Pro Tag werden in Deutschland im Schnitt zwei Asylbewerber*innen angegriffen. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, aus der die Neue Osnabrücker Zeitung am Dienstag, dem 9. August, zitiert. Demnach ist zwar die Anzahl der Angriffe zurückgegangen, die Angriffe sind aber gewalttätiger geworden.
Im ersten Halbjahr 2022 verzeichnete das Innenministerium 424 Straftaten gegen Geflüchtete – die meisten haben ein rechtes Tatmotiv. Im Vergleich zum Vorjahr ist damit die absolute Zahl der Angriffe gesunken. 576 Straftaten zählte das Bundesinnenministerium im ersten Halbjahr 2021.
Besorgniserregend ist allerdings, dass die Angreifer*innen gewalttätiger vorgehen, als noch im Vorjahr. Denn, obwohl die Zahl der Straftaten sank, stieg die Zahl der Verletzten. In der ersten Jahreshälfte 2022 wurden 86 Menschen durch Beleidigungen und Attacken außerhalb von Asylbewerberunterkünften verletzt, nach 62 im Vorjahreszeitraum. In einem knappen Viertel der Fälle habe es sich um Gewalttaten wie Brandstiftung, Körperverletzung und den Einsatz von Sprengstoff und Waffen gehandelt.
Hinzu gekommen seien in der ersten Jahreshälfte 43 Anschläge auf Unterkünfte für Geflüchtete, zumeist Sachbeschädigung, Schmierereien und Propaganda, sowie zwölf Angriffe gegen Hilfsorganisationen und freiwillige Helfer im Bereich Flucht und Asyl.
Gewalt gegen Geflüchtete ist zur Randnotiz verkommen
Die Aufmerksamkeit für flüchtlingsfeindliche Gewalt ist abgeebbt, obwohl es bis heute deutschlandweit zu durchschnittlich zwei flüchtlingsfeindlichen Vorfällen täglich kommt. Auch wenn Flucht und Migration nicht mehr die bestimmenden Themen in öffentlichen Debatten und Talkshows sind und auch die rechtsradikale und rechtsextreme Szene mittlerweile versucht, andere Themen zu besetzen, um ihren Hass und Verachtung zu verbreiten, werden Geflüchtete noch immer täglich Opfer rechter Gewalt. Und leider scheint die Gewalt gegen Geflüchtete, ihre Einrichtungen und Unterstützer*innen immer mehr zur Randnotiz zu verkommen.
Mehr Information zur Situation geflohener Menschen in Deutschland finden Sie in der Broschüre „Leben in Gefahr“ der Amadeu Antonio Stiftung.