„Rassismus kommt nicht in die Tüte“, ist die klare Botschaft auf 2000 Jutebeuteln, gefüllt mit Infomaterial, die seit Mittwoch an große Berliner Betriebe, Oberstufenzentren und Verbände, aber auch an Einzelhändler, Kioske und kleine Geschäfte verteilt werden. Hinter der Aktion stehen Berliner Unternehmen und Gewerkschaften, die sich für eine deutliche Positionierung im beruflichen Alltag gegen Diskriminierung und Rassismus einsetzen.
„Wir Demokratinnen und Demokraten müssen immer wieder deutlich machen, dass Rassismus und Menschenverachtung bei uns keinen Platz haben“, sagte Dilek Kolat, die damalige Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen am Mittwoch in der Galeria Kaufhof am Alexanderplatz. „Wir werden den Rassisten und Nationalisten keinen Zentimeter dieser Stadt überlassen.“
„Handeln statt wegsehen“ wurde im Jahr 2008 vom Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V., dem ver.di-Bezirk Berlin und dem Deutschem Gewerkschaftsbund Bezirk Berlin-Brandenburg in Kooperation mit der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) gegründet. Zum Start des Ausbildungsjahrs 2013/2014 gibt es nun jedoch eine überarbeitete Version von Infomaterialien und Beratungsangeboten. Die Initiative setzt dabei zum einen auf Aufklärung, zum anderen bietet sie konkrete Handlungsempfehlungen und Möglichkeiten zur Positionierung an. So können interessierte Unternehmen kostenlose Qualifizierungsmaßnahmen der MBR für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter buchen. Als Auszeichnung für ihr Engagement, erhalten die beteiligten Firmen das Kodex-Schild der Kampagne, um ein deutliches Zeichen gegen Rassismus zu setzen.
Der Kodex von „Handeln statt wegsehen“
„Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus haben in unserem Betrieb keinen Platz!
Wir tolerieren keine diskriminierenden Äußerungen oder körperlichen Angriffe,
zum Beispiel wegen Hautfarbe, Religion, Nationalität oder sexueller Orientierung!
Wir stehen für Gleichbehandlung und Achtung der Menschenwürde ein!“
Im Rahmen der Anbringung des Kodex-Schildes begrüßte Roland Tremper, stellvertretender Landesleiter ver.di Berlin-Brandenburg das Engagement von Dilek Kolat: „Ich freue mich sehr, dass Senatorin Kolat unsere Initiative so wirksam unterstützt und hoffe, dass wir nun unser neues Projekt in vielen weiteren Betrieben realisieren können.“
In den nächsten Tagen werden rund 2000 Infobeutel mit dem Aufdruck „Rassismus kommt nicht in die Tüte“ berlinweit verteilt. Interessierte Betriebe und Unternehmen finden darin eine Broschüre zu rechtsextremen Codes und Symbolen, Tipps zum eigenen Handeln im Betrieb, betriebsrechtliche Möglichkeiten, einen Katalog mit Fortbildungsangeboten der MBR sowie eine DVD mit einer RBB-Reportage über die Berliner Neonazi-Szene. Mit dem Aufkleber „Hausverbot für Rassismus“ können auch kleine Geschäfte direkt im Schaufenster ein Zeichen setzen.
In dem Jutebeutel finden interessierte Unternehmen und Betriebe eine Vielzahl von Infomaterial gegen Rassismus. Foto: © MBR
Für Unternehmen und Betriebe muss das Erkennen und entschiedene Entgegenwirken von Alltagsrassismus ein wichtiges Anliegen sein, meint auch Nils Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V., indem er betonte: „Kaufleute verbinden die Welt, Handel gedeiht nur in Toleranz und friedlichem, respektvollem Umgang miteinander. Für Rassismus, Antisemitismus und Gewalt gibt es keinen Platz in unseren Läden. Daher müssen wir handeln statt wegsehen!“
Diese Auffassung teilt auch Frank Salewsky, Geschäftsführer von Securitas Sicherheitsdienste GmbH & Co. KG: „Bei Securitas in Deutschland arbeiten Mitarbeiter aus über 100 unterschiedlichen Nationalitäten. Wir brauchen die Vielfalt in unserer Gesellschaft. Vielfalt ist eine Bereicherung und sollte viel stärker als Vorteil begriffen werden“. Frank Salewsky hat sich deshalb dazu entschieden seine Mitarbeiter von der MBR schulen zu lassen.
„Wie wichtig die Initiative Handeln statt wegsehen ist, zeigen die Anfragen, die uns regelmäßig aus Betrieben erreichen“, sagte Bianca Klose von der MBR. „Die Nachfrage nach unseren Fortbildungen ist so groß, dass wir bis Ende des Jahres das Kodex-Schild noch an vielen weiteren Gebäuden gemeinsam anbringen werden.“
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).