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White-Power-Geste Ist das OK-Handzeichen ein Code der rechtsextremen Szene?

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Der Neonazi Pierre Bauer zeigt das "White Power"-Zeichen (Quelle: RechercheNetzwerk.Berlin)

Die Spitze des Zeigefingers an die des Daumens und dann die übrigen drei Finger voneinander abspreizen. In den meisten Teilen der Welt ist es einfach ein OK-Zeichen, eines, mit dem sich Taucher*innen unter Wasser versichern, dass alles in Ordnung ist. Gleichzeitig ist es mittlerweile zum rechtsextremen Erkennungszeichen geworden. Beziehungsweise zu einem Symbol, um politische Gegner*innen zu provozieren, sie aus der Reserve zu locken, um sich dann über sie lustig zu machen. In einer rechtsextremen Auslegung soll dieses Handsymbol für „White Power“ stehen. Genauso wie man aus der Geste die Buchstaben O und K herauslesen kann, lassen sich in ihr auch die Buchstaben W und P erkennen. Das W wird aus den drei abgespreizten Fingern gebildet, steht dann für „White“. Das P bildet sich aus Zeigefinger und Daumen in Verbindung mit dem Unterarm, es steht dann für „Power“.

Ein Aktivist dre rechtextremen „Identitären Bewegung“. Quelle: RechercheNetzwerk.Berlin

Der Slogan „White power“ – „Weiße Macht“ gehört mit zu den zentralsten und meistgebrauchten Schlüsselbegriffen der internationalen Nazi-Szene und soll die Überlegenheit der „arischen Rasse“ zum Ausdruck bringen. Das eigentliche Symbol der „White Power“-Bewegung ist eine weiße, geballte Faust – ein Pendant zur schwarzen Faust der Black-Power-Bewegung in den USA.

Ursprung: „Operation O-KKK“ auf 4Chan

Laut dem Online-Glossar „Know You Meme“ habe ein anonymer Troll im Februar 2017 auf dem Imagebord 4chan die „Operation O-KKK“ angekündigt. Man wolle auf Social-Media-Plattformen verbreiten, dass das OK-Handzeichen, ein „White Power“ Symbol sei.

Start der "Operation KKK" auf 4chan (Quelle: Screenshot)
Start der „Operation KKK“ auf 4chan (Quelle: Screenshot)

Einige User*innen von 4chan folgten dem Aufruf und verbreiteten die Falschmeldung. Die legten sich neue E-Mailadressen und Twitter-Konten an, so die Anti-Defamation League (ADL). Sie bombardierten unter anderem Bürgerrechtsorganisationen und Journalist*innen mit der Falschmeldung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass einige der Trolle selber Rassist*innen und Alt-Right-Anhänger*innen waren. Das Imagebord 4chan gilt als Brutstätte rechtsextremer Kampagnen. Die Anonymität des Forums ermöglicht es den User*innen sanktionsfrei, die schlimmsten Dinge zu posten. Anfang 2019 erlangte 8chan, eine 4chan-Nachfolgerplattform, weltweit traurige Berühmtheit, als der rechtsterroristische Massenmörder von Christchurch sich hier radikalisierte, seine Tat ankündigte und sein „Manifest“ teilte.

Auf einer IB-Demo. Quelle: RechercheNetzwerk.Berlin

Die Falschmeldung zur Handgeste verselbstständigte sich schließlich. Ab dem Sommer 2017 zeigten Rechtsextreme das ursprüngliche OK-Zeichen offline, in der Absicht ihre rassistische Ideologie zum Ausdruck zu bringen.

Die Trolle ergötzten sich daran, wenn wieder einmal linke Journalist*innen und Medien ihre Lügen für bare Münze nahmen. Sie machten sich vornehmlich über Linke lustig, die in jedem noch so unbedeutenden Symbol ein Zeichen rechtsextremer Ideologie zu erkennen meinten.

Quelle: RechercheNetzwerk.Berlin
Quelle: RechercheNetzwerk.Berlin

Der OK-4chan-Scherz war gelungen. Die Trolle versuchten zu jener Zeit weitere unpolitische Symbole als rechtsextrem zu verkaufen. Klatschen solle antifeministisch sein, Milch ein Symbol für die Überlegenheit der „weißen Rasse“. Jedoch erfolglos, im Gegensatz zum OK-Zeichen.

Einerseits nutzen Neonazis das Zeichen, wie der Attentäter von Christchurch, der am Tag nach dem Anschlag vor Gericht das OK-Zeichen für die Kamera zeigte. Andererseits verwenden auch Leute aus dem rechten Spektrum diese Geste, die vorgeben, nur konservativ zu sein.

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Der Interpretations-Spielraum in das Handzeichen ist enorm. Genau das macht den Reiz für Rechtsextreme aus. Ob Menschen, die dieses Zeichen machen, damit ihre rassistische Gesinnung zeigen oder einfach nur „OK“ sagen wollen, ist schlichtweg nicht nachzuweisen. Und genau darauf setzten Rechtsextreme. Daher ist es so wichtig, dieses Symbol immer im Kontext zu betrachten. Folgende Fragen können helfen:

  1.       Wer zeigt das Zeichen? Ist die Person bereits mit rechtsextremen, rassistischen oder antisemitischen Sprüchen, Codes oder Bilder aufgefallen?
  2.       In welchem Kontext steht das Zeichen? In welcher Umgebung wird es gezeigt?

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