Sein Vater, sagt Udo Voigt, sei für ihn ein Vorbild: Der war Stabsgefreiter der Wehrmacht und SA-Mitglied. Schon als 16-Jähriger trat Voigt in seinem Geburtort Viersen in die NPD ein, wurde bereits zwei Jahre später in den dortigen Kreisvorstand gewählt. Nach dem Abitur absolvierte er eine Lehre als Metallflugzeugbauer. 1972 wurde er zur Bundeswehr eingezogen und stieg dort bis zum Rang eines Hauptmanns auf. 1984 musste er aus der Truppe ausscheiden, weil er sich weigerte, die NPD-Mitgliedschaft niederzulegen.
Danach begann Voigts Parteikarriere. Er engagierte sich im bayerischen Landesvorstand (von 1992 bis 1996 Landeschef), sitzt seit 1984 im Bundesvorstand der NPD. Von 1986 bis 1993 leitete Udo Voigt ein Schulungszentrum, das die Partei im norditalienischen Iseo unterhielt ? dort „entdeckte“ er unter anderem Holger Apfel als Nachwuchstalent. Nebenher studierte Voigt Politologie.
1996 übernahm Udo Voigt den Bundesvorsitz von Günter Deckert, der zu jener Zeit wegen Volksverhetzung und Verharmlosung des Holocaust im Gefängnis saß. Durch einen Kurswechsel beendete Voigt den jahrzehntelangen Niedergang der NPD: Gegen interne Widerstände setzte er eine offene Zusammenarbeit militanten Neonazis durch, in der Parteipropaganda rückte er soziale Themen in den Vordergrund und förderte gezielt den Aufbau von NPD-Strukturen in den neuen Ländern. Voigt propagiert offen die Ablösung der bundesrepublikanischen Ordnung: „Wir empfinden das Gegenwärtige als so negativ, dass wir nichts daran finden, was sich lohnen würde, es zu erhalten“, erklärte er im November 1998 in der Parteizeitung Deutsche Stimme.
Unter Voigt verzeichnete die NPD deutliche Mitgliederzuwächse. Nach einer Wahlabsprache mit der DVU gelang der Partei erstmals seit Jahrzehnten in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern wieder der Einzug in Landtage. Voigt selbst errang 2006 ein Mandat für die Bezirksverordnetenversammlung in Berlin-Treptow/Köpenick. Mehrfach musste sich Voigt Ermittlungsverfahren und Gerichtsverfahren wegen Volksverhetzung stellen. Zuletzt wurde gegen ihn wegen eines WM-Planers Anklage erhoben, mit dem die NPD 2006 dunkelhäutige Fußball-Nationalspieler herabgewürdigt hatte. Die NPD nannte die Anklageerhebung „absurd“. 2009 wurde Voigt dafür zu einer siebenmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.
2008 steht Udo Voigt als Parteivorsitzender in der Kritik seiner Parteigenossen, weil er trotz Mitschuld an dem Spendenskandal, bei dem der ehemalige und inzwischen inhaftierte Bundesschatzmeister Erwin Kemna 2008 rund 870.000 Euro veruntreut hatte, keine politischen Konsequenzen gezogen hat. Auch die Tatsache, dass die NPD 2009 eine Selbstanzeige wegen 1 Million abhanden gekommener Spendengelder stellen musste und die Bundestagsverwaltung ihr einen Strafbescheid von über 2 Millionen Euro wegen Fehlern im Rechenschaftsbericht 2007 zustellte, trug zum Abnehmen von Voigts Reputation bei.
Angefacht durch die Affäre spitzte sich 2009 der seit längerem schwelende Führungsstreit innerhalb der Partei zu. Der stellvertretende niedersächsische NPD-Landesvorsitzende Andreas Molau versuchte im Januar 2009 eine Kampfkandidatur gegen Udo Voigt, musste diese aber wegen mangelnder Unterstützung aus der Partei zurückziehen. Stattdessen kandidiert 2009 der Fraktionsvorsitzender der NPD Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, gegen Voigt, kann sich aber nicht durchsetzen. Auch eine erneute Kandidatur Pastörs‘ im Jahr 2010 blieb erfolglos. Dafür gelingt Voigt 2010 noch ein taktischer Schachzug: Die Fusion der NPD mit der DVU. Die ist rechtlich zwar bis Ende 2011 noch nicht in trockenen Tüchern, dafür aber durch die praktische Einstellung der politischen Arbeit durch die DVU vollzogen.
Erst dem sächsischen NPD-Landesvorsitzenden Holger Apfel gelingt es im November 2011, einen Richtungswechsel herbeizuführen und Voigt zu entthronen: Der 40-Jährige Ziehsohn Voigts, der sich über die Finanzaffären mit seinem Mentor entzweite, wird in Neuruppin mit 60 Prozent der Delegiertenstimmen zum neuen NPD-Bundesvorsitzenden gewählt. Voigt muss nach 15 Jahren Parteiführung seinen Platz im Parteivorstand räumen. Vorangegangen war 2011 ein schwacher Wahlkampf der NPD in Berlin, für die Udo Voigt in der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick sitzt. Hier diskreditierte sich Voigt mit Anspielungen an Holocaust („Gas geben!“) und Nationalsozialismus selbst bei vielen NPD-Mitgliedern. Die NPD verlor 5 Mandate und ihre Fraktionsstärke im Abgeordnetenhaus – und die Partei den Glauben an die Zukunftsfähigkeit von Udo Voigt.
Der erlangte zuletzt Öffentlichkeit durch eine Klage gegen ein Brandenburger Hotel, dass den damals noch NPD-Bundesvorsitzenden 2010 nicht als Gast willkommen heißen wollte. Die dritte Revision vor dem Bundesgerichtshof soll im Dezember 2011 entschieden werden.
Voigt blieb nach seiner Absetzung vom Parteivorsitz 2011 aber keineswegs untätig. Er gründete mehrere sogenannte Freundeskreise zu seiner Unterstützung und tourte Anfang 2014 durch Deutschland und Österreich. Vordergründig ging es um die Vorstellung seines neuen Buches, vermutlich aber auch um Werbung für seine Spitzenkandidatur bei den Europawahlen im Mai 2014.
Auf dem Bundesparteitag der NPD am 18. Januar 2014 im thüringischen Kirchheim setzte sich Udo Voigt mit einer Kampfkandidatur gegen seinen Kontrahenten Udo Pastörs durch und wird Spitzenkandidat der Partei für die Europawahlen. Als Wahlziel gab Voigt den Einzug der NPD ins Europaparlament aus. Außerdem will er Kontakte mit anderen europäischen, rechtsextremen Parteien wie der griechischen „Goldenen Morgenröte“ herstellen.
Aktualisiert am 27.1.2014.
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