Thomas Wulff aus Hamburg-Bergedorf übernahm Mitte der 80er Jahre den Landesvorsitz der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP), die 1995 verboten wurde. Die Gruppe um Wulff traf sich damals zu Kameradschaftsabenden, meist in Kneipenhinterzimmern, und an den Wochenenden führten sie in den nahegelegenen Besenhorster Sandbergen Wehrsportübungen durch. Thomas Wulff wurde ebenso wie sein langjähriger Hamburger Kamerad Christian Worch zum engen Weggefährten des inzwischen verstorbenen Anführers Michael Kühnen. Kühnens Vision von der Legalisierung der NSDAP, seine politischen Konzepte aus den 70er Jahren, sowie dessen Provokations- und Propagandataktik haben bis heute Einfluss auf die Szene.
1991 gründete Wulff gemeinsam mit Worch ? dem Konzept von Kühnens Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF) folgend ? die Nationale Liste (NL) als legale Organisation für die konspirative Struktur. Die NL wurde 1995 verboten. Wesentlich enger als zu Kühnen und Worch wurde Wulffs Zusammenarbeit mit Jürgen Rieger, einem der einflussreichsten Drahtzieher der Szene. Der arbeitslose Kfz-Mechaniker und sein finanzkräftiger Mentor teilen nicht nur die Leidenschaft für alte Wehrmachtsfahrzeuge, beide bereiteten auch ihren späteren Aufstieg innerhalb der NPD sorgfältig und langfristig vor.
2004 zählt der ehemalige NPD-Kritiker Wulff zu denjenigen freien Kameradschaftsanführern, die spektakulär in die Partei eintreten und so eine neue gemeinsame „nationale Volksfront“ proklamieren. Der Einfluss radikaler Kräfte ist seitdem gestiegen und die NPD sei, so Wulff, der „parlamentarische Arm der Bewegung“. 2007 unterstützte Wulff Rieger bei Übernahme des Landesvorsitz? der NPD in Hamburg.
Im Jahr 2008 wurde Wulff nach der Teilnahme am Begräbnis des militanten Neonazis Friedhelm Busse verhaftet, weil er eine Reichskriegsflagge mit großem Hakenkreuz aus der Zeit des Nationalsozialismus auf dem Grab Busses ausgebreitete.
Wulffs gibt sich demonstrativ kameradschaftlich. Als Markenzeichen trägt er eine lederne Arbeitermütze. Er bezeichnet sich selbst als „nationalen Sozialisten“. Sein Spitzname „Steiner“ soll an einen General der Waffen-SS erinnern, der Eliteeinheiten zu Stoßtruppen ausbildete.
Wulff ist wegen seiner Radikalität in der Partei stark umstritten, es gab bereits mehrere Ausschlussverfahren gegen ihn. Im Herbst 2013 äußerte sich Wulff abschätzig über die damalige Parteispitze um Holger Apfel, die er als „Trümmertruppe von Unfähigen und asozialen Selbstbedienern“ titulierte. Das Verfahren versandete allerdings im Zuge des Rücktrittes von Holger Apfel.
Im März 2014 wurde Wulff zum Landesvorsitzenden der NPD in Hamburg gewählt. Auf seiner Antrittsrede bezeichnete sich Wulff erneut als Nationalsozialist. Daraufhin wurde Wulff von der Bundespartei seines Amtes enthoben und von der Nutzung seiner Mitgliedsrechte ausgeschlossen, weil Wulff „wiederholt und schwerwiegend gegen die Grundsätze und Ordnung der Partei verstoßen“ habe. Wulff setzte sich gegen diese Entscheidung zur Wehr, im Mai gab ihm das NPD-Landesschiedsgericht in Hamburg und im Oktober das NPD-Bundesschiedsgericht in Berlin recht.
Auf dem Bundesparteitag am 1.11.2014 in Weinheim verlor Wulff zwar die Wahl zum stellvertretenden Parteivorsitzenden, wurde aber in den erweiterten Parteivorstand gewählt.
Thomas Wulff war zeitweise Angestellter bei der NPD und „persönlicher Referent“ des Parteivorsitzenden Udo Voigt. Er lebt mit seiner Frau, drei Söhnen und der befreundeten Familie eines Kameraden in einem 2000 gekauften Gutshaus in Amholz bei Boizenburg.
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