„Wir brauchen neues Frischwasser!“, „Hast Du noch ne Küchenrolle!“, „Au verflixt ist das Blech heiß!“, – solche Rufe waren am Südeingang des Hauptbahnhofs von Frankfurt/Main unüberhörbar. Der Grund: 10 sympathische junge Leute, allesamt Auszubildende mehrerer DB-Tochterfirmen, waren in Rekordtempo dabei, PKWs auf Hochglanz zu bringen. Ihr Ziel: gegen eine kleine Spende Geld für die Berliner Amadeu Antonio Stiftung zu sammeln, die damit kleine Projekte gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus finanziert. Das Engagement der Stiftung war ihnen im Internet aufgefallen.
Mit perfekter Logistik wurde die Aktion vorbereitet, die Aufgaben-Spannweite reichte vom Einholen der notwendigen Genehmigungen des Umweltamts bis zum Benachrichtigen der Hessenschau. Und so mancher Autofahrer staunte. Was kostet das denn? Die Frage wurde in der Regel mit dem Satz beantwortet: „Das, was es ihnen wert ist!“.
Die DB Energie sponsorte den jungen Leuten dazu passende T-Shirts mit Aufdrucken, wie: „Wir waschen die Welt frei von Hass und Gewalt“ und: „Wir waschen Ihr Auto für einen guten Zweck“. Fünf Jungen und fünf Mädchen hatten sich dieses Motto auf ihre Fahnen, bzw. T-Shirts geschrieben: Patrick Jähnke, Christina Eggerding, Melanie Kochem, Christian König, Natalie Schreider, Sebastian Bärthel, Andre Schneider, Angi Sauer, Andrea Watzl und Christian Dieter. Alle sind im Sommer 2007 zwischen 17 und 21 Jahren alt, fünf von ihnen stammen aus der DB Netz AG, drei von der DB-Projekt-Bau GmbH und zwei kommen von der DB Energie GmbH.
Wie sie auf diese originelle Idee kamen? Die Gruppe begründet das so:
„Das Projekt „BahnAzubis gegen Hass und Gewalt“ ist ein Projekt der DB Holding, dass es bereits seit mehreren Jahren gibt. Alle Azubis der DB AG bundesweit nehmen im ersten Lehrjahr an dieser Aktion teil. Ziel ist es in Gruppen von 5-10 Personen ein Projekt zu entwickeln und durchzuführen, dass die Öffentlichkeit über rechte Gewalt informiert oder Spendengelder sammelt die dann an Organisationen gehen die sich gegen Hass und Gewalt engagieren (wie in unserem Fall). Wir haben uns also im Dezember/Januar zusammengesetzt und Ideen entwickelt und uns letztendlich auf die Idee entschieden: Autos waschen für einen guten Zweck unter dem Motto „Wir waschen die Welt frei von Hass und Gewalt“.
Dass sich die Welt so einfach natürlich nicht von Rassimus befreien lässt, das wissen die 10 natürlich auch. Wichtig ist ihnen aber der unerwartete Denkanstoß, der anderen auf diese Weise vermittelt werden sollte – und der Impuls für den Gemeinbschaftselan der jungen Leute selbst. Die Idee kam ihnen im Frankfurter Straßenverkehr: „Entsprungen ist diese Idee dem Gedanken an teils aus Filmen bekannten Scheibenputzer, die an Ampeln stehen und bei rot Scheiben sauber machen und dafür einen Obolus erbitten. Zu unserer eigenen Sicherheit und um nicht mit dem Gesetz zu kollidieren haben wir uns jedoch für einen Parkplatz entschieden.“
Etwa 100 weitere Spendenprojekte
Die insgesamt 3000 Bahn-Azubis in diesem Jahr haben etwa 100 ähnliche Projekte gegen Hass-und Gewalt entwickelt, die in diesen Wochen realisiert werden. Dazu gehörte beispielsweise auch eine Verlosung zugunsten von Projekten gegen Rassimsus in der Halbzeitpause des Bundesligaspiels Hertha BSC gegen Werder Bremen, die von Berliner Auszubildenden der Bahn im Berliner Olympiastadion durchgeführt und auf Großleinwand übertragen wurde (siehe Foto).
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).