazis und extrem Rechten“ der Agentur für soziale Perspektiven bietet Hintergrundinformationen über Rechtsextremismus, wie sich die traditionellen Nazi-Symbole heute in  teilweise undurchsichtigen Codes widerspiegeln und wie man Nazis erkennen kann. Allerdings gibt die Broschüre gleich den Hinweis, dass sie keinen Katalog bietet, anhand dessen man einen Nazi identifizieren kann.

Rechtsextreme Symbole und Codes

Die Broschüre unterscheidet hier Codes, die Bezug nehmen auf den Nationalsozialismus oder sich auf Rassismus und Antisemitismus konzentrieren.

Obwohl sich die rechte Jugendkultur verändert hat und moderne Elemente in der rechten Szene Fuß gefasst haben, spielen die traditionellen Symbole und Helden des Nationalsozialismus nach wie vor eine große Rolle. Diese werden häufig verfremdet dargestellt, da direkte nationalsozialistische Bezüge gesetzlich verboten sind.

„Eindeutige“, aber verbotene Symbole wie Hakenkreuz, SS-Totenkopf , Gauwinkel und die Reichskriegsfahne werden verfremdet: Die moderne rechte Szene verändert typische (Hammer & Schwert, Eisernes Kreuz, Reichsadler, Schwarze Sonne, Triskele) und „recycelt“ der Öffentlichkeit weniger bekannte nationalsozialistische Elemente, um sich Gleichgesinnten zu erkennen zu geben. Neben Bezügen zu Gruppen und Organisationen des Nationalsozialismus (Beispiel: GruSS willi = Schutzstaffel/ SS, veränderte Darstellung des „A“ der Sturmabteilung/SA, Hammer und Schwert, Gaudreiecke der Hitlerjugend) finden auch Zahlencodes Verwendung in der rechten Szene: Diese sind leicht zu entschlüsseln, da die Zahlen häufig die Buchstaben des Alphabets darstellen. So steht die 18 für Adolf Hitler, die 88 und das Wortspiel H8 für Heil Hitler, 28 für das internationale Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“ und 168:1 für den Anschlag eines Neonazis auf ein Verwaltungsgebäude in Oklahoma bei dem 168 Menschen ums Leben kamen.

Nur für Eingeweihte!

Durch die Verwendung unbekannterer rechtsextremer Symbole und das Aufgreifen germanischer und heidnischer Elemente schützen sich die Netzwerke und geben sich gleichzeitig nur Eingeweihten zu erkennen, schaffen und stärken also die Gruppenidentität. Denn das Strafgesetzbuch sagt: „Ein Symbol ist […] nur dann verboten, wenn eine Gruppierung, die dieses Symbol benutzt, verboten ist.“ Verwendet also ein Nazi-Netzwerk Symbole, die der Öffentlichkeit unbekannt sind, reduziert es die Gefahr verboten und in seiner Handlungsfreiheit eingeschränkt zu werden.

Rassistische Symbole sind beispielsweise die Abkürzung RaHoWa (Racial Holy War), 14 words („We must secure the existence of our people and a future for white children“), WAR (White Aryan Resistance) und islamfeindliche Motive, die jeden Menschen mit türkischem und arabischen Migrationshintergrund zu einem islamistischen Terroristen machen. Antisemitische Symbole sind neben den bekannten Klischeebildern wie die Darstellung von Juden mit Hakennase und Wortspielen („I hate juice“) auch die Abneigung gegen die USA als angebliche Zentrale der jüdischen Verschwörung („Ostküste“, „USrael“). Passend dazu auch der Code „ZOG (Zionist Occupied Government“) und das Tragen eines Palästinenser-Tuches, frei nach dem Motto: Der Feind meiner Feinde ist mein Freund. Die Parole „One World“ meint in der rechten Szene, dass homogene Ethnien durch getrennte  Lebensräume voneinander abgegrenzt werden.

Symbole mit germanischen und heidnischen Bezügen sind unter anderem die Verwendung germanischer Begriffe und Helden (Asgard Sitz der gemanischen Götter, Berserker, Wallküre, Odin, Thor, Irminsul, Runen) und die Bezeichnung von Nazi-Treffpunkten als Walhalla. Das Motiv „Adler fängt Fisch“ soll den starken, germanischen Adler darstellen, der den Fisch, als Symbol des Christentums, besiegt.

Rechtsextreme Gruppen, Organisationen und Bewegungen heute

Die wohl bekannteste rechte Gruppierung und „erfolgreichste“ Partei des extrem rechten Spektrums ist die Nationaldemokratische Partei (NPD). Die Partei ist aktuell in zwei Landtagen vertreten und besitzt über 300 kommunale Mandate. Die Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten mit der Untergliederung der IG Fahrt und Lager führt Zeltlager und Kulturveranstaltungen durch, um für Jugendliche attraktiver zu werden.

Außerdem hat sich 2012 eine neue rechtsextreme Partei gegründet, die auf das Verbot diverser Freier Kameradschaften, regionaler Neonaziverbände, zurückgeht und diesen ermöglicht sich in den Parteistrukturen zu entfalten: Die Rechte.

Das wohl bekannteste internationale Neonazi-Skinhead-Netzwerk ist Blood & Honour (auch B & H oder 28) mit dem Gruppensymbol der Triskele, das inzwischen in Deutschland verboten wurde und durch Konzerte, Bands, Labels, Versände und Läden in Deutschland und der Welt bekannt geworden ist. Der militante Arm des Netzwerkes nennt sich „Combat 18/ C18“, obwohl diese Abspaltung sich gerne als autonomes Netzwerk darstellt. Ein weiteres internationales Netzwerk sind die Hammerskins /38 (=crossed hammers), deren Symbol zwei gekreuzte Hämmer sind. Mitglieder erkennen sich an der Grußformel des Netzwerkes: über der Brust gekreuzte Arme.

Die Anti-Antifa Bewegung in der rechtsextremen Szene meint das Vorgehen der Neonazis gegen politische GegnerInnen, häufig durch die Verfremdung antifaschistischer Symbole.

Musik: „Sprechgesang zum Untergang“

Nicht nur die Codes und Strukturen der rechtsextremen Szene haben sich verändert, auch die Musik ist nachgezogen und wird als ein wichtiges Marketinginstrument genutzt. Musik ist, anders als Parteiprogramme, alltäglich und kann einfacher rechtes Gedankengut vermitteln. Dies schaffen rechte Gruppierungen durch das Verteilen kostenloser Werbe-CDs, allgemein bekannt als Schulhof-CDs, und dem Organisieren von Konzerten auf welchen rechtsextreme Bands inzwischen auch populäre Songs covern und mit rechten Texten versehen.

Auch innerhalb der Musik zeigt sich die vermeintliche „Toleranz“ der neonazistischen Szene: Sprach man in den 1990ern von Rechtsrock und fasste unter diesem Begriff harte Gitarrenmusik mit neonazistischen Texten zusammen, entdeckt die moderne Neonazi-Szene auch Musikrichtungen wie Hardcore/ Punkrock, Hip Hop  und Rap. Die Neonazis gehen sogar noch weiter und adaptieren als alternativ und links wahrgenommene Musik.

Die wohl bekanntesten rechtsextremen Bands sind Skrewdriver, Landser und die durch ihre Gewaltbereitschaft bekannte Band „Blue Eyed Devils“.

Fazit: Guter Überblick

Insgesamt schafft die Broschüre „Versteckspiel – Lifestyle, Symbole & Codes von Neonazis und extrem Rechten“ einen guten Überblick über aktuelle Symbole und Codes der rechten Szene unter Berücksichtigung von Musik und Mode. Es werden nicht nur Hintergrundinformationen zu rechtsextremen Organisationen  geboten, sondern auch der Wandel der rechten Szene dargestellt. Insbesondere die Fotos, die die beschriebenen Codes darstellen und zeigen, wie rechtsextreme Symbole Einzug in den Alltag gewinnen, unterstreichen die beschriebenen Schwierigkeiten, einen Nazi zu erkennen. So formuliert die Broschüre selbst und fasst den Wandel der Naziszene knapp zusammen: „Ein oberflächlicher Blick auf das Äußere reicht oft nicht aus um sein Gegenüber einzuordnen. Ist die ’88‘ auf dem T-Shirt eine politische Aussage oder nur ein sportliches Design? Kann eine Jugendliche einen Irokesenschnitt tragen und trotzdem rechts sein?“

Mehr Infos bei Belltower.News:

Rechtsextreme Symbole, Codes und Erkennungszeichen
Rechtsextreme Kleidung – ein Überblick
Marken, die bei Neonazis beliebt sind
Einführung: Rechtsextreme Musik

 

Mehr Infos im Netz:

Das Versteckspiel

Service:

Cover Broschüre "Versteckspiel"

Versteckspiel. Lifestyle, Symbole & Codes von Neonazis und extrem Rechten

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Symbole und Erkennungszeichen Die Tyr- oder Tiwaz-Rune

Tiwaz- oder Tyr-Rune, wurde als Kennzeichen einer SS-Freiwilligendivision, Erkennungszeichen der Hitlerjugend und Abzeichen der SA-Reichsführerschulen verwendet. In der Regel strafbar.

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