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Wenn der Kollege ein Nazi ist

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Broschüre "Rechtsextremen nicht auf den Leim gehen. Ein Ratgeber für den betrieblichen Alltag" (Quelle: MBT HH)

Der eigene Arbeitsplatz gehört zu den sensibelsten Orten, an denen einem Rassismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus, Sexismus oder andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit begegnen können. Denn dem Engagement dagegen stehen oft viele Ängste und Sorgen entgegen: Gefährde ich meinen Arbeitsplatz, wenn ich auf solche Probleme aufmerksam mache? Stehe ich am Ende als Kollegenschwein da? Und ist die Sache meine Mühe überhaupt wert?

Dass sich der Kampf gegen Rechtsextremismus auch am Arbeitsplatz lohnt, will die neue Broschüre „Rechtsextremen nicht auf den Leim gehen. Ein Ratgeber für den betrieblichen Alltag“ deutlich machen. Erstellt vom Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Hamburg führt zahlreiche Beispiele aus der Praxis auf und gibt konkrete Tipps für den Alltag. In einem zweiten Teil geht es um die rechtliche Dimension von Rechtsextremismus am Arbeitsplatz: Auf welche Gesetze kann man sein Handeln beziehen? Was sind die Grundlagen dafür? Im abschließenden Teil der Broschüre geht es darum, Aufmerksamkeit zu schaffen, indem rechtsextreme Codes und Zeichen erläutert werden.

Die Angst um den eigenen Job

Der Fokus der Broschüre liegt dabei darauf, Sensibilität für das Thema zu schaffen. Immer wieder wird betont, wie wichtig ein ausgrenzungsfreies Klima für den Arbeitsalltag ist – man möchte meinen, dass das eine Selbstverständlichkeit ist, doch die zahlreichen Beispiele aus der Praxis machen deutlich, dass das leider nicht der Fall ist. So wird etwa von einer Hamburger Behörde berichtet, in denen der Vorgesetzte die Angewohnheit hatte, über den Flur zu laufen und rassistische Sprüche zu brüllen. Zumindest zwei Mitarbeiter stellten sich dem nach einem Treffen mit den Vertrauensleuten und Betriebsgruppen symbolisch entgegen – ein erster Schritt. Doch gerade in so einer Situation wird deutlich, wie schwierig das Engagement gegen Rechtsextremismus am Arbeitsplatz sein kann, wenn es sich wie in dem Fall um den Vorgesetzten handelt, der rassistische Parolen von sich gibt. Verständlicherweise hält dann viele die Angst um den eigenen Job von einem Einschreiten ab.

Sensibel ist das Thema auch, da viele Betriebe auf ihre Neutralität pochen: Sind Mitarbeiter von ihnen in der rechtsextremen Szene aktiv, wird oft gesagt, es handele sich um das private Engagement des Mitarbeiters – in das der Betrieb nicht reinzureden habe. Dazu wird in der Broschüre der Politikwissenschaftler Roland Roth zitiert: „Politische Neutralität, die im betrieblichen Alltag und in Betriebsverfassungen ein hohes Gut darstellt, kann gegenüber Rechtsextremismus nicht gelten. Denn hier geht es nicht um eine beliebige politische Meinung, sondern um Einstellungen und Verhaltensweisen, die das friedliche Zusammenleben und -arbeiten gefährden.“

Praxisnah und hilfreich

Insgesamt ist „Rechtsextremen nicht auf den Leim gehen. Ein Ratgeber für den betrieblichen Alltag“ eine sehr praxisnahe und hilfreiche Handreichung mit zahlreichen Ansprechpartnern für die weitere Beratung.

Die Broschüre ist nach der 2010 herausgebrachten „Rechtsextremisten nicht auf den Leim gehen. Ein Ratgeber für die Gastronomie“ und der im letzten Jahr erschienenen „Rechtsextremen nicht auf den Leim gehen. Ein Ratgeber für den Sport“ der dritte Ratgeber, der vom Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Hamburg herausgebracht wurde. Sie kann genau wie die beiden Vorgängerhefte auf http://hamburg.arbeitundleben.de oder direkt am Ende des Textes heruntergeladen werden.

Mehr zum Thema:

Wie reagiere ich, wenn ein Kollege rassistische Witze macht?Rechtsaußen im BetriebsratMach meinen Kumpel nicht an – Gewerkschaftliche Aktivitäten gegen RechtsextremismusArbeitsplätze ohne rassistische Hetze

Mehr im Internet:

Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Hamburg

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2017-05-10-anetta-1

Erstmal vor den Füßen kehren üben, als direkt den Dreck der ganzen Stadt nehmen

Zu den wohl ansteckendsten Übeln dieser Welt gehört die schlechte Laune. Sie braucht eigentlich keine Anlässe, weil es immer Dinge gibt, die einen grummeln lassen oder schlimmeres. Schauen wir uns um: Unsere Welt ist voller Ereignisse, die schlechte Laune provozieren. Terror, Feindseligkeiten, himmelschreiende Ignoranz, Rassismus und allenthalben Leid und Unglück. Wenn es mir schlecht geht und ich in eine Stimmung gerate, in der mir angesichts all dessen die Welt hoffnungslos erscheint, dann schaue ich auf einen Brief, den ich mir selbst geschrieben habe. Darin steht an erster Stelle: "Bitte, mach keine Haufen aus ungelösten Problemen. Schichte sie nicht so hoch auf, dass sie wie ein unerklimmbares Gebirge erscheinen." Nun ist es das Wesen der schlechten Laune, dass sie unbeeindruckt bleibt von solchen Tricks. Also kommt der zweite Punkt: "Schau näher hin. Viel näher. Wenn man sich schwach fühlt und die Straße kehren will, dann ist es besser vor den Füßen zu fegen, als an den Dreck der ganzen Stadt zu denken. Das kannst du machen, wenn du ungefähr weißt, wie es geht."
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