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Was tun bei (israelbezogenem) Antisemitismus? Pädagogische Tipps

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(Quelle: Flickr / Creative Commons / Heliøs)

Ziel einer antisemitismuskritischen Pädagogik sollte es sein, antisemitischen Vorfällen schon im Vorfeld entgegenzuwirken, anstatt auf sie reagieren zu müssen. Dies ist jedoch wegen deren starker Präsenz im Alltag oft nicht möglich. Voraussetzung muss zudem sein, dass Pädagog_innen in der Lage sind, Antisemitismus zu erkennen, um dagegen aktiv werden zu können. Insbesondere bei israelbezogenem Antisemitismus ist dies häufig nicht der Fall. Ein erstes Ziel für Bildungsarbeit sollte in diesen Fällen sein, diejenigen, die israelbezogenen Antisemitismus nicht erkennen, für das Problem zu sensibilisieren, und Personen, die sich antisemitischen Positionierungen entgegenstellen wollen, zu empowern und ihre Kompetenzen in diesem Bereich zu stärken.

2. Zielgruppen

Eine Pädagogik gegen Antisemitismus richtet sich nicht nur an Personen, die mehr oder weniger offen antisemitische Positionen vertreten, sondern auch an diejenigen, die sich gegen Antisemitismus positionieren. Auch letztere haben insbesondere beim Nahost-Konflikt, bei antisemitischen Zuschreibungen (wie: »Juden sind besonders rachsüchtig«) oder bei dem Themenkomplex »Macht und Einfluss« »der Juden« Schwierigkeiten, antisemitische Stereotype zu erkennen und/ oder fundiert zu kritisieren (Schäuble/Scheer). Dies gilt auch für viele Pädagog_innen. Diese erfassen insbesondere israelbezogenen Antisemitismus häufig nicht, relativieren ihn oder halten ihn schlimmstenfalls für erwünschtes, kritisches Wissen. Menschen mit einem geschlossen antisemitischen Weltbild (z.B. organisierte Neonazis oder Islamist_innen) sollten jedoch ggf. aus heterogenen Gruppen ausgeschlossen werden. Sie torpedieren häufig eine ansonsten erfolgversprechende antisemitismuskritische Pädagogik. Solche Ausschlüsse oder andere Sanktionen sind der ganzen Gruppe gegenüber transparent zu machen und zu begründen.

3. Vorbeugen

Selbstreflexion: Es ist wichtig, Antisemitismus als gesamtgesellschaftliches Problem zu betrachten und zu behandeln. Antisemitische Äußerungen in pädagogischen Kontexten sind auch immer Ausdruck eines gesellschaftlichen Zustandes. Die pädagogischen Fachkräfte sind daher gefordert, ihr eigenes Involviertsein in den gesamtgesellschaftlichen Antisemitismus zu reflektieren. Pädagog_innen sind genauso Teil der Gesellschaft, in der Antisemitismus wirksam ist, wie die Jugendlichen oder Erwachsenen, mit denen sie arbeiten. Daher bedarf es einer selbstkritischen und selbstreflexiven Auseinandersetzung mit der Thematik, um antisemitische Ressentiments zu erkennen und eine eigene Position dazu zu entwickeln. In Bezug auf israelbezogenen Antisemitismus heißt das unter anderem, sich damit auseinanderzusetzen, was dieser mit den Pädagog_innen selbst zu tun hat, wann und wie man damit in Berührung gekommen ist, welche Rolle Israel, die Kritik an Israel, der Nahost-Konflikt und der Antisemitismus für einen oder eine spielt und warum dies ggf. so ist. Ebenso ist relevant, ob bestimmte Ereignisse dazu geführt haben, dass sich eigene Haltungen verändert haben, und zu ergründen, warum dies (nicht) der Fall war. Diese Auseinandersetzung sollte sehr ehrlich geführt werden, auch wenn sie schmerzhaft sein kann.

Sensibilisierung: Wer mit Antisemitismus nur den Nationalsozialismus und die Shoa verbindet, wird viele Facetten des israelbezogenen Antisemitismus nicht erkennen können. Deshalb ist eine Auseinandersetzung mit Formen gegenwärtigen Antisemitismus‘ Voraussetzung, um gegen (israelbezogenen) Antisemitismus aktiv werden zu können. Auch ist Antisemitismus keine Spezialform von Rassismus, da zwischen beiden Ideologien zwar Gemeinsamkeiten, aber auch wesentliche Unterschiede bestehen. Wer im Bereich der antirassistischen Bildungsarbeit erfahren ist, muss dadurch nicht automatisch in der Lage sein, auch Antisemitismus pädagogisch bearbeiten zu können.

Sensibilisierung für virtuellen Antisemitismus: Antisemitismus in der virtuellen Welt muss auch im pädagogischen Kontext viel stärker berücksichtigt werden. Daher gilt es, Pädagog_innen und Lehrer_innen für Antisemitismus in der Online-Welt zu sensibilisieren und einen kritischen Umgang mit Medien wesentlich wirksamer im pädagogischen Kontext einzubauen. Mittels medienkritischer Methoden und Auseinandersetzungen sollten Jugendliche »Visual Literacy« erlernen, d.h., sie sollten sensibilisiert werden, Herkunft, Echtheit und Intentionen von Bildern, Fotos und Videos zu hinterfragen und mit dem Thema Nahost-Konflikt in Verbindung zu bringen.

Präventive Projekte: Antisemitismus sollte im Idealfall schon vor seinem offenen Auftreten präventiv begegnet werden. In vielen Jugendgruppen ist präventive Arbeit allerdings nicht möglich, da Antisemitismus Teil der täglichen Kommunikation ist. Wo präventive Arbeit möglich ist, erscheint es sinnvoll, nicht nur antisemitische Fremdkonstruktionen zu thematisieren, sondern sich breiter mit gängigen nationalen, ethnischen, religiösen und genderspezifischen Identitätskonstruktionen und den darin jeweils gängigen Aus- und Abgrenzungen auseinanderzusetzen (Schäuble 2012). Dabei ist es möglicherweise hinderlich, wenn das Thema Antisemitismus zu vordergründig behandelt wird. Stattdessen kann es sinnvoll sein, sich mit den Wirkungsmechanismen von Antisemitismus auseinanderzusetzen ohne Antisemitismus von Anfang an explizit zu thematisieren. Anregungen und erprobte Methoden finden sich u.a. in der empfohlenen Literatur (siehe unten).

Nahost-Konflikt behandeln: Unter Jugendlichen gibt es ein sehr großes Bedürfnis, sich mit den Geschehnissen des Nahost-Konflikts auseinanderzusetzen und diese zu diskutieren. Damit sollte nach Möglichkeit begonnen werden, wenn relative Ruhe im Konfliktgebiet herrscht. Pädagog_innen sollten sich präventiv auf dem Gebiet fortbilden und bei Diskussionen auch externe Expert_ innen einbinden. Ziel von bildungspolitischer und pädagogischer Arbeit muss es sein, Jugendliche bei der Auseinandersetzung mit dem Nahost-Konflikt kritisch-begleitend zu unterstützen. Trotz unterschiedlicher Betroffenheiten, Perspektiven und Deutungsmöglichkeiten müssen Jugendliche lernen dürfen, differenzierte Sichtweisen zu entwickeln. Das hieße im konkreten Fall, Menschenrechtsverletzungen im Nahost-Konflikt, die es auf beiden Seiten gibt, kritisch in den Blick nehmen und darauf aufbauend ihre Solidarität und Empathie mit allen Opfern von Krieg und Zerstörung zeigen zu können, ohne dabei auf antisemitische Vorurteile und Klischees zurückzugreifen.

Exkurs. Diskriminierungserfahrungen ernst nehmen: In Bezug auf präventive Arbeit gegen Antisemitismus, aber auch generell gilt es, Diskriminierungserfahrungen von Muslim_innen und/ oder Personen mit migrantischen Familienbezügen ernst zu nehmen und zum Bestandteil einer antisemitismuskritischen Auseinandersetzung zu machen. Die Exklusion von Muslim_innen aus der deutschen Gesellschaft und eine Einteilung in »Deutsche oder Muslim_innen« muss aufgebrochen werden. Antisemitische Positionierungen und Äußerungen müssen entschieden entgegnet werden und dürfen nicht im Zuge eines falsch verstandenen Antirassismus als nachvollziehbar akzeptiert werden. In die Bildungsarbeit oder im Schulunterricht müssen verstärkt gläubige Muslim_innen einbezogen werden, die eigene Diskriminierungserfahrungen und Rassismus in der deutschen Gesellschaft thematisieren, aber antisemitischen Weltdeutungsangeboten demokratisch-pluralistische Weltanschauungen entgegenstellen. Unterstützen: Jugendliche und Erwachsene mit einem anti-antisemitischen Selbstverständnis sind häufig nicht in der Lage, antisemitische Äußerungen argumentativ zu entkräften. Diese Jugendlichen und Erwachsenen müssen in ihrer Argumentationskraft unterstützt werden.

4. Nach antisemitischen Aussagen und Taten

Betroffene schützen: Auch in der antisemitismuskritischen Pädagogik lautet der erste Grundsatz, grundsätzlich stets Betroffene zu schützen, indem auftretender Antisemitismus immer thematisiert wird. Es sollte jedoch niemals ein Zwangsouting oder eine Zwangspositionierung eingefordert werden à la »Wie ist das für dich als Jüdin/Israelin, wenn du solche Sprüche hörst?«

Nicht weghören: Es empfiehlt sich, Antisemitismus immer zu thematisieren und nicht so zu tun, als hätte man eine Aussage nicht gehört. Auch wenn vielleicht in manchen Situationen kein Raum für eine Auseinandersetzung mit dem Gesagten vorhanden ist, gilt es Antisemitismus immer zu benennen. Zwar kann es schnell vorkommen, dass Personen, die mit Antisemitismus konfrontiert sind, sich von solch einer Situation überfordert fühlen. Trotzdem sollte man sich auch dann antisemitische Sprüche verbitten und ggf. in der Nachbereitung überlegen und/oder mit Kolleg_innen und anderen Expert_innen diskutieren, wie darauf in den nächsten Schulstunden oder beim nächsten Öffnungstag des Jugendclubs angemessen reagiert werden kann bzw. welche Maßnahmen ergriffen werden sollten.

Antisemitismus nicht losgelöst von anderen Ausgrenzungsmechanismen und Ungleichwertigkeitsideologien betrachten: Auch Menschen, die von Rassismus betroffen sind, können sich antisemitisch äußern. Zwar entschuldigen eigene Rassismuserfahrungen keinen Antisemitismus, dennoch ist es in der Regel nicht ratsam, den Antisemitismus losgelöst von etwaigen rassistischen Erfahrungen der Jugendlichen oder Erwachsenen zu thematisieren. Hierbei ist jedoch zu vermeiden, einen kausalen Zusammenhang zwischen Diskriminierungserfahrung und antisemitischen Äußerungen/Handlungen herzustellen oder die Personen gar zu reethnisieren bzw. auf ihre Diskriminierungserfahrung zu reduzieren. Die gemachten Rassismuserfahrungen können unter diesen Voraussetzungen jedoch dabei hilfreich sein, sie als Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit Antisemitismus zu nutzen.

Aus der antisemitischen Differenzkonstruktion aussteigen:

a) die Funktion einer antisemitischen Äußerung berücksichtigen: Wer sich abwertend über »Juden« äußert, wertet sich selbst auf und ordnet sich einer (vermeintlich überlegenen) Gruppe zu. Aus pädagogischer Sicht ist es daher folgerichtig, nach der jeweiligen Funktion einer antisemitischen Äußerung für den einzelnen Jugendlichen oder Erwachsenen zu fragen und an dieser Stelle mit der Intervention anzusetzen. Fragen Pädagog_innen nach der Funktion, so geraten Jugendliche mit ihren verschiedenen Erfahrungshintergründen und Haltungen in den Blick – nicht aber »die Juden«. Wenn z.B. eine einseitige, geschichtsrelativierende »Kritik« an Israel geäußert wird (bspw. »Die Juden machen mit den Palästinensern das gleiche, was die Nazis mit ihnen gemacht haben!«), sollte auch hier die Funktion hinterfragt werden. Häufig stecken hinter solchen Fokussierungen Funktionen wie der Wunsch nach einer Erinnerungsabwehr und Relativierung deutscher Verbrechen. Wenn die Funktion aufgedeckt ist, kann sie anschließend hinterfragt und bearbeitet werden.

b) Jugendliche/Personen bei judenfeindlichen Äußerungen auf ihre eigenen Erfahrungen und Aussagen verweisen, die im Gegensatz zu dem Gesagten stehen: Wenn beispielsweise Jugendliche erzählen, Selbstmordattentäter werden zu wollen, und dies mit ihrer palästinensischen Herkunft oder/und einer Opferidentität begründen, kann es ratsam sein, sie mit eigenen Aussagen zu konfrontieren, in denen sie sich beispielsweise gegenüber anderen als »coole Neustädter« ausgegeben haben. Die Strategie ist hier, Aussagen von Jugendlichen, die als ideologisch überformt wahrgenommen werden, mit Rückbindung an deren konkrete Alltagsrealität zu begegnen.

c) Essentialisierende und stereotypisierende Aussagen in Frage stellen: Pädagog_innen sollten Jugendlichen den problematischen Inhalt ihrer Äußerungen erklären und zudem alternative Deutungen aufzeigen. Mit dieser argumentativen Strategie lassen sich die Pädagog_innen nicht auf eine Debatte über den Wahrheitsgehalt von antisemitischen Aussagen ein, sondern verweisen die Jugendlichen auf ihre eigenen Lebensrealitäten. So laufen die Fachkräfte nicht Gefahr, selbst stereotypisierende Aussagen zu tätigen.

d) Judenfeindlichen Äußerungen mit universalistischen Argumentationen begegnen: Unter universalistischen Argumentationen werden Argumente verstanden, die sich auf die gesamte Menschheit beziehen, z.B. dass alle Menschen nach Wohlstand streben und niemand frei von Gier ist.

e) Theoretisches Wissen sollte nicht losgelöst von der pädagogischen Situation betrachtet werden, da das Vermitteln von »richtigem Wissen« durch Pädagog_innen schnell zu Abwehr führen kann.

f) In pädagogischen Kontexten gilt es, eine: Beschuldigung als »Antisemit« oder »Antisemitin« zu vermeiden. Solche undifferenzierten Anschuldigungen erschweren die pädagogische Intervention erheblich. Deshalb sollten Pädagog_innen derartige pauschalisierende Zuschreibungen vermeiden und sich stattdessen allein mit den konkreten Äußerungen der Jugendlichen auseinandersetzen. Zudem sind derartige Anschuldigungen für manche Jugendliche sogar eine Art Ritterschlag und somit eine Bestätigung so weiterzumachen, da dieser Vorwurf beispielsweise als ein Beleg dafür genommen werden kann, gegen Israel besonders kritisch eingestellt oder ein/e Rebell/in gegen ein vermeintlich herrschendes Rede- und Denkverbot zu sein.

5. Thematisierung von (israelbezogenem) Antisemitismus

Die Debatte um den Nahost-Konflikt und die Frage, wie dessen Rezeption mit Antisemitismus zusammenhängen kann, wird vielerorts emotional und ideologisiert geführt. Das erschwert zunächst die Arbeit gegen israelbezogenen Antisemitismus, weil die aggressive Weise, in der die Auseinandersetzungen zum Thema teilweise stattfinden, viele Menschen abschreckt. So entstehen nicht selten Ängste oder Wut nach einem tatsächlich oder vermeintlich in der Debatte gemachten Antisemitismusvorwurf. Schnell steht zudem der Generalverdacht im Raum, stets einen Antisemitismusvorwurf machen zu wollen. Beide Rahmenbedingungen erfordern zunächst einen anspruchsvollen Gruppenprozess, auch mit vertrauensbildenden Maßnahmen, um eine gute Lernatmosphäre herzustellen.

Eine wesentliche Komponente des Antisemitismus, auch des israelbezogenen Antisemitismus, ist die Reduktion komplexer, unverstandener gesellschaftlicher Prozesse (z.B. des Nahost-Konflikts) auf ein stark vereinfachendes Gut-Böse-Schema.

Um dem entgegenzuwirken, sollten pädagogische Angebote darauf angelegt sein, ein solches stark komplexitätsreduzierendes Denken zu durchbrechen. Damit sollte nicht erst nach antisemitischen Vorfällen begonnen werden, indem die Vielschichtigkeit beispielsweise des NahostKonflikts aufgezeigt wird. Eine Kritik der Jugendlichen an gesellschaftlichen Verhältnissen sollte dabei zwar unterstützt werden, den Fett Anfang: stark komplexitätsreduzierenden Ansichten Fett Ende jedoch diesen entgegenstehende Fakten sowie multiperspektivische Sichtweisen entgegengesetzt werden.

Für eine kritische und multiperspektivische Auseinandersetzung mit dem Nahost-Konflikt gibt es erste pädagogische Ansätze und Methoden, beispielsweise ein Planspiel zur Gründung Israels der »Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus«.

Antisemitismus »über Umwege« thematisieren: Erfahrungen verschiedener Träger der politischen (Jugend-)Bildung zeigen, dass Bildungsangebote, die sich direkt gegen Antisemitismus richten, bei Jugendlichen wie Erwachsenen selten Begeisterungsstürme entfachen. Das Thema wird häufig nicht als eines wahrgenommen, das viel mit der eigenen Lebensrealität zu tun hat, oder es stößt generell auf Abwehr. Wenn sich dann jedoch mit Antisemitismus in selbstreflektierender Weise auseinandergesetzt wird, ändert sich dies häufig, und Antisemitismus und damit verbundene Ansichten werden sehr wohl als Teil der eigenen Lebensrealität erkannt. Um Menschen aber überhaupt erst zu einer Auseinandersetzung mit Antisemitismus zu bewegen, bieten sich daher oft thematische Umwege an. Theaterstücke mit Jugendliche über Themen, die ihnen scheinbar oder wirklich näher sind (wie beispielsweise über eigene Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen) können dazu beitragen, dass später auch das Thema Antisemitismus behandelt werden kann. Dies funktioniert, wenn den Jugendlichen vermittelt wird, dass es sich dabei auch um eine Ungleichwertigkeitserscheinung handelt, mit der man mehr zu tun hat als gedacht. Aber auch das Thema israelbezogener Antisemitismus bietet bessere Chancen, bei gewissen Jugendlichen und Erwachsenen auf Interesse zu stoßen, als das allgemeine Oberthema Antisemitismus. Dies gilt insbesondere für Pädagog_innen, die in ihrer Arbeit mit Jugendlichen mit dem Thema konfrontiert sind, aber auch für Personen, die in kontroverse politische Auseinandersetzungen um das Thema Israel und Antisemitismus(-vorwurf) involviert sind/waren. Die Debatte, was Kritik an Israel und was Antisemitismus ist, ist diesen Personen daher oft aus eigener Erfahrung bekannt – bei vielen führt sie zu Verunsicherung. Daher kann eine Auseinandersetzung über die Unterschiede zwischen Kritik an israelischer Politik und Antisemitismus Interesse wecken, sich auch allgemein mit Antisemitismus zu beschäftigen und dabei festzustellen, dass Facetten des Themas mitunter Teil der eigenen Lebensrealität sind.

Gedenkstättenfahrten und Begegnungsprojekte nur mit intensiver Vor- und Nachbereitung durchführen: Viele Pädagog_innen reagieren auf antisemitische Vorfälle z.B. im Kontext des Nahost-Konflikts, indem sie Jugendlichen den Besuch einer NS-Gedenkstätte verordnen. Solche Besuche in direkter Folge von antisemitischen Vorfällen werden häufig als Bestrafung wahrgenommen und können so zu einer Verfestigung antisemitischer Einstellungen beitragen.

Literaturangaben/Literaturtipps

Amadeu Antonio Stiftung (2014): «Läuft bei Dir?!« – Konzepte, Instrumente und Ansätze der antisemitismusund rassismuskritischen Jugendarbeit. http://www.projekt-ju-an.de/w/files/juan/ju-an_laeuft-bei-dir_handreichung_onlineversion.pdf

Amira: Pädagogische Ansätze zur Bearbeitung von Antisemitismus in der Jugendarbeit. Die Ergebnisse des Modellprojekts ›amira – Antisemitismus im Kontext von Migration und Rassismus‹ (2010) Hrsg.: Verein für Demokratische Kultur in Berlin e.V. ( VDK ) und amira. http://www.migration-online.de/data/amira_abschlussdokumentation.pdf

Bildungsstätte Anne Frank (2013): Weltbild Antisemitismus – Didaktische und methodische Empfehlungen für die pädagogische Arbeit in der Migrationsgesellschaft. Frankfurt/Main. http://www.jbs-anne-frank.de/fileadmin/user_upload/Slider/Publikationen/Broschuere_Weltbild_Antisemitismus.pdf 

Radvan, Heike (2010): Pädagogisches Handeln und Antisemitismus. Eine empirische Studie zu Beobachtungsund Interventionsformen in der offenen Jugendarbeit. Bad Heilbrunn. Schäuble, Barbara (2012): »Anders als wir«. Differenzkonstruktionen und Alltagsantisemitismus unter Jugendlichen. Anregungen für die politische Bildung. Berlin. Schäuble, Barbara/ Scheer, Albert (2007): Ich habe nichts gegen Juden, aber … – Ausgangsbedingungen und Ansatzpunkte gesellschaftspolitischer Bildungsarbeit mit Antisemitismus. Hrsg.: Amadeu Antonio Stiftung, Berlin. http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/ich_habe_nichts_2.pdf

Methoden

Planspiel zur Gründung Israels in: Pädagogische Konzepte gegen Antisemitismus in der Einwanderungsgesellschaft. Hrsg.: Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA e.V.). http://www.kiga-berlin.org/uploads/Material/KIgA%20Broschuere%202006.pdf

DGB- Bildungswerk Thüringen e.V. (Hg.): Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Erfurt 2003 2., durchgesehene Auflage 2005. http://baustein.dgb-bwt.de/index.php4

 

Dieser Text ist ein Auszug aus der Broschüre:

„Kritik oder Antisemitismus“ (PDF-Dokument, 2.6 MB, Download)Eine pädagogische Handreichung zum Umgang mit israelbezogenem Antisemitismus“ (2015), herausgegeben von der Amadeu Antonio Stiftung, 60 Seiten.

Mit freundlicher Genehmigung.

 

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