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Hassrede Was tun, wenn meine Organisation von Hate Speech betroffen ist?

Titelbild des Flyers zu #Institutionen aus der Flyer-Reihe der Amadeu Antonio Stiftung Digital zum Umgang mit Hate Speech. (Quelle: Amadeu Antonio Stiftung)

 

Es geht nicht ohne Haltung!

Hass und Abwertung verdienen entschiedenen Widerspruch. Sie bedrohen Minderheiten, erodieren den Zusammenhalt der Gesellschaft und sind damit in der Konsequenz eine Gefahr für die Demokratie.Wenn Vielfalt, Menschenrechte und Meinungsfreiheit das Fundament der Arbeit bilden, sollten gemeinnützige Organisationen gemeinsam und mit Konzept gegen Hate Speech aktiv werden.Unser Engagement im analogen Raum sollte sich auch digital widerspiegeln – denn die digitale Sphäre ist inzwischen so real wie die analoge Welt.Online können wir Debatten direkt führen und Werte der pluralen Gesellschaft vermitteln.Soziale Netzwerke sind für gemeinnützige Organisationen und Vereine eine Chance: Direkt, schnell, persönlich können eigene Inhalte vermittelt werden.Aber: Wer sich mit Betroffenen von rechter Gewalt oder Hate Speech solidarisiert oder generell für Demokratie und Menschenrechte eintritt, kann online Ziel verbaler Angriffe oder rechtsextremer und rechtspopulistischer Kampagnen werden.Deshalb: Vorbereitung hilft!

 

Überlegen Sie für Ihre Organisation:

Wie können wir ein plurales Menschen- und Gesellschaftsbild im Internet stärken und mit Haltung dafür streiten?Wie können wir demokratische Werte im Netz als attraktivere Alternative zu Hass und Hetze präsentieren?Wie gehen wir mit der Zunahme rechtspopulistischer Anfeindungen um?

 

1. Haltung zeigen und für etwas streiten!

Ob wir uns klar FÜR etwas positionieren wollen oder Kritik üben an politischen Entscheidungen oder gesellschaftlichen Missständen: Zentral ist, dass wir uns klar machen, welche Werte uns wichtig und Grundlage unserer Arbeit sind. Diese sollten wir klar formulieren können – und damit auch andere ermutigen, sich zu positionieren.Dazu kann in Online-Diskussionen gehören:a) Betroffene von Hate Speech schützen und stärken.b) Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sichtbar machen, abwehren und kontern. c) Ein eigenes plurales Gesellschaftsbild formulieren und vertreten.

 

2. Rahmenbedingungen schaffen und auf Anfeindungen vorbereitet sein

Das virtuelle Hausrecht, die »Netiquette«, hilft auf unseren eigenen Seiten, Positionen und Moderationspolitik klar und transparent zu machen, Diskussionsregeln durchzusetzen und zu erläutern, warum Kommentare gelöscht oder Nutzer*innen gesperrt werden. Wer an einem Austausch interessiert ist, wird sich auf diese Regeln einlassen. Um zu wissen, wie mögliche Anfeindungen gegen unsere Organisationen aussehen könnten, nutzen Sie Tools wie Google Alerts oder Tweetdeck. Etablieren Sie ein Monitoring dessen, was im Internet über die Organisation geschrieben wird. Daraus lassen sich Antworten auf Anfeindungen und Vorwürfe entwickeln, noch ehe sie uns öffentlich in Bedrängnis bringen.

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3. Moderation und Community Management: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sichtbar machen, abwehren und kontern

Die Seitenmoderation sollte für eine plurale Debatte sorgen, an der sich Menschen gern beteiligen. Hate Speech steht einer solchen Atmosphäre durch ihren abwertenden Charakter fundamental entgegen.Als Seitenmoderator*innen sollten wir daher eine klare Grundhaltung bewahren, die nicht verhandelbar ist. Wir geben den Ton der Diskussion vor: z.B. sachlich, solidarisch, faktenorientiert, engagiert, …Hilfreich und wichtig ist, vorab die Ziele der Seitenmoderation festzulegen: z.B. zu informieren, einen Raum für sachliche Debatten anzubieten oder zu Engagement und Austausch zu ermutigen.Bei wenig Zeit hilfreich: Kritische Kommentare exemplarisch ausführlich beantworten. Es geht nicht darum, in einer Diskussion das letzte Wort zu haben oder zu »gewinnen«.

 

4. Die eigene Community und Netzwerke stärken

Motivieren Sie Unterstützer*innen, Sympathisant*innen und Ehrenamtliche Ihrer Organisation, ihr in Sozialen Netzwerken zu folgen, Ihnen argumentativ zur Seite zu stehen – auch bei Kritik – und ebenfalls klare Kante gegen Menschenfeindlichkeit zu zeigen.Bedanken Sie sich regelmäßig bei den aktiven User*innen – gegebenenfalls auch offline. Sie sind im Zweifel diejenigen, die auch an einem Sonntagabend Hater*innen und Trollen widersprechen, wenn gerade kein*e Moderator*in ein Auge auf die Seite hat.Bilden Sie Netzwerke und kommunizieren Sie mit den Social Media-Manager*innen befreundeter Organisationen. Unterstützen Sie sich gegenseitig: mit Likes, gegenseitiger Bewerbung, Erwähnungen, gemeinsamen Kampagnen und Gegenrede bei Anfeindungen.

 

5. Proaktive Gestaltung: Demokratie und Gleichwertigkeit sichtbar machen, klar und nach außen sichtbar kommunizieren

Rechtspopulisten und Rechtsextreme verwenden in Sozialen Netzwerken emotionalisierende Inhalte, die durch Wut und Empörung Verbreitung finden.Als Vertreter*innen der demokratischen Zivilgesellschaft sollten wir dem positive Geschichten über Gleichwertigkeit und Demokratie entgegenhalten – und so zeigen, warum wir in einer vielfältigen Welt leben wollen.Counter Speech, Counterinformationen, Counternarratives: Seiten oder Kampagnen können z.B. über rechtsextreme Akteur*innen aufklären, Argumente für Debatten bereitstellen, zu Engagement auffordern oder mit Humor und positiven Beispielen ermutigen.

 

ENGAGIEREN SIE SICH MIT UNS!

 

Ich will selbst eine Initiative gründen.

Die Amadeu Antonio Stiftung berät, fördert und vernetzt Projekte:www.amadeu-antonio-stiftung.de/projektfoerderung

 

Ich will helfen, die Debattenkultur im Internet zu verbessern.

Beratung, Fortbildung, Qualifizierung und Unterstützungbieten:

Civic.net – Aktiv gegen Hass im Netz, Berlin:

www.amadeu-antonio-stiftung.de/civicnet

#wildwildweb?! – für eine demokratische Zivilgesellschaft im digitalen Raum, Hannover:

www.amadeu-antonio-stiftung.de/wildwildweb

debate//de:hate – Für digitale demokratische Debattenkultur: pädagogische Praxis, Empowerment, Counter Speech, Debattenkultur, Monitoring

www.debate-dehate.com

 

Ich möchte an meiner Schule/Bildungseinrichtung einen Workshop veranstalten, damit noch mehr Menschen in der Lage sind, gegen Hate Speech zu argumentieren.

Bundesweites Workshop-Angebot »Hate Speech begegnen«, umgesetzt von jungen Trainer*innen nach dem peer trainer-Prinzip:www.amadeu-antonio-stiftung.de/peer-training

 

 

INFORMATIONEN UND MATERIALIEN

 

Belltower.News – Netz für digitale Zivilgesellschaft

Tagesaktuelles journalistisches Informationsportal zu Demokratie-Gefährdung on- und offlinewww.belltower.news

Publikationen der Amadeu Antonio Stiftung

Praktische Handreichungen für die demokratische Zivilgesellschaft, kostenlos, gedruckt oder zum Download verfügbar unter:www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/#Soziale_Netzwerke

 

Download

 

Hier der Flyer zu „Organisationen“ zum Download (pdf)!

Übersicht über alle Themen der Hate Speech-Flyerreihe der Amadeu Antonio Stiftung

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2017-11-20-rauscher_0

Monatsüberblick Dezember 2017 – Hate Speech, Social Media, Internet

+++Zahl der Verurteilungen wegen Volksverhetzung in Berlin gestiegen +++ Neuerungen in den Richtlinien verschiedener Plattformen: YouTube, Twitter, Google News +++ Fake-News Hinweis wird von Facebook wieder abgeschafft +++ Die Berliner Senatsabgeordnete Sawsan Chebli im Gespräch über Chancen, Risiken und den richtigen Umgang mit Facebook und Co +++ „An Weihnachten stürzen sich Extremisten in ihre Planung“ – Die Radikalisierungforscherin Julia Ebner über rechtsextreme und islamistische Privatchats während den Feiertagen +++

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Pegida, die Medien und die Mechanismen des Rechtspopulismus

Selten ist ein Phänomen aus dem Bereich Rechtspopulismus in seiner Gründungsphase so intensiv medial begleitet worden wie Pegida. Warum? Und vor allem: Was können wir daraus für die Zukunft lernen?

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