Was Sie brauchen:
Öffentlich einsehbare Diskussionsregeln/Netiquette, auf die Sie sich beziehen können
In Unternehmen: Eine Ansprechperson in der Leitung mit offenem Ohr für neu auftretende Probleme
Ein Konzept im Umgang mit Hate Speech – denn es gibt nicht den EINEN Umgang. Wägen Sie ab, wo Sie sich zwischen »alles zulassen« und »Schutz von Minderheiten/Bedrohten« positionieren wollen. Möglich sind:
Moderieren ? Vorteil: Raum für plurale Debatten; Minderheitenschutz, Diskussionsregeln. Nachteil: Aufwändig, teuer
Diskutieren ? Vorteil: Nutzer*innen sind an redaktioneller Meinung interessiert, Autor*in wirkt überzeugend. Nachteil: Sehr aufwändig, kostet Zeit und Nerven
Sich Positionieren ? Vorteil: Zeigt Haltung, ermutigt andere. Nachteil: Regt zu Protest an. Kann Leserbindung stärken und schwächen
Löschen ? Vorteil: Community wird nicht mit Rassismus o.ä. belästigt, Grenzen werden gezeigt. Nachteil: Zensur-Vorwurf
Nicht empfehlen würden wir: Ignorieren ? Vorteil: Keine Aufmerksamkeit für schlechtes Benehmen. Nachteil: Laute Debatte, Menschen werden auf Ihrer Seite beschimpft
Zwiespältig: Ironisieren ? Vorteil: Zeigt Haltung, Ventil für Frust, Lenken der Diskussion. Nachteil: keine offene Diskussion, verhärtete Fronten
Je nachdem, wie Sie moderieren wollen, brauchen Sie genügend und gut geschulte Moderator*innen! Dabei sollten Sie entscheiden: Sollen diese in verschiedenen Stilen (und mit Kennzeichnung) oder alle einheitlich nach außen kommunizieren?
Wie moderieren?
Formulieren Sie möglichst klare Grenzen: Kommt nur Strafbares raus? Oder auch Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, …? Am besten mit Beispielen festhalten!
Pflegen Sie Ihre »trusted User«, also diejenigen, die regelmäßig konstruktiv mitdiskutieren. Schreiben Sie sie an, loben Sie sie, danken Sie ihnen – es motiviert die, die an der Basis diskutieren.
Reagieren Sie zuerst auf einen sachlichen und/oder konstruktiven Kommentar! Auf vielen Social Media-Seiten wird der Kommentar, auf den Sie als Moderation zuerst reagieren, oben angezeigt – und bestimmt damit den Ton weiterer Beiträge.
Wenn viele Hasskommentare zu einem Thema kommen: Beantworten Sie nicht jeden Vorwurf. Ein Statement auf die Homepage/Social Media-Seite, auf das Sie verweisen können, reicht aus.
Hilfreich kann sein:
Liste aktueller abwertender Begriffe, um Mitmoderator*innen zu informieren
Formulieren Sie Grundlagen-Antworten zu Abwertungen, die öfter vorkommen.
Fortbildungen etwa zu Gesprächsstrategien, die eine konstruktive Debatte zerstören, wie Themenhopping (Gegenstrategie: nur ein Thema diskutieren), Whataboutism (Gegenstrategie: nicht provozieren lassen, Denkfehler benennen), Propaganda-Spam (Gegenstrategie: einmal beantworten, dann ignorieren/löschen), personalisierte Lügen und Pseudowissenschaft (Gegenstrategie: Quellen fordern, selbst prüfen)
Seien Sie in der Redaktion solidarisch! Wenn jemand einen Fehler macht, helfen Sie sich gegenseitig. Vorwürfe kommen genug von außen!
Erleben Sie Online-Hate, sprechen Sie das offline an, um es zu verarbeiten – als kollegiale Fall-Beratung, mit Freund*innen oder mit professioneller Unterstützung. Suchen Sie auf alle Fälle professionelle Hilfe, wenn Sie merken, dass die Moderation Sie stark belastet, etwa nicht mehr abschalten und schlafen lässt.
Grundlegend für den Umgang mit populistischen Argumentationen:
Immer fragen: Bis zum Kern der Aussage. Nach Lösungen. Auch Zahlen und Fakten hinterfragen
Menschenfeindliche Positionen benennen und erklären
Übersetzen: Was wird gesagt – und was ist gemeint
Möglichst wenig Bühne zur Selbstinszenierung geben – und die Inszenierung hinterfragen
Nicht durchgehen lassen: Inszenierung als Retterin der Demokratie; Emotionen statt Fakten; Versuch, mit wenig fassbaren Aussagen durchzukommen; Umdeutung von Begriffen (»Rassismus gegen Weiße« etc.); Einforderung von radikalen Lösungen; Erweiterung des Sagbaren; Kulturalisierung von Konflikten
Bei Sachthemen: Lieber inhaltliche Auseinandersetzung statt kompletter Ausgrenzung
Differenzieren Sie zwischen Menschen mit geschlossenen Weltbildern, die nur agitieren, und Menschen, die (noch) am Gespräch interessiert sind.
Don’ts: Belehren, Moralisieren, Wut, Überheblichkeit, Lächerlich-Machen über Dinge, die nichts mit Politik zu tun haben (z.B. Orthographie, Profilbild etc.)
Ziel der Moderation:
Eine möglichst diskriminierungsfreie Debatte, in der alle zu Wort kommen können, die sich an die grundlegenden Debatten-Regeln halten
Weniger Alltagsrassismus, Diskriminierung, Verbreitung und Normalisierung von Vorurteilen, mehr Empathie, Nachdenklichkeit und Medienkompetenz
Im Internet überzeugt man keine Menschen mit geschlossenen abwertenden Weltbildern von der Demokratie.
Aber: Demokratische Menschen stärken sich gegenseitig oder können von professionellen Netzwerken gestärkt werden.
Unentschlossene oder Unüberlegte können zum Nachdenken angeregt werden.
ENGAGIEREN SIE SICH MIT UNS!
Ich will selbst eine Initiative gründen.
Die Amadeu Antonio Stiftung berät, fördert und vernetzt Projekte:www.amadeu-antonio-stiftung.de/projektfoerderung
Ich will helfen, die Debattenkultur im Internet zu verbessern.
Beratung, Fortbildung, Qualifizierung und Unterstützungbieten:
Civic.net – Aktiv gegen Hass im Netz, Berlin:
www.amadeu-antonio-stiftung.de/civicnet
#wildwildweb?! – für eine demokratische Zivilgesellschaft im digitalen Raum, Hannover:
www.amadeu-antonio-stiftung.de/wildwildweb
debate//de:hate – Für digitale demokratische Debattenkultur: pädagogische Praxis, Empowerment, Counter Speech, Debattenkultur, Monitoring
Ich möchte an meiner Schule/Bildungseinrichtung einen Workshop veranstalten, damit noch mehr Menschen in der Lage sind, gegen Hate Speech zu argumentieren.
Bundesweites Workshop-Angebot »Hate Speech begegnen«, umgesetzt von jungen Trainer*innen nach dem peer trainer-Prinzip:www.amadeu-antonio-stiftung.de/peer-training
INFORMATIONEN UND MATERIALIEN
Belltower.News – Netz für digitale Zivilgesellschaft
Tagesaktuelles journalistisches Informationsportal zu Demokratie-Gefährdung on- und offlinewww.belltower.news
Publikationen der Amadeu Antonio Stiftung
Praktische Handreichungen für die demokratische Zivilgesellschaft, kostenlos, gedruckt oder zum Download verfügbar unter:www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/#Soziale_Netzwerke
Download
Hier der Flyer zu „Moderation“ zum Download (pdf)!